22.10.2014

Früherkennung von Spondyloarthritis verbessern

Entzündlicher Rückenschmerz wird oft jahrelang fehlgedeutet. Dahinter kann allerdings eine axiale Spondyloarthritis (SpA) stecken, die leider oft erst mit jahrelanger Verspätung erkannt wird.

Chronische Rückenschmerzen entstehen meist durch überstrapazierte oder einseitig belastete Muskeln, Sehnen und Bänder. Andere Ursachen lassen Ärzte bei der Diagnose häufig außer Acht. Dabei kann auch eine rheumatisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule Grund für die Schmerzen sein: Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an der so genannten axialen Spondyloathritis (SpA), deren bekannteste Unterform der Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis) ist. Wegen der unspezifischen Frühsymptome diagnostizieren Ärzte eine SpA oft erst mit jahrelanger Verspätung.

Um dem entgegenzuwirken, wurde unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) eine neue S3-Leitlinie erarbeitet. „Zwischen dem Auftauchen erster Symptome einer SpA und der Diagnose liegen im Durchschnitt mehrere Jahre", erläutert Dr. med. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne, Autorin der neuen DGRh-Leitlinie. Erste Symptome der Erkrankung sind tiefsitzende, häufig nächtlich auftretende Rückenschmerzen und eine Steifigkeit der Wirbelsäule. Patienten mit diesen Beschwerden gehen in erster Linie zu Ärzten ohne rheumatologische Erfahrung, die die SpA nicht sofort im Blick haben.

Meist äußert sich die Erkrankung erstmals im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt. „Bei Patienten, die jünger als 45 Jahre alt sind und länger als drei Monate an chronischen Rückenschmerzen leiden, sollte der behandelnde Arzt unbedingt der Frage nachgehen, ob eine Entzündung dahintersteckt", betont Kiltz. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn sich die Schmerzen bei Bewegung verbessern, wenn sie vor allem in der zweiten Nachthälfte auftreten und so stark sind, dass der Betroffene aufwacht, oder wenn entzündungshemmende Schmerzmittel - nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) - Linderung verschaffen. Sprechen die Symptome für eine SpA, ist eine Überweisung an einen Rheumatologen angebracht.

Denn je früher der Patient effektiv therapiert wird, umso besser: Die mit einer Häufigkeit von etwa 0,5 Prozent in Deutschland verbreitete Erkrankung geht mit vielfältigen rheumatischen Beschwerden auch außerhalb des Skelett- und Gelenksystems einher, darunter Schuppenflechte (Psoriasis) oder eine entzündliche Erkrankung im Augeninneren (Uveitis). Bei etwa der Hälfte der SpA-Betroffenen lassen sich außerdem Darmentzündungen nachweisen.

„Die DGRh empfiehlt Betroffenen eine Kombination aus Medikation, Bewegung sowie einer Patientenschulung", betont Prof. Dr. med. Matthias Schneider vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Als Medikamente der ersten Wahl gelten NSAR. Patienten, die darauf nicht ansprechen, raten Rheumatologen, TNF-alpha-Blocker zu verordnen - Biologika, die in den Entzündungsprozess eingreifen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

 

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