Schilddrüse
Lage und Aufbau
Die Schilddrüse sitzt vorne im Hals in der Höhe des Kehlkopfes. Sie besteht aus 2 Drüsenlappen, die rechts und links neben der Luftröhre liegen. Vor der Luftröhre verbindet eine schmale Brücke, Isthmus genannt, beide Lappen miteinander. Durch die Verbindung mit der Luftröhre hebt und senkt sich die Schilddrüse beim Schluckvorgang.
Nach oben geht ein Fortsatz ab, manchmal zusätzlich noch ein Strang bis zum Zungengrund, der bei manchen Menschen bei der Entwicklung des Ungeborenen im Mutterleib übrig geblieben ist. Von hinten gesehen reichen die Schilddrüsenlappen bis zur Speiseröhre, nach unten nahezu bis zum Übergang des Halses in den Brustbereich.
Die Schilddrüse eines Erwachsenen wiegt durchschnittlich zwischen 20 und 30 Gramm und wird von einer Kapsel aus Bindegewebe schützend umgeben. Innerhalb des Gewebes befinden sich kleine Bläschen, Follikel genannt, die jeweils eine Funktionseinheit des Organs darstellen.
Die Nebenschilddrüsen, auch Epithelkörperchen genannt, bestehen aus 4 etwa weizenkorngroßen Drüsen, die oben und unten an der Rückseite der Schilddrüsenlappen eingebettet sind. Sie arbeiten unabhängig von der Schilddrüse und regulieren mit ihren Hormonen den Kalzium- und Phosphorspiegel im Blut.
Funktion
Die Schilddrüse produziert die Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin), kurz T4 genannt, und Trijodthyronin, kurz T3. Außerdem sondert sie wie auch die Nebenschilddrüsen ein Hormon ab, das die Kalzium- und Phosphatkonzentration im Blut reguliert.
Von herausragender Bedeutung für die Hormonproduktion in den Schilddrüsen ist das Spurenelement Jod. Das wird schon aus den Bezeichnungen der Hormone erkennbar. Entsprechend enthält Tetrajodthyronin 4 Jodmoleküle und Trijodthyronin 3 Jodmoleküle. Der tägliche Jodbedarf eines Erwachsenen von 180-200 Mikrogramm (= Millionstel Gramm) muss mit der Nahrung aufgenommen werden, gelangt aus dem Magen-Darm-Trakt über das Blut in die Schilddrüse und wird dort in mehreren Zwischenschritten in die Hormonmoleküle eingebaut.
Die Ausschüttung der Hormone T4 und T3 wird durch das Hormon Thyreoidea Stimulierendes Hormon (TSH) aus der Hirnanhangdrüse gesteuert. Die Hormone T4 und T3 werden auf Vorrat hergestellt und in den Follikeln gespeichert. Sie werden an Eiweiße (Proteine) gebunden, aus den Follikeln bei Bedarf schnell in das Blut abgegeben und auf diese Weise in alle Gewebe und Zellen verteilt. Der Vorrat an Schilddrüsenhormonen reicht bis zu 2 Monate.
Beide Hormone regulieren vorrangig den Eiweiß-, Fett-, und Kohlenhydratstoffwechsel. Sie wirken beispielsweise damit auf die körperliche Entwicklung, das Knochenwachstum, die Muskulatur, den Cholesterinblutspiegel sowie den Energiestoffwechsel ein.
Die Schilddrüsenhormone fördern:
- Aufnahme von Glukose
- Kohlenhydratumsatz
- Sauerstoffverbrauch
- Wärmeproduktion
- Cholesterinabbau
- Entwicklung des zentralen Nervensystems, der Genitalorgane und des Knochenskeletts
- Muskelfunktion
- Herzschlag und Blutdruck
Gleichzeitig hemmen sie:
- Bildung energiereicher Phosphate
- Speicherung von Kohlenhydraten
- Bildung von Proteinen
- Energieausnutzung
Viele Schilddrüsenerkrankungen sind auf einen lange bestehenden Jod-Mangel zurückzuführen, da in Deutschland wie auch in vielen anderen europäischen Ländern mit der Nahrung traditionell zu wenig Jod zugeführt wird. Verantwortlich ist hierfür die letzte Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Das Schmelzwasser hat dabei das Spurenelement Jod aus den Böden gewaschen und in die Ozeane gespült. So führte die Jodarmut der Böden und des Grundwassers auch zu einem Mangel in allen Lebensmitteln mit Ausnahme der Meerestiere. Allerdings ist inzwischen eine Verbesserung der Jodversorgung vorrangig durch das reichhaltige Angebot an jodiertem Speisesalz festzustellen.
Erkrankungen der Schilddrüse
Häufige Erkrankungen der Schilddrüse sind die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Daneben ist auch der meist durch Jodmangel bedingte Kropf (Struma), die krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse, weit verbreitet.
Seltener sind verschiedene Arten von entzündlichen Erkrankungen (Thyreoiditis), gutartige Geschwülste sowie Schilddrüsenkrebs. Auch die Nebenschilddrüsen können durch eine Über- und Unterfunktion gestört sein.