12.01.2023

Neues zur „Darm-Hirn-Achse“

Wie Krankheiten von Darm und Nerven zusammenhängen, untersuchen Forschende der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Gruppe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Wie beeinflussen sich Darm und Gehirn gegenseitig, zum Beispiel bei der Entstehung von Krankheiten? Dass es eine Wechselwirkung zwischen Nerven- und Immunsystem gibt, daran besteht immer weniger Zweifel in der Forschung. Wie diese jedoch genau aussieht, darüber gibt es bislang nur wenig gesicherte Erkenntnisse. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert nun eine neue klinische Forschungsgruppe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die diese Interaktion bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen untersucht – die erste Verbundforschung, die sich in Deutschland mit der „Darm-Hirn-Achse“ beschäftigt. In den kommenden vier Jahren wird das interdisziplinäre Team mit insgesamt 6 Millionen Euro gefördert.

Seit einigen Jahren elektrisiert das Schlagwort „Darm-Hirn-Achse“ zunehmend die medizinische Forschung. Dahinter steckt die Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen neurologischen Erkrankungen und immunologischen Veränderungen im Gastrointestinaltrakt gibt, dass also Darm und Gehirn miteinander kommunizieren – und dass sich Krankheiten beider Systeme gegenseitig beeinflussen oder sogar bedingen könnten. So deuten Studien darauf hin, dass Patient/-innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ein erhöhtes Risiko aufweisen, später an Morbus Parkinson zu erkranken. Oder dass Multiple Sklerose und CED zusammenhängen könnten.

Gesteuert werden die Wechselwirkungen durch eine höchst komplexe Kommunikation, die aus neuronalen, hormonellen, metabolischen, immunologischen und mikrobiellen Signalen besteht. Was diese Kommunikation genau ausmacht, untersucht die neu eingerichtete klinische DFG-Forschungsgruppe 5024 „Immune checkpoints of gut-brain communication in inflammatory and neurodegenerative diseases“ unter der Leitung von Prof. Dr. Claudia Günther, FAU-Professur für Gastrointestinale Pathophysiologie, und Sprecherin Prof. Dr. Beate Winner, Leiterin der Stammzellbiologischen Abteilung am Uniklinikum Erlangen. Elementar für das junge Forschungsfeld ist nicht nur die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Immunologie, Gastroenterologie und Neurowissenschaften, sondern auch die Integration von Bioinformatik und maschinellem Lernen sowie Medizintechnik.

In den kommenden Jahren wollen die Wissenschaftler:innen zunächst die Interaktion zwischen Darm und Gehirn bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen genauer definieren und immunologische Schaltstellen der Darm-Hirn-Kommunikation entschlüsseln. Darauf aufbauend besteht ihr Ziel darin, neue Therapieansätze zu entwickeln, mit denen Erkrankungen des Darms und des Nervensystems wirksam bekämpft oder sogar verhindert werden können.

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg


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