10.10.2022

Welchen Einfluss die richtige Ernährung auf Krebskranke haben kann

Mit einer moderaten Ernährung lebt es sich auch mit Krebs länger: Besseres Ansprechen, geringeres Tumorwachstum und weniger Metastasierung sind die Vorteile einer kalorienreduzierten Diät.

Diäten geben viel Anlass für Diskussionen, egal ob positiv oder negativ. Auch für Krebspatient:innen scheinen sie von Bedeutung – zumindest manche. Welche Ernährungsform sich bei Personen mit Brust- oder Pankreaskarzinom besonders lohnt, verdeutlichen aktuelle Daten.

Ist eine Diät für Menschen mit Krebs wirklich relevant? Bei der Suche nach Antworten auf diese Frage kann eine Analyse aus dem Jahr 2018 helfen, betont Prof. Dr. Andreas ­Neubauer­, Universitätsklinikum Marburg in einem Video anlässlich des Onko-Update 2022. Für eine Studie wurden gesunde Frauen zufällig auf zwei Gruppen verteilt und nahmen entweder eine fettreduzierte (n = 19.541) oder eine übliche amerikanische Diät (n = 29.294) zu sich. Im Laufe der Zeit entwickelten 671 bzw. 1.093 Teilnehmerinnen ein invasives Mammakarzinom.

Im Hinblick auf die Überlebenswahrscheinlichkeit wurde deutlich, dass die Patientinnen mit fettreduzierter Diät deutlich im Vorteil waren: Frauen, die sich im Mittel 8,5 Jahre vor der Krebsdiagnose so ernährt hatten, starben seltener als diejenigen mit normaler Ernährung.

Aber auch zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose und -therapie macht die Diät einen Unterschied, wie Prof. Neubauer aufzeigt. So erreichten Frauen mit Brustkrebs einen Benefit, wenn sie sich vor einer neo­adjuvanten Chemotherapie (bei der der Tumor vor der Operation behandelt wird) mit einer fastenähnlichen statt einer regulären niederländischen Diät ernährten. Unter den Teilnehmerinnen, die sich therapietreu verhalten hatten, sprachen 10 von 22 vs. 12 von 58 auf die Behandlung an. „Wenn Frau die Diät durchhält, kann es also ein Vorteil sein in der neoadjuvanten Situation“, so der Experte.

Und auch für die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kann die Ernährungsweise eine Rolle spielen, verdeutlicht Prof. Neubauer. Dazu zieht er eine Studie aus dem Jahr 2021 heran, in der im Mausmodell eine 40 % kalorienreduzierte und eine ketogene Diät gegenüber einer üblichen Ernährung geprüft wurden. Sowohl das Anwachsen des Tumors als auch dessen Gewicht, die Blutzuckerspiegel und das Insulin wurden durch die kalorienreduzierte Diät deutlich abgesenkt. Bei der ketogenen Diät ergab sich hingegen kein Unterschied zur normalen Ernährung, was sich laut Prof. Neubauer mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen deckt.

Mäuse, die kalorienreduziert ernährt wurden, wiesen auch ein deutlich geringeres Level von Stearoyl-CoA Desaturase (SCD) auf. „Durch die Kalorienreduktion wird dieses Enzym herunterreguliert. Dadurch erfahren die Krebszellen gewisse Nachteile in der Metastasierung und dem Tumorwachstum“, so der Vortragende. Eine Überexpression der SCD lasse den Effekt verschwinden. Die Pankreastumorzellen scheinen demnach ungesättigte Fettsäuren dramatisch zu benötigen, verdeutlichte Prof. Neubauer. Deren Produktion verhindert die geringere SCD.

Die Daten lassen sich auf den Menschen übertragen, wie die Ergebnisse einer weiteren Analyse aus dem Jahr 2021 darlegen. Daraus geht hervor, dass Menschen mit deutlich kalorienreduzierter Diät vor der Diagnose eines Pankreaskarzinoms ein deutlich verlängertes Überleben nach dieser Diagnose aufweisen. Ebenfalls wichtig: eine vermehrte Aufnahme von pflanzlichen statt tierischen Fetten.

Quelle: Medical Tribune am 18.04.2022

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