Venenthrombose: Erste Anzeichen & Symptome

Symptome einer venösen Thrombose

Thrombosen der tiefen Beinvenen entstehen am häufigsten am Unterschenkel. Hier können anhaltende, untypische Schmerzen, meist in der Wadenmuskulatur, das erste Symptom darstellen. Wenn die Thrombose wächst, was sie oft sprunghaft macht, und den Abfluss aus größeren Venen beeinträchtigt, tritt eine Schwellung hinzu. Bei genauer Beobachtung bemerkt man eine leicht bläuliche Verfärbung an Unterschenkel und Fuß, die „Zyanose“. Ist die Kniekehlenvene oder eine weiter körperwärts gelegene Vene (Oberschenkel, Becken) vollständig verstopft, werden Schwellung und Zyanose deutlicher und die Schmerzen betreffen die Muskulatur diffus. Das Blut fließt vermehrt über die Hautoberfläche ab und bringt die oberflächlichen Venen zu einer stärkeren Schwellung. Geschwollene Venen vor dem Schienbein lenkten früher oft erst die Aufmerksamkeit auf eine mögliche Thrombose und galten als „Warnvenen“. Oft können die Patienten nicht mehr auftreten. Sie haben das Bedürfnis, ihr Bein hoch zu legen. Bei einer Beckenvenenthrombose ist das gesamte Bein geschwollen. Neben den „Warnvenen“ gibt es weitere sog. klinische Thrombosezeichen: Das Payr-Zeichen (Druckschmerz an der Innenseite des Fußes), das Homanns-Zeichen (Wadenschmerzen bei Beugung des Fußes) oder das Meyer-Zeichen (Schmerz der Wade auf Druck, objektiver: beim Aufpumpen einer Blutdruckmanschette auf 60 mmHg). Die klinischen Zeichen sind aber nur bei 50 % der Thrombosen vorhanden und können im Verdachtsfall niemals eine bildgebende Diagnostik ersetzen.

Besonders heimtückisch ist, dass gerade die Thrombosen, die Lungenembolien hervorrufen, oft nur wenige oder gar keine Beschwerden am Bein hervorrufen. Dass sich eine Thrombose am Ort des Entstehens löst und in die Lunge geschwemmt wird, liegt ja daran, dass sie wenig Kontakt mit der Gefäßwand hat und dort keine lokale Entzündung entsteht – diese würde unangenehme Schmerzen hervorrufen und helfen, die Thrombose aufzudecken. Die Lungenembolie führt zu Luftnot bei Anstrengung, manchmal zu Schmerzen im Brustraum – wenn nämlich die Lunge geschädigt ist und sich das Rippenfell entzündet – oder zu plötzlichem Husten, gelegentlich mit blutigem Auswurf. Gibt es für derartige Symptome keine Erklärung wie beispielsweise eine schwere Erkältung oder Grippe, müssen gleichzeitige auch minder schwere Beschwerden an einem Bein besonders ernst genommen werden. Zügig sollte man die Hausärztin oder den Hausarzt aufsuchen. Eine plötzlich auftretende schwere Luftnot, vielleicht sogar mit Bewusstlosigkeit, ist mit oder ohne vorherige Beinbeschwerden ein lebensbedrohlicher Notfall und erfordert eine umgehende Klinikaufnahme!

Symptome einer Thrombophlebitis

Unter einer Thrombophlebitis versteht man eine Entzündung einer oberflächlichen Vene, die durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft wird. Eine Entzündung und Thrombose der unter der Hautoberfläche verlaufenden oberflächlichen Venen ist eine typische Komplikation von Krampfadern und betrifft Frauen etwa 4-mal häufiger als Männer. Venen, die man zuvor nur als erweitert und geschlängelt wahrgenommen hat, werden plötzlich hart und schmerzhaft, besonders bei Druck. Es kommt zu einer entzündlichen Rötung der Haut über der Vene. Manchmal geht die Rötung großflächig über den Bereich der Vene hinaus. Sehr viel seltener tritt eine derartige Thrombose auch bei nicht vorgeschädigten Venen auf. Auch hier spürt man einen Strang unter der Haut, der auf Druck schmerzt und eine Rötung im Gefäßverlauf erkennen lässt.

Seltener findet sich diese Thromboseform an den Armen - meist als unerwünschte Folge eines Venenkatheters oder einer Kanüle, die der Gabe von Medikamenten oder der Blutabnahme dienen. Nicht selten werden Venenwände auch bei Infusionen gereizt oder verletzt, so dass sie sich entzünden (Infusionsthrombophlebitis).

Glücklicherweise sehr selten ist die septische Thrombophlebitis. Hierbei dringen Keime in die Vene ein und breiten sich im Thrombus aus. Oft bestanden bereits zuvor Symptome einer schweren Erkrankung mit Blutvergiftung, oder eine lokale Hautinfektion im Bereich einer Vene. Auch hier ist eine umgehende ärztliche Behandlung geboten, damit keine Infektion der Herzklappen entsteht. In den allermeisten Fällen liegt bei einer Thrombophlebitis kein Infekt vor und Antibiotika sind überflüssig.

