03.10.2022

Nierenprobleme fördern Gebrechlichkeit

Mit abnehmender Nierenfunktion nehmen geriatrische Syndrome zu. Altersmediziner arbeiten daher an neuen Therapiekonzepten und besserer Aufklärung.

Immer mehr ältere Menschen leiden an chronischen Nierenerkrankungen, die einhergehen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Mit abnehmender Nierenfunktion nehmen geriatrische Syndrome zu. Am häufigsten ist das bei Dialysepatienten der Fall: Rund 70 Prozent der Patientinnen und Patienten über 65 Jahren leiden an Gebrechlichkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit, was das Risiko von Stürzen steigert, die Lebensqualität deutlich einschränkt und zu mehr Krankenhausaufenthalten sowie einer erhöhten Sterberate führt. Die neue Arbeitsgruppe Nephrologie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) widmet sich jetzt explizit den Krankheitsmechanismen und neuesten Therapiekonzepten.

„Ziel unserer zusätzlichen Arbeit ist es, bestmögliche Behandlungsstrategien für geriatrische Patientinnen und Patienten zu definieren“, erklärt Professorin Ute Hoffmann, Leiterin der neuen Arbeitsgruppe und Chefärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg.

Ältere Patientinnen und Patienten mit einer Nierenkrankheit leiden oftmals an alterstypischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Adipositas oder medikamentösen Schäden – diese sind wiederum die Grundlage für weitere Nierenschädigungen. Und eine abnehmende Nierenfunktion begünstigt wiederum geriatrische Erkrankungen. „Eine Abwärtsspirale, die es durch frühzeitige Intervention zu unterbrechen gilt“, sagt Hoffmann. Das soll durch zusätzliche Erkenntnisse gelingen, zu denen die neue DGG-Arbeitsgruppe Nephrologie beitragen will. „Wir werden ab sofort regelmäßig aktuelle Studien und Leitlinien bewerten, die sich mit sinnvoller Diagnostik und aktuellen Strategien zur Behandlung von Nierenerkrankungen bei geriatrischen Patientinnen und Patienten beschäftigen“, so Hoffmann. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch dem Thema Bluthochdruck. Die Bewertungen werden in Form von Zeitschriftenartikeln, Buchbeiträgen, Kongress-Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen transparent gemacht. „Unserer Arbeitsgruppe ist es wichtig, das aktuelle Basiswissen aus den Blickwickeln von Allgemeinmedizin und Geriatrie sowie Nephrologie darzustellen.“

Nach aktuellen Erkenntnissen liegen bei bis zu 87 Prozent der Dialysepatientinnen und -patienten über 65 Jahre kognitive Defizite vor ¬ – bis zu 46 Prozent dieser Patientengruppe leiden an einer Depression. Unkontrollierte Schmerzsyndrome liegen bei 76 Prozent und Fatigue – also eine ausgeprägte Erschöpfung – bei 64 Prozent der älteren Patientinnen und Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten vor. „Wir sehen unsere Aufgabe auch darin, Informationsmaterialien sowie Aufklärungsbögen zur konservativen Therapie bei älteren Patientinnen und Patienten mit terminaler Nierenkrankheit zu erstellen“, ergänzt Prof. Clemens Grupp, Chefarzt der Medizinischen Klinik 3 mit Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Bamberg, und neben Ute Hoffmann ebenfalls Leiter der DGG-Arbeitsgruppe Nephrologie. „Zudem wollen wir uns verstärkt in die Weiterbildung einbringen. Geriatrische Fortbildungen für in der Nephrologie tätige Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal müssen weiterentwickelt und besser verankert werden“, berichtet Grupp.

Ziel der neuen DGG-Arbeitsgruppe Nephrologie ist es zudem, sich mit weiteren Experten zu vernetzen und intensiver auszutauschen. Schon jetzt besteht eine enge Kooperation mit internationalen geriatrisch-nephrologischen Arbeitsgruppen, der Kommission Altersmedizin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, der Arbeitsgruppe „geriatrische Nephrologie“ des Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation sowie der Kommission Rehabilitation, Sozialmedizin und Transition der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
 

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