Hepatitis C: Auswirkungen, Komplikationen & Schwangerschaft

50-85 % aller Infektionen werden chronisch, zumal akute Infektionen häufig unbemerkt bleiben. Im chronischen Verlauf leiden die Patienten oft unter Müdigkeit, unspezifischen Oberbauchbeschwerden, Leistungseinschränkungen, zum Teil auch unter Juckreiz und Gelenkbeschwerden. Bei 20 % der chronisch Erkrankten kommt es langfristig, etwa in einem Zeitraum von 20-30 Jahren, zu einer Leberzirrhose. Die jährliche Rate von Leberkrebserkrankungen liegt bei diesen Zirrhose-Patienten bei 1-5 % und ist damit recht hoch.

Eine Besonderheit der Hepatitis C ist das gehäufte gleichzeitige Auftreten von Immunkomplexen (Antigen-Antikörper-Komplexe, die bei der Immunreaktion entstehen), die bei Kälte verklumpen (Kryoglobulinämie) sowie von bestimmten Erkrankungen der Haut, Nieren, Gelenke und Schilddrüse. Neuere Daten zeigen auch ein gehäuftes Auftreten von besonderen Formen von Lymphdrüsenkrebs sowie eines Diabetes mellitus vom Typ II.

Hepatitis-C-Infektionen können zu erheblichen psychischen Belastungen führen, da chronisch Infizierte in ständiger Angst leben, Menschen in ihrem Umfeld anzustecken. Bei der Hepatitis C kommt erschwerend hinzu, dass eine aktive Immunisierung durch Impfung bislang noch nicht möglich ist. Deshalb ist es für die Betroffenen besonders wichtig, mögliche Übertragungswege zu kennen und zu meiden.

Schwangerschaft & Hepatitis C

Das Risiko einer Virusübertragung von der Mutter auf das Kind ist sowohl während der Schwangerschaft als auch bei der Geburt geringer als bei Hepatitis B. Abhängig von der Viruskonzentration im Blut der Mutter beträgt das Übertragungsrisiko unter 5 %.

Eine Entbindung durch Kaiserschnitt kann bei chronischer Hepatitis-C-Infektion der Mutter das Infektionsrisiko des Kindes nicht senken, daher muss auf eine natürliche Geburt nicht verzichtet werden. Es gibt auch keinen Grund, chronisch infizierte Mütter vom Stillen abzuraten: Eine Übertragung über die Muttermilch ist eher unwahrscheinlich, wenn auch abhängig von der Viruslast (Antikörperdichte) der Mutter.

Eine Behandlung auch mit den neuen interferonfreien Medikamenten wird während einer Schwangerschaft nicht empfohlen, da bislang keine ausreichenden Erfahrungswerte über mögliche Schädigungen des Kindes vorliegen.

Die Behandlung Hepatitis C infizierter Kinder sollte also grundsätzlich erst nach deren Geburt erfolgen. Für die antivirale Therapie HCV-infizierter Kinder kam es in den letzten Jahren zu Zulassungen verschiedener interferonfreier DAA-Regime für verschiedene Altersklassen. Bisherige Daten deuten auf eine ähnlich gute Verträglichkeit und Wirksamkeit wie bei Erwachsenen hin. Allerdings liegen bisher nur eingeschränkte Studienerfahrungen vor.

Wegen des möglicherweise fruchtschädigenden (teratogenen) Risikos der Hepatitis C-Medikamente sollten mit Hepatitis C infizierte Frauen während ihrer Behandlung mit einem DAA und Ribavirin zur Vermeidung einer Schwangerschaft grundsätzlich eine strikte (doppelte) Empfängnisverhütung befolgen.

Experte: Prof. Dr. Dr. Michael Rupert Kraus, Altötting & Prof. Dr. A. Gerbes, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J (Hrsg.); Elsevier, 5/2017 Zeuzem S.: Therapieoptionen bei Hepatitis C. Deutsches Ärzteblatt 2017, Band 114 (1-2), Seite 11-21: https://www.aerzteblatt.de/archiv/185163/Therapieoptionen-bei-Hepatitis-C Zeuzem S. Hepatitis-C-Therapie: State of the Art 2018 Dtsch Med Wochenschr 2018; 143(24): 1784-1788 Prof. Dr. R. Bartenschlager, Prof. Dr. M. Cornberg, Prof. Dr. T. Pietschmann: Maßgeschneiderte Therapie der Virushepatitis der Gegenwart und Zukunft. Hepatitis B, C, Delta und E. Der Internist 7/2017: https://www.springermedizin.de/hepatitisviren/hepatitiden/massgeschneiderte-therapie-der-virushepatitis-der-gegenwart-und-/12454202?fulltextView=true

Letzte Aktualisierung: 22.02.2023

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