Eine weitere Sonderform stellt die Thrombophlebitis migrans et saltans dar. Dabei breitet sich die Entzündung der oberflächlichen Vene entweder kontinuierlich im oberflächlichen Venensystem aus. Oder es kommt zu einem sprunghaften Auftreten an anderer Stelle. Die Patienten können so wochenlang mit Venenentzündungen zu tun haben. Manchmal liegt diesem Krankheitsbild eine Gefäßentzündung zu Grunde, die bei Rauchern auftritt (Thrombangiitis obliterans). Auch eine andere entzündliche Gefäßerkrankung, der Morbus Behcet kann dahinterstecken, ebenso weitere rheumatische Erkrankungen. Es muss aber auch daran gedacht werden, nach einer zu Grunde liegenden Tumorerkrankung zu suchen.

Sonderformen der Phlebothrombose

Unter einer Phlebothrombose versteht man einen Verschluss einer tiefen Vene mit Beeinträchtigung des venösen Abflusses. Am häufigsten tritt die tiefe Beinvenenthrombose auf.

Thrombose in den tiefen Venen des Schultergürtels (V. subclavia bzw. V. axillaris)

Der Blutfluss aus dem Arm muss im Bereich des Schlüsselbeins durch eine anatomische Engstelle hindurch und kann dort beeinträchtigt werden. Bei manchen Menschen kommt er bei mehr oder weniger hohem Anheben des Arms vollständig zum Erliegen. Dieses Phänomen wird als Thoracic-Inlet-Syndrom bezeichnet. Hierbei kommt es auch zu Thrombosen der tiefen Arm-, Achsel- oder Schlüsselbeinvenen, oft in Folge körperlicher Überanstrengung (z. B. beim Sport oder handwerklichen Tätigkeiten „über Kopf"), oder durch eine Wandschädigung der Venen bei häufigen oder ruckartigen Armbewegungen. Folge ist eine teilweise schmerzhafte Schwellung des Arms, Venen am Handrücken treten hervor. Manchmal erlahmt der Arm bei Anstrengung. Besteht die Thrombose längere Zeit, bilden sich erweiterte und geschlängelte Venen an der Schulter und der oberen Brustwand. Eine Thrombose der Schlüsselbeinvenen kann auch durch länger liegende zentrale Venenkatheter ausgelöst werden. Ein recht dicker derartiger Katheter ist der Portkatheter, der zur Behandlung von Tumorpatienten dauerhaft in die Schlüsselbeinvene platziert wird. Hierunter treten Thrombosen häufiger auf. Gelegentlich kommen sie bei der Anlage eines Herzschrittmachers vor, der ebenfalls über die Schlüsselbeinvene verläuft.

Thrombose der herznahen Venen (obere oder unteren Hohlvene)

Bei Tumoren im Brustraum (Lunge, Lymphknoten) kann der Venenabfluss behindert werden. Manchmal entwickelt sich hieraus auch eine Thrombose. Wenn diese die obere Hohlvene (V. cava superior) betrifft, kommt das Blut über diesen Weg nicht mehr aus Kopf und Armen zurück, es muss über kleinere Umwege fließen. Folge ist eine Schwellung beider Arme sowie von Hals und Gesicht. Die Halsvenen treten hervor, das Gesicht ist stärker gerötet. Die Beine sind vergleichsweise schlank. Die Thrombose der unteren Hohlvene (V. cava inferior) tritt ebenfalls meist im Rahmen einer Tumorerkrankung auf. Umgekehrt muss nun der Blutfluss zur oberen Hohlvene umgeleitet werden. Es kommt zu einer erheblichen Schwellung beider Beine bis in den Genitalbereich. bei längerem Bestehen können sich an der Bauchwand große Umgehungsvenen bilden.

Phlegmasia coerulea dolens

Dies ist die Maximalform einer Venenthrombose, sie setzt meist schlagartig ein. Durch eine sehr ausgedehnte Gerinnselbildung kommt der Blutfluss in allen großen Venen einer Extremität zum Erliegen. In der Folge kann auch das arterielle Blut nicht mehr ordentlich fließen. Es entsteht eine äußerst schmerzhafte Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe (Ödem) und eine bläulich-fahle Verfärbung der betroffenen Extremität. Dieser Zustand erfordert eine sofortige Klinikbehandlung, damit die betroffene Extremität aufgrund der Mangeldurchblutung nicht abstirbt.

Reisethrombose (Economy-Class-Syndrom)

Hierbei handelt es sich um eine tiefe Venenthrombose während oder nach einer längeren Reise von mehr als 4 Stunden in sitzender Position. Die Beine sind dabei regelhaft angewinkelt, wegen der Enge auf Auto-Rücksitzen oder im Flugzeug – die eine Zeit lang besonders enge Reihung der Sitze im Flugzeug hat zur Bezeichnung als „Economy-Class-Syndrom“ geführt. Als zusätzliche Faktoren bei der Flugreisethrombose werden der niedrigere Luftdruck in der Kabine und die Lufttrockenheit diskutiert. Betroffene gehören oft nicht zu den klassischen Risikogruppen. Schwellungen beider Unterschenkel und Füße sind nach Flugreisen häufig und meist harmlos. Ist jedoch eine Seite deutlich stärker betroffen und treten Schmerzen in der Wade hinzu, besonders beim Auftreten, kann eine Thrombose entstanden sein.

Experte: Wissensch. Beratung: PD Dr. L. Caspary, Hannover & Dr. Gerhard Tepohl, München

Literatur:
• Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J (Hrsg.) Elsevier 11/2022 • AWMF Leitlinie: Venöse Embolie

Letzte Aktualisierung: 30.01.2023

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