Morbus Crohn: Therapie

Ein Morbus Crohn kann nicht geheilt werden. Eine Behandlung kann die Beschwerden jedoch lindern und den Entzündungsprozess bremsen. Die Behandlung selbst hängt davon ab, wie schwer die Erkrankung ist und welche Teile des Verdauungstraktes betroffen sind.

Allgemeinmaßnahmen

Beim M. Crohn können diätetische Maßnahmen sinnvoll sein, insbesondere wenn der Hauptbefall im Dünndarm liegt. In diesen Fällen ist eine ernährungsmedizinische Beratung sinnvoll. Bei Vorliegen einer Verengung sollte zudem auf zähes Fleisch und Schalen von Obst und Gemüse verzichtet werden (sog. Stenosekost). Von besonderer Bedeutung ist ein Verzicht auf Nikotinkonsum. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass dadurch der weitere Krankheitsverlauf ohne und mit Therapie günstig beeinflusst wird.

Medikamente

Bei einem akuten Krankheitsschub mit einer geringen bis mittleren Aktivität (CDAI 150-350) verschreibt der Gastroenterologe Kortisonpräparate wie Prednisolon bzw. Prednison. Der Patient muss die Tabletten in der Regel 3(-6) Monate lang einnehmen. Ist vor allem der letzte Teil des Dünndarms (Ileum) und der Blinddarm (Coecum) befallen, und hat der Patient keine weiteren Entzündungsherde im Darm oder an anderen Stellen des Körpers, kann der Patient das Kortisonpräparat Budesonid einnehmen. Diese Kapseln wirken vor allem im Darm und werden in der Leber rasch abgebaut, wodurch das Risiko für Kortison-typische Nebenwirkungen deutlich reduziert wird.

Häufig werden beim Morbus Crohn Salizylate wie Mesalazin gegeben. Studien haben jedoch gezeigt, dass Salizylate nicht so gut bzw. gar nicht wirken. Ausnahmen sind ein isolierter oder dominierender Befall des Dickdarms. Ist der Entzündungsprozess im Darm so stark, dass der Patient nicht genügend wichtige Nährstoffe aufnehmen kann, müssen diese bei nachgewiesenem Mangel ersetzt werden, beispielsweise Eisen, Kalzium, Elektrolyte, Vitamin B12 und andere Vitamine. In bestimmten Nährlösungen (Formuladiäten) sind diese Nährstoffe enthalten. Bei einer Kortisonbehandlung sollte begleitend Vitamin D gegeben werden.

Bei einem akuten Schub mit einer hohen Entzündungsaktivität (CDAI > 350) setzt der Arzt ebenfalls zunächst Kortison ein, allerdings oft in einer höheren Dosierung. Wenn Kortison nicht hilft, kann der Arzt z.B. TNF-alpha-Blocker verabreichen. Ist die Entzündung so stark, dass sich Darmabschnitte verengt haben, muss der Patient möglicherweise über die Vene mit Nährlösungen und Flüssigkeit ernährt werden (parenterale Ernährung).

Kortison soll aufgrund des Nebenwirkungsprofils nicht auf Dauer gegeben werden. Darüber hinaus ist Kortison nicht geeignet, bei dauerhafter Einnahme einen erneuten Schub der Erkrankung zu verhindern. Lässt sich ein Schub über Monate nicht mit Kortison kontrollieren (chronisch aktive Erkrankung) oder kommt es beim Versuch der Dosisreduktion des Kortisons immer wieder zum Aufflackern der Krankheit (steroidabhängiger M. Crohn) ist ebenso wie bei häufigen Schüben (2 oder mehr pro Jahr) die Indikation für eine das Immunsystem supprimierende (z.B. Azathioprin) oder modulierende Therapie (z.B. TNF-alpha-Blocker) gegeben. Diese Behandlung sollte nur durch in der Therapie erfahrene Spezialisten durchgeführt werden. Sind diese Therapiemaßnahmen über Jahre wirksam, muss im Verlauf über eine Beendigung mit dem Risiko des Rückfalls entschieden werden. Bei Mangelerscheinungen müssen die fehlenden Nährstoffe ergänzt werden.

Weitere wichtige Medikamente bei der Behandlung von Morbus Crohn sind Loperamid gegen starke Durchfälle und Colestyramin, das bei einem Gallensäurenverlustsyndrom eingesetzt wird, wenn Gallensäuren wegen des entzündeten Darmes nicht richtig aufgenommen werden oder das letzte Stück des Dünndarms als Ort der Rückresorption der Gallensäuren operativ entfernt wurde. Eine besondere therapeutische Herausforderung sind Verbindungsgänge zwischen dem Darm und anderen Organen oder der Hautoberfläche (sog. Fisteln), die je nach Lokalisation, Ausprägung und entzündlicher Aktivität allein oder in Kombination mit lokalen Maßnahmen (z.B. Fadendrainage, Fistheltherapeutika), Antibiotika, Biologika (TNF-alpha-Blocker) oder operativ behandelt.

Operation

Patienten mit Morbus Crohn werden meist nur dann operiert, wenn durch die Erkrankung Komplikationen auftreten. Dazu zählen u. a.:

  • Darmdurchbruch
  • Darmverschluss oder dauerhafte Darmverengung
  • Schwere Darmblutungen
  • Entzündung des Bauchfells

Eine Operation kann auch dann notwendig sein, wenn sich Eiter in Schleimhauthöhlen angesammelt hat (Abszess), wenn sich ein Verbindungsgang (Fistel) vom Darm zur Harnblase gebildet hat oder wenn der Harnleiter durch entzündete Darmschlingen zusammengedrückt und der Harnabfluss gestört wird.
Ist der Darm durch die Entzündung der Darmwand verengt, kann der Gastroenterologe versuchen, die Engstelle mittels Endoskopie und einem Ballon zu weiten. In den meisten Fällen kann eine solche Ballondilatation eine Operation jedoch nicht vermeiden, sondern nur hinauszögern.

Bei alleinigem Befall des Übergangbereichs Dünndarm (terminales Ileum)/Dickdarm muss vor Einleitung einer intensivierten Therapie (z.B. Biologika) auch immer eine operative Entfernung des betroffenen Abschnitts erwogen werden, da viele Patienten durch eine solche Maßnahme eine längerfristige stabile Remission (Ruhephase) erfahren.

Sonstige Therapien

Eine chronische Krankheit mit immer wiederkehrenden Entzündungsschüben ist eine große Belastung für die Patienten. Der Leidensdruck ist bei einem Morbus Crohn daher sehr hoch. Patienten mit psychischen Störungen oder Depressionen kann eine Gesprächstherapie helfen. Viele Psychotherapeuten empfehlen auch Entspannungsübungen. Dadurch können die Betroffenen die Krankheit besser verarbeiten und fühlen sich psychisch stabiler.

Experte: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Siegen

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. et al. (Hrsg.); Elsevier 11/2022
S3-Leitlinie der DGVS „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ (8/2021):
https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2022/04/ZfG_Leitlinie-LL-MC_05.04.22.pdf
https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/morbus-crohn/

Letzte Aktualisierung: 23.01.2023

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