19.04.2021

Darmkrebsrisiko auf Basis des Lebensstils abschätzen

Ein neues Online-Tool kann dabei helfen, das individuelle Risiko zu bestimmen, in den kommenden 10 Jahren auch aufgrund verschiedener Lebensgewohnheiten an Darmkrebs zu erkranken.

LifeCRCscore, ein neues Online-Tool, kann dabei helfen, das individuelle Risiko zu bestimmen, in den kommenden 10 Jahren an Darmkrebs zu erkranken. Es basiert auf Angaben wie etwa zu Alter, Größe und Gewicht sowie zu verschiedenen Lebensgewohnheiten. Das Tool soll Einzelpersonen mit Empfehlungen zu Änderungen im Lebensstil motivieren oder Ärztinnen und Ärzten aufzeigen, welche Patientinnen und Patienten besonders gefährdet sind. Entwickelt hat es ein Team um Prof. Dr. Krasimira Aleksandrova, stellvertretende Leiterin der Abteilung Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS (siehe BMC Medicine, Online-Veröffentlichung am 4.1.2021).

Im Jahr 2018 traten weltweit über 1,8 Millionen neue Fälle von Darmkrebs auf, was 10 Prozent aller neuen Krebsfälle entspricht. Darmkrebs ist damit eine der häufigsten Krebsarten. Studien deuten darauf hin, dass die Zahl der Darmkrebsfälle in den kommenden Jahren noch deutlich ansteigt. Hochrechnungen gehen davon aus, dass im Jahr 2030 etwa 2,2 Millionen neue Fälle auftreten und 1,1 Millionen Menschen daran versterben werden. Die europäischen Länder stehen dabei weltweit an vorderster Stelle. Hinzu kommt: In den letzten Jahren erkranken zunehmend auch jüngere Menschen.

Beeinflussbare Verhaltensweisen wie Rauchen, schlechte Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum und körperliche Inaktivität, sowie schnelle Gewichtszunahme und Adipositas können das Risiko einer Person, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen. Sogenannte lebensstilbasierte Risikomodelle können daher helfen, Personen mit einem hohen Risiko zu identifizieren, sie zu Verhaltensänderungen zu motivieren oder ihnen Früherkennungsuntersuchungen anzubieten.

Auf Basis dieses Wissens entwickelte und validierte das Team um Prof. Aleksandrova einen lebensstilbasierten Risikovorhersagealgorithmus für Darmkrebs (siehe BMC Medicine, Online-Veröffentlichung am 4.1.2021). Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer (IARC) und anderen Kooperationspartnern der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Studie.

Das Modell basiert auf Gesundheitsdaten von 255.482 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der EPIC-Studie, die in den Jahren 1992 bis 2000 nicht an Krebs erkrankt waren und bis zu 15 Jahre lang nachbeobachtet wurden. Zusätzlich nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere Daten von 74.403 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, um das Modell zu validieren. Während des Studienzeitraums traten in der Entwicklungs- und Validierungsstichprobe 3.645 bzw. 981 Fälle von Darmkrebs auf.

„Ein Ziel dieser Forschung war es, Menschen dabei zu helfen, ihr eigenes Risiko für Darmkrebs abzuschätzen und Lebensstilentscheidungen auf dieses Wissen zu stützen“, erklärt Prof. Aleksandrova. Sie fügt hinzu: „Es ist das erste Mal, dass Daten aus einer groß angelegten europäischen Kohortenstudie verwendet wurden, um ein einfach zu bedienendes Werkzeug zur Darmkrebsvorsorge zu entwickeln. Das Modell berücksichtigt das individuelle Alter, den Taillenumfang und die Körpergröße sowie kritische Ernährungs- und Lebensstilfaktoren, die das Risiko einer Person, in den nächsten 10 Jahren an Darmkrebs zu erkranken, beeinflussen können. Hierzu gehören etwa der tägliche Alkoholkonsum, der Raucherstatus, körperliche (In-)Aktivität und die Aufnahme von Gemüse, Milchprodukten, verarbeitetem Fleisch sowie von Zucker und Süßwaren.“

 

„Derzeit wird die Zielpopulation für das Darmkrebs-Screening hauptsächlich allein aufgrund des Alters bestimmt“, erläutert Prof. Aleksandrova. „Obwohl das Alter, wie unsere Daten zeigen, zweifellos ein wichtiger Prädiktor für Darmkrebs ist, ermöglichen Informationen über modifizierbare Lebensstilfaktoren die Bereitstellung von präventiven Gesundheitsempfehlungen für Risikopersonen. Obwohl Darmkrebs eine der führenden Ursachen für Krebsmorbidität und -mortalität darstellt, lässt er sich weitestgehend vermeiden. Wir hoffen, dass unser Modell dazu beitragen kann, indem es die Menschen zu einem gesünderen Lebensstil motiviert.“

Quelle: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS

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