Magenkrebs: Ursachen & Auswirkungen

Ursachen & Risikofaktoren bei Magenkrebs

Wie Magenkrebs entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch eine Reihe von Risikofaktoren, die die Krebsentstehung begünstigen. Dazu zählen unter anderem Infektionen mit Helicobacter pylori, verschiedene Nahrungs- und Umweltfaktoren sowie eine erbliche Veranlagung. Wie beim Magenlymphom lässt sich auch beim Magenkarzinom eine Helicobacter pylori verursachte chronische Gastritis nachweisen. Ob Umweltfaktoren allein bei fehlender Helicobacter Infektion die Entstehung eines Magenkarzinoms verursachen können, ist unbekannt. Ein sehr hoher Prozentsatz der mit Helicobacter Infizierten entwickelt nie eine Magenerkrankung, wie Geschwür (Ulkus), Karzinom oder Lymphom. Das „Zusammenspiel“ von genetischen (ererbten) Faktoren, Umwelt und Helicobacter pylori ist noch unbekannt.

2016 erkrankten in Deutschland laut Robert Koch-Institut über 15.000 Personen an Magenkrebs, davon rund 9.300 Männer. Unter Männern stellt Magenkrebs die zehnthäufigste Tumorerkrankung dar, unter Frauen die achthäufigste. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 72 und für Frauen bei 75 Jahren. Magenkrebs gehört zu den 10 häufigsten Tumorerkrankungen bei Frauen und Männern. (Quelle: © Michael Stahl, Kliniken Essen-Mitte). Da die Diagnose aufgrund oft fehlender Frühsymptome zu spät gestellt wird, bleibt die Todesrate hoch. Es gab Überlegungen bei einer Vorsorge-Koloskopie eine Magenspiegelung mit anzubieten. Dies wäre aber nicht kosteneffektiv. Da das Magenkarzinom seinen Häufigkeitsgipfel erst nach dem 70. Lebensjahr hat, würde bei einer Vorsorge-Dickdarmspiegelung zum 55. Lebensjahr  bei Vielen nur eine Helicobacter pylori Gastritis entdeckt werden. Ob eine entsprechende Therapie der Gastritis dann noch ein Magenkarzinom verhindert, ist aber unbekannt (siehe unten: „point of no return!“).

Da aufgrund des hohen Hygienestandards in Deutschland immer mehr Personen nicht mit H. pylori infiziert sind, darf mit einem stetigen Rückgang der Häufigkeit dieses Tumors gerechnet werden. In weniger hygienischen Regionen erfolgt eine H. pylori-Infektion in der Regel bereits in der Kindheit und frühen Jugend, so dass sich eine chronische Gastritis entwickelt, die dann meist über Jahrzehnte fortbesteht, so dass das Risiko für die Bildung eines Magenkarzinoms steigt. Die chronische Gastritis kann durch eine antibiotische Therapie der Infektion zur Ausheilung gebracht werden. Allerdings ist der sogenannte „point of no return“ unbekannt. Das heißt, man weiß nicht, wie lange eine chronische Gastritis vorgelegen haben muss, um nach Heilung der Gastritis das Magenkarzinom-Risiko nicht mehr senken zu können.

Eine wichtige Rolle spielt die erbliche Veranlagung. So ist das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, erhöht, wenn ein Verwandter ersten Grades (also Eltern, Kinder oder Geschwister) bereits an Magenkrebs erkrankt ist. Beim sogenannten Lynch-Syndrom (HNPCC = hereditary non polyposis colon cancer) liegt ein Defekt der Reparatur von erworbenen genetischen Veränderungen vor. Diese Patienten haben ein sehr hohes Risiko bereits im jüngeren Erwachsenenalter, ein Dickdarmkarzinom zu entwickeln, aber auch andere Karzinome wie Magen-, Brust- oder Pankreaskarzinom. An dieses Syndrom muss der Arzt denken, wenn eine Krebserkrankung bereits vor dem 50. Lebensjahr auftritt und wenigstens zwei Generationen betroffen sind. Man kann entweder bei dem Erkrankten oder an einer in einem pathologischen Institut aufbewahrten Probe eines bereits Verstorbenen untersuchen, ob und welcher Gendefekt vorliegt. Nach genetischer Beratung können dann gesunde Verwandte ersten Grades untersucht werden, ob sie diesen Defekt ererbt haben. Bei Vorliegen des Defekts sind dann regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen mehrerer Organe notwendig. Wenn ein Verwandter ersten Grades erst jenseits des 60. Lebensjahres am Magenkarzinom erkrankte, keine weiteren Krebserkrankungen in der Familie vorliegen und bei den gesunden Verwandten keine Helicobacter pylori Infektion vorliegt, ist hingegen das Risiko wahrscheinlich nicht erhöht. Aufgrund fehlender Studienergebnisse zu dieser Frage muss individuell entschieden werden.

Bei den betroffenen Personen sollte eine Endoskopie des Magens mit feingeweblicher Untersuchung der Magenschleimhaut erfolgen. Bei Nachweis von H. pylori erfolgt natürlich eine Ausmerzung (Eradikation) des Keims. Diese Personen mit erblicher Belastung müssen aber weiter (u.a. auch endoskopisch) überwacht werden.

Darüber hinaus spielen Umwelteinflüsse und Lebensstil eine wesentliche Rolle. So fördern stark gesalzene Speisen das Auftreten von Magenkrebs. Vor allem Pökelsalz aus Fleisch- und Wurstwaren enthält Nitrit, das im Magen in krebserregende Nitrosamine umgewandelt wird. Ob diese Umweltfaktoren auch bei fehlender Gastritis eine Rolle spielen, ist unbekannt.

Bei einem Karzinom am Übergang der Speiseröhre (Ösophagus) in den Magen liegt oft eine über Jahre bestehende Reflux-Krankheit vor. Betroffene leiden oft seit Jahren unter Sodbrennen. Der Reflux von Säure in den Ösophagus kann dort eine Entzündung auslösen, die sich zum Karzinom entwickelt.

Auswirkungen & Komplikationen

Magenkarzinome neigen nicht nur zu einer lokalen Ausbreitung in der Magenwand, sondern auch zu einer recht frühen Ausbreitung in andere Organe. So können Metastasen über die Lymphwege nahe gelegene Lymphknoten befallen, über die Blutbahnen wandern bösartige Zellen häufig in Leber, Lunge, aber auch Knochen und Gehirn. Eine besondere, seltene Form der Ausbreitung über das Blut ist der so genannte Krukenberg-Tumor. Dabei handelt es sich um eine Metastase in den Eierstöcken.

Experte: Wissenschaftl. Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Mössner, Leipzig

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Hrsg.: Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J et al. ; Elsevier, 11/2020 Referenz Gastroenterologie. Hrsg. Riemann, J. F., Fischbach, W., Galle, P.R., Mössner, J. Georg Thieme Verlag KG; Stuttgart, New York (2019ISBN 978 313 240 5004

Letzte Aktualisierung: 21.05.2021

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