20.10.2015

Neue Behandlungsperspektiven bei Prostatakrebs

Mit Hilfe einer neuen Untersuchungsmethode - einer Variante der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) - lassen sich Tochtergeschwulste von Prostatakrebs früher aufspüren.

Eine neue Variante der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) kann Prostatakrebszellen überall im Körper aufspüren und damit einen Rückfall nach der Operation frühzeitig erkennen. Für betroffene Patienten könnten sich daraus nach Einschätzung des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) neue Behandlungsperspektiven ergeben. Die Therapie des Prostatakrebses befinde sich aufgrund der neuen diagnostischen Möglichkeiten derzeit im Umbruch.

Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Pro Jahr erkranken mehr als 64.000 neu am Krebs der Vorsteherdrüse. „Trotz aller Fortschritte in der Behandlung zählt die Erkrankung immer noch zur dritthäufigsten Krebstodesursache bei Männern in Deutschland", erläutert Prof. Dr. med. Detlef Moka, Vorsitzender des BDN. Zwar ist eine Früherkennung mit dem PSA-Test möglich, der das prostataspezifische Antigen (PSA) nachweist, das unter anderem im Fall einer Krebserkrankung ansteigt. Trotz frühzeitiger Behandlung kommt es bei vielen Patienten zu einem Rückfall, dem Tumorrezidiv.

Auch die Rezidive machen sich relativ frühzeitig durch einen Wiederanstieg des PSA-Werts bemerkbar. „Allerdings erlaubt der Test keine Aussage darüber, wo sich das neu gewachsene Tumorgewebe befindet", so Moka. Eine Ortung ist jedoch Voraussetzung für eine erneute Operation oder Strahlenbehandlung, die bei vielen Patienten die Überlebenszeiten verlängern und einige vor dem Krebstod retten könnten.

Seit Kurzem ist eine frühzeitige und präzise Lokalisation von Tumorrückfällen und -Absiedlungen mit einer neuen PET/CT-Untersuchung möglich. Dafür erhält der Patient eine Substanz in die Vene gespritzt, deren Partikel an das prostataspezifische Membranantigen (PSMA) binden, das sich außerhalb der Vorsteherdrüse im restlichen Körper nur auf Prostatakrebszellen befindet. Gekoppelt an das Radionuklid 68-Gallium (68Ga) ermöglicht dieser Tracer eine frühzeitige Darstellung der Metastasen in der PET-Kamera. Eine Überlagerung mit Bildern aus einer Ganzkörper-Computertomographie (CT) verfeinert die PET-Darstellung noch.

„Mit der Ga-68-PSMA-PET/CT können wir schon bei einem leichten Anstieg des PSA-Werts Metastasen im ganzen Körper sicher und präzise nachweisen oder eben ausschließen", erklärt Moka. Der neue Ga-68-PSMA-Tracer verbessert die Empfindlichkeit des bisher als Tracer genutzten Biomoleküls Cholin - ein Substrat des Fettstoffwechsels, das beim Prostatakarzinom vermehrt in die Krebszellen eingebaut wird. „Der 18F-Cholin-Tracer schlägt in der Frühphase eines Rückfalls, bei nur geringem PSA-Anstieg, lediglich bei einem Teil der Patienten an", berichtet Moka. „Das vermindert die Chancen, Rezidive wirklich frühzeitig zu orten."

Die frühe Entdeckung von Metastasen etwa in Lymphknoten, inneren Organen oder Knochen ist jedoch wichtig, um Entscheidungen über die weitere Therapie - Operation, Bestrahlung, Hormontherapie - zu treffen. „Je mehr beispielsweise der Strahlentherapeut über die Ausdehnung von Tumor oder Metastasen weiß, desto genauer und erfolgreicher lässt sich die Strahlentherapie planen", erläutert Moka.

Die Erfahrungen mit dem Ga-68-PSMA-Tracer sind so gut, dass der BDN für eine Revision der Leitlinien eintritt. „Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Urologie aus dem vergangenen Jahr basieren noch auf den Erfahrungen mit dem 18F-Cholin-Tracer", sagt Moka. „Der neue Tracer schafft eine völlig neue Situation." Auch die gesetzlichen Krankenkassen, die derzeit für die Untersuchungskosten in Höhe von etwa 1500 Euro nicht aufkommen, sollten ihre Haltung überdenken.

Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN)

 

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