04.09.2007
Missstände bei Pflege in Deutschland
Etwa jeder 3. Pflegebedürftige bekommt nicht angemessen zu essen oder zu trinken...
Bei der Pflege von älteren und bedürftigen Menschen gibt es nach wie vor erhebliche Missstände. Das geht aus dem jüngsten Pflegebericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) und der Spitzenverbände der Pflegekassen hervor.
Demnach bekommen rund 34% der Pflegefälle in Heimen nicht genug zu Essen und zu Trinken. Mehr als 35% der Heimbewohner und etwa 42% der Pflegebedürftigen zu Hause werden nicht häufig genug umgebettet und liegen sich wund. Insgesamt wurde bei jedem 10. Heimbewohner und bei 5,7% der Pflegebedürftigen zu Hause ein «akut unzureichender Pflegezustand» festgestellt. Im ersten, 2004 vorgelegten Bericht war dies noch bei 17,4% der Heimbewohner und bei 8,8 der Pflegebedürftigen zu Hause der Fall. Die Prüfungen haben außerdem keinen Zusammenhang zwischen Kosten und Qualität festgestellt: Teure Einrichtungen sind demzufolge insgesamt nicht automatisch besser.
Der MDS-Bericht fasst rund 8.000 Qualitätsberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) der Jahre 2004-2006 zusammen. Dafür wurde die Situation von mehr als 40.000 Pflegebedürftigen in Heimen und zu Hause untersucht.
Worauf Angehörige achten sollten
Für Angehörige Betroffener ist es meist schwierig, sich ein klares Bild von den Zuständen im Heim zu machen. Entscheidend für eine gute Versorgung ist, dass das Haus genügend Pflegepersonal beschäftigt, das sich Zeit für den einzelnen Heimbewohner nehmen kann. Wirken die Heimbewohner jedoch bei Besuchen teilnahmslos und apathisch, kann das an mangelnder individueller Betreuung liegen. Häufig wird auch die Medikation nicht auf den Einzelfall abgestimmt. Finden sich in Schälchen oder Gläsern ganze Sammlungen bunter Pillen, sollten Angehörige beim Heimarzt kritisch nachfragen, warum so viele Medikamente verabreicht werden.
Nehmen Heimbewohner immer weiter ab, kann das daran liegen, dass nicht genug darauf geachtet wird, dass die Patienten genug essen. Ebenso wie beim Essen fehlt älteren Menschen oft auch das korrekte Durstgefühl. Die Pflegekräfte müssen deshalb dafür sorgen, dass Getränke immer im Griffbereich stehen. Können Betroffene das Glas nicht mehr selbst halten, muss das Pflegepersonal auf die Flüssigkeitsversorgung achten, um die Patienten vor Austrocknung zu bewahren.
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