Hoden

Die Hoden sind die männlichen Geschlechtsdrüsen. Der Begriff stammt von dem althochdeutschen Wort „hodo", das bedeutet „bedecken" oder „verhüllen". Jeder gesunde Mann hat 2 Hoden, die sich in einem Hodensack außerhalb des Körpers befinden. Die Hoden sind etwa so groß wie eine Pflaume und wiegen etwa 18 Gramm.

Jeder Hoden besteht aus 250-350 Läppchen, die durch Bindegewebe voneinander getrennt sind. Jedes Läppchen enthält etwa 1-4 winzige Kanäle (Hodenkanälchen). In diesen Kanälen findet die Produktion der männlichen Samen (Spermien) statt. Pro Tag werden etwa 30 Millionen Spermien produziert. Die Hodenkanälchen werden durch die Sertoli-Zellen gestützt. Die Sertoli-Zellen dienen auch dazu, die heranwachsenden Spermien zu ernähren. Zwischen den Kanälchen befinden sich Zellen, in denen männliche Geschlechtshormone gebildet werden, die so genannten Leydig-Zwischenzellen. Diese Zellen produzieren das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Aus den Hodenkanälchen gelangen die Spermien über einen kurzen Gang in den Nebenhoden.

Im Nebenhoden wachsen und reifen die Samenzellen. Die fertigen Samenzellen werden im Nebenhoden gespeichert. Es dauert etwa 80 Tage, bis aus einer Samen-Vorläuferzelle ein fertiges Spermium entsteht. Die Spermien verlassen die Nebenhoden durch den Nebenhodengang. Dieser mündet in den Samenleiter, der zusammen mit den Ausführungsgängen der Prostata in die Harnröhre mündet.

Übersicht:

  • Hormonbildung
  • Wirkung der Hodenhormone
  • Störung der Hormonbildung

Hormonbildung im Hoden

Spezielle Zellen des Hodens, die Leydig-Zwischenzellen, produzieren vor allem das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Zusätzlich bilden die Zellen andere Steroidhormone wie Dihydrotestosteron (DHT), Dihydroepiandrosteron (DHEA) und auch das weibliche Geschlechtshormon Östradiol.

Grundgerüst für die Hormone ist Cholesterin. In den Zielorganen (Prostata, Haut, Geschlechtsorgane) wird Testosteron in Dihydrotestosteron umgewandelt. Im Fettgewebe und in der Leber entsteht aus Testosteron Östradiol. Ist viel Fettgewebe vorhanden (Übergewicht), wandelt der Körper viel Testosteron in Östradiol um. Deshalb haben übergewichtige Männer häufig erhöhte Östrogenwerte im Blut. Diese können dazu führen, dass der Körper der Männer „weiblicher" aussieht: Die Brust kann sich vergrößern (Gynäkomastie) und die Brustbehaarung kann verschwinden.

Der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse kontrollieren, wie viel Testosteron zu welchem Zeitpunkt in den Leydig-Zellen gebildet wird: Soll mehr Testosteron produziert werden, schüttet der Hypothalamus das Gonadotropin-releasing Hormon (GnRH) aus. Dies regt die Hirnanhangsdrüse an, das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH) zu bilden. LH stimuliert in den Leydig-Zellen die Produktion von Testosteron. Testosteron und FSH wirken auf die Hodenkanälchen: Sie fördern die Entwicklung und Reifung der Spermien. Sind im Körper genügend Testosteron und Östradiol, in das Testosteron umgewandelt wird, vorhanden, wird dies an Hypothalamus und Hirnanhangsdrüse gemeldet. Diese stoppen dann die Ausschüttung von GnRH, FSH und LH, so dass weniger Testosteron gebildet wird (negative Rückkopplung). Ein weiterer Stoff, der eine negative Rückkopplung meldet, ist Inhibin, das von den Sertoli-Zellen gebildet wird.

Wirkung der Hodenhormone

Testosteron gelangt über das Blut zu den Zielorganen wie Geschlechtsorgane, Haut, Leber, Fettgewebe, Knochen oder Prostata. Es fördert das Wachstum, die Entwicklung und die Funktion der männlichen Geschlechtsorgane, es bestimmt den Körperbau, den Behaarungstyp, die Größe des Kehlkopfes und die Aktivität der Talgdrüsen. Viele Jugendliche leiden wegen einer übermäßigen Testosteronproduktion in der Pubertät an Akne. Testosteron fördert die Entwicklung und Reifung der Spermien.

Das Hormon ist die Voraussetzung für einen normalen Geschlechtstrieb (Libido) und die Potenz des Mannes. Testosteron stimuliert darüber hinaus die Blutbildung und das Muskelwachstum. Das Hormon wird deshalb mitunter als Dopingmittel missbraucht. Im zentralen Nervensystem bestimmt Testosteron gewisse „männliche" Verhaltensweisen, z. B. Aggressivität.

Störung der Hormonbildung im Hoden

Testosteron-Unterproduktion

Aus verschiedenen Gründen kann es dazu kommen, dass die Leydig-Zellen im Hoden nicht genügend Testosteron bilden und dass die Samenentwicklung gestört ist. Liegt die Ursache im Hoden selbst, nennen Mediziner dies primärer Hypogonadismus. Treten Störungen im Hypothalamus oder in der Hypophyse auf, wird dies als sekundärer Hypogonadismus bezeichnet.

Ein primärer Hypogonadismus kann auftreten, wenn die Hoden von Geburt an fehlen oder sie später im Leben so geschädigt werden, dass sie nicht mehr genügend Testosteron bilden können, z. B. durch Unfälle, Operationen am Hoden, durch Tumore, Entzündung, Bestrahlung oder Medikamente.

Eine beidseitige Entzündung der Hoden, z. B. nach einer Mumps-Infektion, kann das Drüsengewebe so zerstören, dass es keine Hormone mehr produziert und die Samenbildung gestört ist. Auch ein zusätzliches Geschlechtschromosom (Klinefeltersyndrom, XYY-Syndrom) kann einen primären Hypogonadismus verursachen.

Wenn Hypothalamus oder Hirnanhangsdrüse durch Tumore, Entzündungen, eine Strahlentherapie oder Infektionen geschädigt werden, kann es zu einem sekundären Hypogonadismus kommen. Dabei bildet die Hirnanhangsdrüse nicht mehr genügend Gonadotropin-releasing Hormon bzw. Follikel-stimulierendes Hormon und luteinisierende Hormon.

Ein Testosteronmangel zeigt sich beim Erwachsenen daran, dass der Bartwuchs zurückgeht und die Muskeln abgebaut werden. Die sexuelle Lust und die Potenz lassen nach. An den Knochen kann sich eine Osteoporose entwickeln. Ein Testosteronmangel wird mit Testosteron als Spritze oder in Form eines Pflasters oder Gels auf der Haut behandelt.

Testosteron-Überproduktion

Ein Testosteron-Überschuss kommt sehr selten vor. Er kann zum Beispiel im Rahmen eines adrenogenitalen Syndroms auftreten. Die Kinder wachsen zunächst sehr schnell, kommen dann aber frühzeitig in die Pubertät und sind als Erwachsene klein.

© Internisten-im-Netz

Impressum

Datenschutz

Bildquellen

Kontakt

Herausgeber

Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.