Schmerzen: Behandlung mit Opioiden

Unter dem Begriff Opioide werden so genannte Opiate und opiat-ähnlich wirkende Substanzen zusammengefasst. Opiate stammen chemisch vom Opium ab. Opium wiederum wird aus den Kapseln des Schlafmohns gewonnen. Nach Anritzen der Kapsel tritt ein Milchsaft aus, der getrocknet wird. Das wichtigste Opiat in der Schmerztherapie ist das Morphium, auch Morphin genannt.

Natürliche oder synthetisch hergestellte Opioide binden an Rezeptor-Moleküle im Gehirn und Rückenmark und hemmen so die Erregbarkeit von Nervenzellen. Schmerzreize aus dem peripheren Nervensystem werden weniger oder gar nicht mehr wahrgenommen. Opioide dämpfen vor allem den dumpfen, schlecht lokalisierbaren Schmerz (z. B. viszeralen Schmerz), weniger den „hellen Schmerz" wie z. B. den neuropathischen Schmerz. Man unterscheidet zwischen schwach wirksamen und stark wirksamen Opioiden. Schwach wirksame Opioide werden in der Therapie chronischer Schmerzen meist mit einem Nicht-Opioid-Analgetikum kombiniert. Wenn diese Kombination die Schmerzen nicht ausreichend lindert, empfiehlt es sich, frühzeitig auf ein stark wirksames Opioid umzustellen.

Opiode können verschiedene dauerhafte Nebenwirkungen auslösen. So führen sie beispielsweise immer zu Verstopfung. Außerdem können sie bei langer Anwendung körperlich - nicht jedoch psychisch süchtig - abhängig machen und zu Entzugserscheinungen führen, wenn sie plötzlich abgesetzt werden. Deshalb sollte die Dosis langsam nur reduziert werden. Heute gibt es jedoch so genannte Retard-Präparate, die den Wirkstoff verzögert freisetzen. Bei korrekter Einnahme dieser Medikamente ist deshalb die Suchtgefahr außerordentlich gering. Außerdem bleibt so die Konzentration über einen Zeitraum von 8 bis 12 Stunden weitgehend konstant. Schmerz-Pflaster haben einen ähnlichen Effekt.

Schwach wirksame Opioide

Levomethadon

Levomethadon ist als Ersatzdroge für Opioid-Abhängige in die Schlagzeilen gekommen. Es hat ein ähnliches Wirkungsspektrum wie Morphin, die Abhängigkeit und Gewöhnung setzt jedoch langsamer ein.

Naloxon

Naloxon ist ein Opium-Antagonist, d.h. es unterbindet die Wirkung von Opioiden. In Kombination mit Tilidin blockiert es dessen Wirkung und soll den Missbrauch verhindern. Nach oraler Aufnahme wird Naloxon in der Leber in ein unwirksames Produkt umgewandelt. Bei Missbrauch (Spritzen) oder Überdosierung blockiert Naloxon die Opiat-Rezeptoren. Eine mögliche Nebenwirkung sind Atemschwierigkeiten.

Pentazocin

Dieser Wirkstoff weist ein Drittel der schmerzlindernden Wirkung von Morphin auf. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Schwitzen, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und eine beruhigende Wirkung.

Pethidin

Dieses schwach wirksame Opioid besitzt ein Zehntel der Wirkung von Morphin, wird jedoch vom Körper leichter aufgenommen als Morphin. Die Wirkung hält nur 2 bis 4 Stunden an. Das Abhängigkeitspotenzial ist gering. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Verstopfung, Schwindel und Einschränkung der Leistungsfähigkeit.

Tilidin

Tilidin wird im Körper in das wirksame Nortilidin umgewandelt. Es hat ein Fünftel der Wirkung von Morphin und eine Wirkdauer von nur 3 Stunden. Tilidin ist in Kombination mit Naloxon im Handel. Es kann die geistige Aktivität einschränken und die Stimmung beeinflussen. Außerdem kann es Übelkeit, Erbrechen und Abhängigkeit bewirken.

Tramadol

Tramadol besitzt etwa ein Zehntel der Wirkstärke von Morphin, die Wirkung tritt schnell ein und hält für 6 bis 8 Stunden an. Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen. Darüber hinaus ist die Leistungsfähigkeit eingeschränkt und es können Schwindel und Kopfschmerzen auftreten.

Stark wirksame Opioide

Morphin-Präparate gibt es als Tabletten, Zäpfchen oder Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung und Injektionslösung. Sie sind die am häufigsten eingesetzten Mittel bei starken und stärksten Tumorschmerzen. Sie werden aber auch oft für die Behandlung anderer chronischer Schmerzzustände angewandt. Wichtig ist die kontinuierliche Einnahme nach einem Zeitschema.

Buprenorphin

Dieses lang wirksame Opioid gibt es als kleine Tablette, die man unter die Zunge legt und dort zergehen lässt. Es eignet sich vor allem für Patienten mit Schluckstörungen. Seine schmerzlindernde Wirkung ist 30- bis 40-mal höher als diejenige von Morphin und hält 6 bis 8 Stunden an. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und eine stark beruhigende Wirkung, die mit einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit einhergeht.

Fentanyl

Fentanyl ist als Pflaster in unterschiedlichen Größen erhältlich. Das Pflaster besitzt eine lange Wirkdauer und muss nur alle 72 Stunden gewechselt werden. Es verursacht anfänglich in über 30 Prozent der Fälle Übelkeit, die aber nach einer Einstellungsphase von zwei bis drei Wochen oft verschwindet oder sich medikamentös lindern lässt. Fentanyl kann auch eine Verkrampfung der Muskulatur hervorrufen und die Atmung beeinflussen.

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