29.02.2012
Herzinfarkte künftig besser therapierbar?
Eine Blutdruckmanschette am Unterarm eines Herzinfarktpatienten, die mehrfach aufgeblasen wird, soll das Herz besser schützen.
Herz-Kreislauferkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Etwa 70.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich an einem Herzinfarkt. Bei dieser Erkrankung ist ein Teil des Herzmuskels nicht mehr ausreichend durchblutet, weil Herzkranzgefäße verschlossen sind.
Auch bei Herzoperationen kann es zur Unterversorgung des Herzens und des Gehirns mit lebenswichtigem Sauerstoff kommen. Stirbt dabei Herzmuskelgewebe ab oder treten neurologische Langzeitschäden auf, so ist eine erheblich verminderte Lebensqualität die Folge. Jetzt gibt es neue Ansätze für die Herzinfarkttherapie: Wird unmittelbar vor einer Herzoperation an der Herz-Lungen-Maschine eine Blutdruckmanschette am Unterarm des Patienten mehrfach aufgeblasen und so die Durchblutung des Armes kurz unterbrochen, kann das Herz besser geschützt werden.
Diese Methode nennt man Remote ischemic preconditioning (RIPC) - auf Deutsch: „Fern-Präkonditionierung". Im Prinzip wird dabei ein kurzzeitiger Sauerstoffmangel in robusten Körperteilen wie dem Unterarm oder Unterschenkel durch Aufblasen einer Blutdruckmanschette erzeugt. Dadurch werden in diesem Körperteil Botenstoffe freigesetzt, die dann die Widerstandsfähigkeit von lebenswichtigen Organen wie dem Gehirn und dem Herzen erhöhen - wenn es danach z.B. zu einem operativ bedingten Sauerstoffmangel kommen sollte. Auf diese Weise ist es möglich, Patienten bereits vor der Operation durch eine kurzzeitige Durchblutungsminderung gegen eine mögliche Unterversorgung mit Sauerstoff während der Herzoperation zu schützen.
Die Botenstoffe, die diesen Herzschutz auf Distanz bewerkstelligen, konnten Wissenschaftler des Instituts für Pathophysiologie, der Klinik für Herzchirurgie und der Klinik für Anästhesiologie unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Heusch jetzt nachweisen (Circulation Research 2012, Band 110, Seite 111-115). „Wir haben erstmals ein molekulares Schutzsignal, das so genannte STAT5, im menschlichen Herzen identifizieren können", erläutert Prof. Heusch. STAT-Signale lassen im Experiment die Kraftwerke der Zelle (Mitochondrien) besser funktionieren und verringern die Größe eines Herzinfarkts. Nach Ansicht der Forscher dürfte die Identifizierung dieses Schutzsignals künftig auch die Entwicklung von pharmakologischen Herzschutzmitteln erleichtern.