17.09.2007

Tropenkrankheit Chikungunya in Nordost-Italien

Eine bisher nur in den Tropen verbreitete Infektionskrankheit ist in Norditalien aufgetreten. Seit Anfang Juli sind 151 Menschen in der Region Emilio-Romana an Chikungunya-Fieber erkrankt, ein 83-Jähriger Patient verstarb sogar...

Chikungunya heißt "der gekrümmt Gehende". Die Bezeichnung leitet sich von den starken Gelenkschmerzen ab, die die Erkrankung verursacht. Sie wird durch das Chikungunya-Virus verursacht und durch Stechmücken der Gattung Aedes, auch Tiger-Mücke genannt, übertragen. Das Virus wurde 1953 in Tansania entdeckt und ist seither in West- und Mittelafrika, Indien und Südostasien beobachtet worden.

Experten des European Center for Disease Control and Prevention (ECDC) in Stockholm raten allen Besuchern der gesamten Emilia-Romagna zu vorbeugenden Maßnahmen: Sie sollten Insektizid-imprägnierte Bettnetze benutzen, langärmelige Kleidung tragen und sich mit Anti-Mückenmitteln einreiben - Schwangere und Kleinkinder erst nach Rücksprache mit ihrem Arzt. Säuglinge sollten nur durch imprägnierte Moskitonetze und Kleidung geschützt werden.

Ausbrüche des Chikungunya-Fiebers wie zurzeit in Italien sind nach Einschätzung von Tropenmedizinern auch andernorts in Europa möglich. Die Tiger-Mücke ist bislang in 12 europäischen Ländern nachgewiesen worden (Italien, Albanien, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Frankreich, Griechenland, Kroatien, Montenegro, den Niederlanden, der Schweiz, Slowenien und Spanien). Allerdings ist zu erwarten, dass lokale Ausbrüche von selbst wieder verlöschen, denn die Viren sind empfindlicher als die Mücken und überstehen vermutlich den Winter nicht. Auch die Insekten sterben meist während der kalten Jahreszeit.

Fieber und Gelenkschmerzen sind typische Symptome

Kürzlich beschrieben auch deutsche Tropenmediziner mehrere gesicherte Fälle bei Tropenrückkehrern. „Bei Patienten, die mit einer fiebrigen Erkrankung von einer Reise in die betroffenen Ländern zurückkehren, sollte man deshalb heute unbedingt an Chikungunya denken", sagt Prof. Hans Dieter Nothdurft vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI). Neben dem Fieber seien lang andauernde Gelenkschmerzen, vor allem der kleineren Hand- und Fußgelenke, ein Verdachtsmoment. Eine Impfung gegen die Erkrankung gebe es bislang nicht. Schwangere und immungeschwächte Personen sollten vor Reisen in die Region ihren Arzt konsultieren. Rückkehrer, die ein hohes Fieber entwickeln und innerhalb von 12 Tagen an Gelenkschmerzen erkranken, sollten sich von einem Arzt untersuchen lassen.

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