23.02.2017

Fernüberwachung bei Herzschwäche kann Klinikaufenthalt ersparen

Bei drohender Herzschwäche alarmiert ein Mini-Implantat den Arzt per Handy. Dadurch könnte bis zu jede dritte Krankenhauseinweisung bei Herzschwäche-Patienten entfallen.

Einen miniaturisierten Sensor, mit dem sich der Blutdruck bei Herzschwäche-Patienten aus der Ferne kontrollieren lässt, wird z.B. im Universitäts-Herzzentrum Freiburg/Bad Krozingen (UHZ) verwendet. Mithilfe des in die Lungenschlagader implantierten Sensors misst der Patient einmal täglich den Blutdruck sehr nahe am Herzen und überträgt die Werte per Handy an das Behandlungszentrum am UHZ. Steigt der Blutdruck, kann das der Vorbote einer akuten, lebensgefährlichen Herzschwäche sein. Noch vor Auftreten von Symptomen können die behandelnden Ärzte aus der Ferne die Therapie so anpassen, dass der Blutdruck wieder fällt. Dadurch könnte bis zu jede dritte Krankenhauseinweisung bei Patienten mit Herzschwäche entfallen (siehe The Lancet 2016, Band 387, Nr. 10017, Seite: 453-461).

Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. Typische Anzeichen sind Atemnot bei leichter körperlicher Belastung wie Treppensteigen. Bei einer Herzinsuffizienz reicht die Pumpleistung des Herzens nicht mehr aus, um den Blut- und Sauerstoffbedarf des Körpers zu decken. Das schwerste Stadium einer Herzinsuffizienz wird als Dekompensation bezeichnet und kündigt sich durch Müdigkeit, Atemnot, Schwellungen der Beine und der Leber an. Unbehandelt kann es zum Herzstillstand führen.

„Für die Patienten bedeutet das neue Herz-Überwachungssystem einen enormen Gewinn an Lebensqualität und auch an Lebenszeit", betont Prof. Dr. Andreas Zirlik, Stellvertreter des Ärztlichen Direktors an der Klinik für Kardiologie und Angiologie I des Universitäts-Herzzentrums Freiburg/Bad Krozingen. „Das System schlägt Alarm, noch bevor die Patienten Symptome bemerken." Dadurch können im besten Fall ein Krankenhausaufenthalt und Folgeschäden an Herz und Nieren vermieden werden, die wiederum das Sterberisiko erhöhen. Geeignet ist das CardioMEMS genannte System für Patienten, die in den letzten zwölf Monaten wegen Herzschwäche im Krankenhaus waren und der Herzinsuffizienzklasse III gemäß der Klassifizierung der New York Heart Association (NYHA) angehören.

Seit Oktober 2016 wurde das CardioMEMS-System an den Kliniken für Kardiologie und Angiologie I und II des UHZ im Rahmen einer klinischen Studie bei neun Patienten eingesetzt. Weitere folgen in den nächsten Wochen und Monaten. Bei zwei Patienten hat sich das System im Akutfall schon bewährt. „Als sich die Werte verschlechterten, haben wir die Patienten angerufen und mit einer angepassten Therapie gezielt gegengesteuert. Damit konnten wir ihnen vermutlich den Krankenhausaufenthalt ersparen", berichtet Prof. Zirlik.

Der etwa büroklammergroße Sensor funktioniert während der gesamten Lebenszeit des Patienten und benötigt keine Batterien. Für die tägliche Messung legt sich der Patient auf ein spezielles Kissen. Dieses regt den Sensor über magnetische Wellen an und empfängt dann die Messwerte. „Die Messvorgänge sind schmerzfrei und dauern nur wenige Sekunden", erklärt Dr. Wolfgang Zeh, Oberarzt und Leiter der Arbeitsgruppe für Klinische Herzinsuffizienz der Klinik für Kardiologie und Angiologie II des UHZ.

Der oben genannten Lancet-Studie mit 550 Patienten zufolge wurden Patienten mit CardioMEMS ein Drittel seltener wegen Herzschwäche ins Krankenhaus eingeliefert als Patienten ohne das System. In Europa ist Herzinsuffizienz bei älteren Menschen der häufigste Grund für Klinikeinweisungen. Innerhalb von sechs Monaten kommt die Hälfte aller Herzinsuffizienzpatienten erneut in die Klinik.

Quelle: Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen

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