20.09.2021

Was hilft gegen Übelkeit bei Palliativpatienten

Rund 50 % der Palliativpatienten leiden an Übelkeit und/oder Erbrechen. Die symptomatische Therapie ist der erste Schritt. Parallel sollte man aber versuchen, den Auslöser zu ermitteln.

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Über zwei Drittel aller Krebskranken und rund die Hälfte aller anderen Patienten in einer palliativen Situation leiden an Übelkeit (Nausea) und/oder Erbrechen (Emesis). Die symptomatische Therapie ist der erste Schritt. Parallel sollte man aber versuchen, den Auslöser zu ermitteln.

Übelkeit und Erbrechen belasten den Patienten und auch die Angehörigen oft sehr. Zudem verschlimmern sie die meist ohnehin erschwerte Ernährungssituation. Grundsätzlich können die Symptome Folge der Erkrankung selbst oder der Behandlung sein. So liegen der Übelkeit oft ein tumorbedingter Magenstau (Gastrostase) infolge Bewegungsstörungen des Magen-Darm-Trakts oder gastrointestinale Verengungen (Obstruktionen) zugrunde. Sie kann aber auch von einer Erkrankung im Rachen, Nasen-Rachen-Raum oder Hals (Pharynxerkrankung) ausgehen. Man muss besonders an Candida-Infektionen, Geschwür bildende Tumoren und sonstige Schleimhauterkrankungen denken, schreiben Dr. Matthias Thöns vom Palliativnetz Witten und Dr. Jörg Cuno vom Palliativzentrum am DonauIsar Klinikum Deggendorf.

Mit Blick auf metabolische Ursachen kommen u.a. eine Störung des Calcium- und Phosphathaushalts, bei der ein erhöhter Calcium-Spiegel im Blutserum besteht (Hyperkalzämie) oder eine Vergiftung durch die Ansammlung harnpflichtiger Abbauprodukte des Stoffwechsels, die aufgrund einer schweren Nierenschädigung nicht mehr ausgeschieden werden (Urämie) infrage. Zudem kann ein erhöhter Hirndruck zu starkem Erbrechen führen. Darüber hinaus sind Angst, Schmerz und psychische Belastungen als mögliche Gründe für Übelkeit zu bedenken. Schließlich können viele Arzneimittel – nicht nur Chemotherapien – Übelkeit und Erbrechen auslösen. Es lohnt sich daher, die Medikamentenliste auf mögliches Streichpotenzial zu checken.

Zwar meist alleine nicht ausreichend, aber trotzdem wichtig sind nicht-medikamentöse Verfahren, um die Symptome zu bekämpfen.

Nicht-medikamentöse Ansätze gegen die Übelkeit:

  • Zuversicht ausstrahlen
  • Stress und Angst der Patienten mindern
  • Mahlzeiten klein halten und appetitlich anrichten
  • alles vermeiden, was durch Aussehen oder Geruch Übelkeit verursachen könnte. Dazu gehört auch die Geruchskontrolle bei Geschwür bildenden Wunden (Tumoren, Dekubitus) zum Beispiel mit einem Schälchen Kaffeepulver, Minze oder Zitrone.

Zur medikamentösen Behandlung von Übelkeit und/oder Erbrechen stehen verschiedene Medikamente und Medikamentenkombinationen zur Verfügung – seien es Wirkstoffe gegen Übelkeit durch Magenstau (Gastrostase), welche die Darmbewegung (Peristaltik) steigern, oder gegen metabolisch-toxische Ursachen, genauso wie bei vegetativer Begleitsymptomatik (übermäßigem Speichelfluss, Durchfall) oder Hirnmetastasen. Erbrechen aufgrund von erhöhtem Hirndruck lässt sich durch Kortikosteroide rasch lindern. Sie eignen sich zudem auf jeder Stufe des Schemas als Begleitmedikation. Oft wird auch eine antiemetische Infusionstherapie erforderlich, gegebenenfalls, nach ausführlichem Gespräch mit Patienten und Angehörigen, in Kombination mit der Zufuhr von Flüssigkeit und parenteraler Ernährung. Auch zur Vorbeugung von Chemotherapie verursachter Übelkeit und Erbrechen gibt es eine Reihe von Wirkstoffen.

Quelle: Medical Tribune vom 27.2.21

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