08.07.2024
Hoffnung auf eine bessere Vorhersage des Therapieerfolgs bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Ob bei Bauchspeicheldrüsenkrebs eine Therapie anschlägt oder nicht, lässt sich künftig hoffentlich besser und schneller vorhersagen: durch eine Messung der Aktivität von „Enhancern“ im Erbgut.
Bei Patientinnen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs schlagen therapeutische Maßnahmen unterschiedlich gut an. Nun haben Forscher:innen des Robert Bosch Centrums für Tumorerkrankungen (RBCT) am Bosch Health Campus (BHC) gemeinsam mit Kolleg:innen der Unikliniken Göttingen, Essen, Bochum und der Mayo Clinic in Rochester (USA) einen neuen Ansatz gefunden, die Genaktivität in Patientenproben direkt zu untersuchen, wodurch sich die individuelle Ansprache auf Therapien künftig besser und schneller vorhersagen lässt (siehe Molecular Cancer Research, online seit 1.9.2023).
Das Team um die Studienleiterin Dr. Zeynab Najafova hat dafür in einem Subtyp von Pankreaskrebs sogenannte Enhancer untersucht – Abschnitte im Erbgut, die an der Steuerung von Zelleigenschaften und Zellfunktionen beteiligt sind. Veränderungen der Aktivität dieser Enhancer können zelluläre Zustände beeinflussen, wie die Bildung von Metastasen oder die Fähigkeit, auf bestimmte Therapien zu reagieren oder dagegen unempfindlich zu sein. In ihrer Studie gelang es den Wissenschaftler:innen anhand von Tumormaterial jene Enhancer zu charakterisieren, die für die Ausprägung des basalen Subtyps, dem aggressivsten Subtyp des Pankreas-Adenokarzinoms, verantwortlich sind. Diese Untergruppe ist klinisch mit einer schlechten Prognose und häufiger Resistenz gegenüber herkömmlichen Behandlungen wie Chemotherapie verbunden.
Da sich die Enhancer schneller verändern als Gene, bietet sich mit den neuen Erkenntnissen die Möglichkeit, künftig früher zu erkennen, ob eine angewandte Therapie wirksam ist oder nicht. Zudem könnten epigenetische Therapien individuell auf die Enhancer-Veränderungen eines Tumorsubtyps angepasst werden. Epigenetisch wirkende Medikamente ermöglichen, dass in der Zelle Bereiche des Erbguts abgelesen werden, die vorher blockiert und unzugänglich waren. Diese neu verfügbaren Genabschriften könnten das Immunsystem beim Erkennen von Krebszellen unterstützen.
„Dieses Wissen hat das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir die Therapieauswahl und die Therapieüberwachung bei Patientinnen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs angehen“, ist Najafova überzeugt. Um den Ansatz in der klinischen Praxis anzuwenden, ist jedoch noch weitere Forschung nötig, wie beispielsweise die Entwicklung standardisierter Protokolle sowie eine umfassende Validierung im klinischen Umfeld. Langfristig kann eine Umsetzung dieser Erkenntnisse in der klinischen Routinepraxis erreicht werden.
Quelle: Bosch Health Campus
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