19.07.2007
Sauerstoff-Mangelversorgung durch Langzeitflüge
Bei längeren Flugreisen kann der niedrige Kabineninnendruck zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Eine echte Höhenkrankheit tritt offenbar jedoch nur selten auf...
In einem Langzeitversuch wurden 502 Probanden in einer Druckkammer am Boden auf Beschwerden untersucht. Sie verbrachten 20 Stunden, also die maximale Länge eines Nonstop-Flugs, in einer Kammer mit unterschiedlichem Luftdruck entsprechend einer Höhe von 198, 1219, 1829, 2134, and 2438 Metern über dem Meeresspiegel. Dies hatte je nach „Höhe" und der Dauer des Aufenthaltes einen Abfall der Sauerstoffsättigung um durchschnittlich 4,4% zur Folge. Bei einigen Probanden sank die Sättigung bei einer „Höhe" von 2438 Metern nach 16 Stunden im Schlaf von 97% auf unter 92% ab.
In der ersten Zeit an Bord der Druckkammer wurde die geringere Versorgung mit Sauerstoff gut vertragen. Doch nach 3-9 Stunden gaben die Probanden in Abhängigkeit vom Luftdruck Beschwerden an. Am häufigsten waren Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Kurzatmigkeit und Koordinationsstörungen.
Flüge verursachen keine Höhenkrankheit
Insgesamt 7,4% erfüllten sogar die Kriterien einer Höhenkrankheit. Da dies unabhängig von der simulierten Flughöhe war, gehen die Autoren der Studie jedoch nicht davon aus, dass Langzeitflüge wirklich eine Höhenkrankheit auslösen. Allerdings waren sämtliche Teilnehmer der Studie frei von chronischen Krankheiten, was in der Realität meist nicht der Fall ist. Chronisch kranke Personen sollten sich daher vor Antritt eines Langstreckenfluges ärztlichen Rat einholen. Bemerkenswerterweise waren die Beschwerden bei älteren Menschen geringer ausgeprägt als bei jüngeren. Auch gaben Männer weniger Beschwerden an als Frauen.
Mit zunehmender Höhe sinkt in der Atmosphäre der Luftdruck, weshalb in Flugzeugen der Kabineninnendruck künstlich erhöht wird. Der Luftdruck in einer Flugzeugkabine entspricht einer Höhe von 2.438 Metern, an Bord herrschen also hochalpine Verhältnisse. Die Autoren der zitierten Studie kommen aufgrund ihrer Ergebnisse zu dem Schluss, dass mit einem Kabinendruck, der einer Höhe von 1829 Metern entspricht, körperliche Nebenwirkungen besser vermieden werden können. Technisch wäre es kein Problem, den Luftdruck sogar auf Meeresniveau anzuheben. Dies würde jedoch den Bau dickerer Kabinenwände erfordern und mit der Zunahme an Fluggewicht den Verbrauch an Flugbenzin erhöhen.
Quelle: New England Journal of Medicine 2007, 357: S. 18-27
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