19.02.2017

Prognose beim Herzinfarkt wird auch von der Darmflora beeinflusst

Der Verlauf eines Herzinfarktes wird auch durch die im Darm des Patienten vorherrschenden Bakterien mitbestimmt. Das berichten Forscher des UniversitätsSpitals Zürich.

Das Mikrobiom des Menschen - also die Art der Bakterien, die unseren Magen-Darm-Trakt besiedeln - ist im Erwachsenenalter individuell unterschiedlich und hat ausgeprägte Wirkungen auf unseren Körper. Eine neue Studie mit Beteiligung des UniversitätsSpitals Zürich zeigt, dass das Mikrobiom bei Herzinfarktpatienten die Prognose mitbestimmt (siehe European Heart Journal 2017, Band 0, Seite 1-11). 

Bakterien im Magen bauen die Nahrung, die wir aufnehmen, in verschiedene chemische Verbindungen (sog. Metabolite) ab, die durch den Einfluss von Enzymen entstehen. Diese werden danach im Darmtrakt aufgenommen und beeinflussen schließlich die Funktion diverser Organe und des Körpers. So wandeln Bakterien das in Fleischprodukten, Eiern und fettreichen Milchprodukten enthaltene Lecithin und andere Substanzen in Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) um - ein Abbauprodukt, welches im Herz-Kreislauf-System ungünstige Wirkungen entfaltet.

In einer groß angelegten Studie der Cleveland Clinic und der Kardiologie des Universitären Herzzentrums am UniversitätsSpital Zürich mit insgesamt über 2000 Patienten konnten die schweizerisch-amerikanischen Autoren zeigen, dass die Blutspiegel von TMAO den Krankheitsverlauf nach Herzinfarkt beeinflussen. So sind hohe TMAO-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für einen weiteren Herzinfarkt und einen Herztod verbunden.

Amerikanische Patienten wiesen interessanterweise höhere TMAO-Werte auf als Schweizer Patienten - möglicherweise aufgrund ihres höheren Fleischkonsums. Ebenso waren Komplikationen nach einem Herzinfarkt bei amerikanischen Patienten häufiger als bei den Schweizer Patienten. Dies weist darauf hin, dass Unterschiede in der Ernährung und im Mikrobiom wesentlich zum Verlauf nach Herzinfarkt beitragen.

Die Erkenntnis, dass die körpereigenen Bakterien unsere Gesundheit mitbestimmen, ist ein völlig neuartiges Konzept in der Herzmedizin. Weitere Studien müssen nun zeigen, ob und welche Art der Umstellung der Ernährung bei Infarktpatienten mit hohen TMAO-Spiegeln im Blut das Risiko für weitere Ereignisse und Tod verringert.

Quelle: UniversitätsSpital Zürich

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