18.05.2017

Diabetisches Fußsyndrom endet zu oft mit Amputation

Zum Erhalt des Fußes von Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig, betonen Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM).

Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine gefürchtete Folge des Diabetes mellitus: Nerven und Blutgefäße in den Füßen werden durch den hohen Blutzuckerspiegel so schwer geschädigt, dass selbst kleine Wunden schlecht heilen, sich infizieren und teilweise bis zum Knochen ausweiten. Am Ende bleibt nur noch die Amputation, um das Wundgeschehen in den Griff zu bekommen. Der belastende Eingriff lässt sich jedoch in vielen Fällen verhindern. Hierfür ist es nötig, die Patienten bereits früh durch ein fächerübergreifendes Netzwerk kompetenter Experten zu betreuen. Wie eine solche Versorgung aussehen sollte, diskutierten Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) anlässlich des 123. Internistenkongresses am 27. April 2017 in Mannheim.

Immerhin 70 Prozent der Amputationen, die in Deutschland jedes Jahr vorgenommen werden - das sind rund 40.000 - betreffen Patienten mit Diabetes mellitus. Vier Fünftel dieser Eingriffe ließen sich mit einer geeigneten Behandlung vermeiden - davon ist Prof. Dr. med. Ralf Lobmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Klinikum Stuttgart, überzeugt. Um das zu erreichen, müssen ärztliche Spezialisten wie Diabetologen und Gefäßchirurgen eng mit Vertretern anderer Gesundheitsberufe wie Podologen, Wundassistenten und Orthopädie-Schuhtechnikern zusammenarbeiten.

Zu den Grundprinzipien der Behandlung zählen dabei zunächst eine optimale Stoffwechseleinstellung und die konsequente Entlastung des betroffenen Fußes. Bei Infektionen ist eine gezielte Behandlung mit Antibiotika unerlässlich. „Wenn die Durchblutung des Fußes stark eingeschränkt ist, müssen einzelne Gefäße durch Ballon-Katheterisierung erweitert oder durch einen gefäßchirurgischen Bypass umgangen werden", erläutert Lobmann. Um Rückfälle zu vermeiden sei es auch wichtig, die Schuhe optimal an den (Rest-)Fuß anzupassen und Druckstellen zu vermeiden.

Wie eine erste Datenanalyse ergab, ist das Konzept durchaus erfolgreich: Von rund 18.500 DFS-Patienten, die zwischen 2005 und 2012 in zertifizierten Zentren behandelt wurden, mussten nur 3,1 Prozent eine sogenannte hohe Amputation erdulden, bei der der Fuß oberhalb des Sprunggelenks abgenommen wird. Dieser Wert liegt deutlich unter der allgemein üblichen Rate von 10 bis 20 Prozent. In 17,5 Prozent der Fälle war eine Amputation unterhalb des Knöchels notwendig. „Die Zahlen machen deutlich, dass durch die Betreuung in spezialisierten Zentren viele Amputationen vermieden werden können", betont Lobmann.

Ein DFS lässt sich am besten verhindern, indem der behandelnde Arzt seinen Patienten optimal über seine Erkrankung informiert. „Jeder Diabetes-Patient sollte beispielsweise bereits früh dazu angeleitet werden, seine Füße genau zu inspizieren", ergänzt Prof. Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende der DGIM und Präsidentin des 123. Internistenkongresses. Denn die Wunden sind meist schmerzlos und werden daher oft erst spät bemerkt. Bis ein Arzt oder Podologe sie zu Gesicht bekommt, kann es dann bereits zu spät sein. Sobald erste Anzeichen des DFS vorliegen, sei die interdisziplinäre Behandlung des Patienten unerlässlich, um das Risiko einer Amputation zu senken.

Ralf Lobmann ist Sprecher der AG Fuß innerhalb der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eben solche fächerübergreifenden Versorgungsstrukturen für die Behandlung des Diabetischen Fußes in Deutschland zu etablieren und zu zertifizieren. „Wir hoffen, damit die erschreckend hohe Zahl von Amputationen senken zu können", erklärt der Stuttgarter Diabetologe.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)

 

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