20.09.2019

So finden Betroffene die richtige Fachklinik für ein neues Hüft- oder Kniegelenk

Entscheidend sind die Fallzahlen der Klinik und ihrer Operateure, also wie viele Prothesen dort pro Jahr implantiert werden - wie im Qualitätsbericht des Krankenhauses angegeben.

Jährlich werden in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts mehr als 400.000 künstliche Hüft- und Kniegelenke implantiert. Um ein bestmögliches Operationsergebnis zu erhalten, lohne es sich, vorab sorgfältig eine qualifizierte Fachklinik zu recherchieren, empfehlen Experten der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik. Für eine hohe Behandlungsqualität sei primär nicht die Größe der Klinik entscheidend. Vielmehr komme es darauf an, dass die Einrichtung in allen Behandlungsschritten über die nötige Expertise verfüge, etwa bei der korrekten Indikationsstellung. Auch die Abläufe – von der Vorbereitung über die OP bis zur Nachbehandlung – sollten standardisiert sein. Die Fachgesellschaft rät, sich die Zahlen der insgesamt durchgeführten Hüft- und Knie-OPs sowie die Operationszahlen der einzelnen Ärzte anzusehen. Hier spricht sie sich für mindestens 50 Eingriffe des jeweiligen Operateurs pro Jahr aus. Sicherheit geben auch die freiwillige Teilnahme der Einrichtung am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) sowie das EndoCert-Qualitätssiegel, verbunden mit einer persönlichen Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik.

Woher wissen Patienten und Angehörige, welche Klinik die nötige Erfahrung und Expertise hat? „Nicht immer ist es die nächstgelegene oder die größte Einrichtung“, sagt Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik und Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig. Er gibt folgende Tipps für die Klinikwahl: „Schauen Sie sich die Fallzahlen der Einrichtungen an, also wie viele Prothesen dort pro Jahr implantiert werden. Diese Angaben finden Sie im öffentlich zugänglichen Qualitätsbericht des Krankenhauses“, so der Orthopäde und Unfallchirurg. Eine Zahl von mindestens 300 spreche für viel Expertise: „Dann sind die Abläufe optimiert, die Hygienestandards haben sich bewährt und man kann Kompetenz bei der korrekten Indikationsstellung und Implantation voraussetzen.“ Des Weiteren sei gewährleistet, dass Prothesen aller Größen sowie bewährte Modelle zur Auswahl ständig vorgehalten werden, ebenso wie Instrumente, um jedweder Situation im OP Herr zu werden. „So kann individuell auf jeden Patienten bestmöglich eingegangen werden, gleich ob etwa weiblich, zierlich und an Osteoporose leidend oder männlich, groß, schwer, sportlich“, nennt er zwei Beispiele.

Doch die Gesamtfallzahl einer Klinik ist nur bedingt aussagekräftig. Darüber hinaus sollten Patienten auch überprüfen, wie viele Eingriffe der jeweilige Operateur im Jahr durchführt. Mindestens 50 pro künstlichem Hüft- oder Kniegelenk sollten es sein, meint Prof. Dr. med. Carsten Perka, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik und Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskelettale Chirurgie, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Charité Berlin. „Sonst besteht das Risiko, dass der betreuende Arzt nicht über die notwendige Erfahrung verfügt.“ Experten der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik plädieren deshalb schon seit Jahren für verbindliche Mindestmengen bezogen auf den einzelnen Operateur – und nicht nur auf das Krankenhaus, wie es der Gesetzgeber bislang vorschreibt. Diese Struktur- und Prozessqualität fordert auch das von der Fachgesellschaft mitbegründete EndoCert-Qualitätssiegel für Kliniken: Hier lassen sich Klinken finden, für die operateurbezogene Mindestmengenvorgaben für alle knieendoprothetischen Eingriffe längst Standard sind.

Eine Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik setzt ebenfalls die Implantation von 50 Endoprothesen pro Jahr und Arzt voraus. Vorrangiges Ziel der Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik ist es, die Lebensqualität von Patienten mit Erkrankungen und Verletzungen der Gelenke durch Qualitätssicherung und laufende Fortbildung nachhaltig zu verbessern „Hat die Klinik das EndoCert-Siegel und ist zumindest der Hauptoperateur in der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik, gibt dies Sicherheit“, so Heller.

Eine weitere Orientierungsgröße ist eine freiwillige Teilnahme der Fachklinik am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD). Als nationales Register will es die Versorgungsqualität in der Hüft- und Knieendoprothetik verbessern.

Doch letztendlich sei eine Operation immer auch Vertrauenssache. Deshalb gelte es abschließend zu prüfen: „Fühle ich mich als Patient ernst genommen, sind wirklich alle chirurgischen und nichtchirurgischen Alternativen ausgeschöpft und bin ich in die Entscheidungsfindung ausdrücklich eingebunden?“, betont Prof. Dr. med. Rudolf Ascherl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik und Direktor der Klinik für spezielle Chirurgie und Endoprothetik am Krankenhaus in Tirschenreuth. Dann stünde einem erfolgreichen Eingriff nichts mehr im Weg.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V.

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