02.10.2017

Weniger Schlaganfälle bei Herzklappenersatz-OP

Wenn während eines Aortenklappenersatzes (TAVI) zusätzlich ein Doppelfiltersystem verwendet wird, kann dies das Risiko drastisch senken, dass der Patient während oder nach dem Eingriff einen Schlaganfall erleidet…

Tritt während einer OP am Herzen ein Schlaganfall auf, bedeutet das für den Patienten häufig Invalidität oder gar den Tod. Mediziner der Klinik für Innere Medizin II um Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer konnten nun in einer Studie nachweisen, dass ein während eines perkutanen Aortenklappenersatzes (Transkatheter-Aortenklappen-Implantation = TAVI) zusätzlich verwendetes Doppelfiltersystem drastisch das Risiko senkt, dass der Patient während oder nach dem Eingriff einen Schlaganfall erleidet. 

Früher wurde die Herzklappe früher in einer offenen Operation ersetzt - also einer Operation, bei dem der Brustkorb des Patienten geöffnet wird. Seit einigen Jahren nutzen Mediziner eine minimal-invasivere Technik. Bei dieser Methode, dem kathetergestützten perkutanen Aortenklappenersatz (TAVI; Transkatheter-Aortenklappen-Implantation), wird die neue Herzklappe mithilfe eines Katheters, der durch die Leistenarterie geführt wird, an ihren Einsatzort gebracht und dort entfaltet.

Bei Menschen im hohen Lebensalter ist eine Verengung der Aortenklappe, eine so genannte Aortenstenose, der häufigste Herzklappenfehler. Der Austausch der defekten Klappe ist oft die einzige Möglichkeit, den Patienten zu helfen und Symptome wie Atemnot zu beheben. Eine schwerwiegende Komplikation, die bei diesem Eingriff auftreten kann, ist ein Schlaganfall. Die Ursache hierfür sind häufig kleinste Partikel, die oft bei der Beseitigung der Klappenverengung bei Einsetzen der neuen Herzklappe aus der Gefäßwand gelöst werden, ins Gehirn gelangen und dort zur Durchblutungsstörung führen.

Um herauszufinden, ob spezielle Filtersysteme, die bei einem perkutanen Aortenklappenersatz vorübergehend in die Halsschlagadern platziert werden, das Eindringen der Partikel und damit auch Schlaganfälle verhindern können, hat Prof. Dr. Jochen Wöhrle, Leiter des Herzklappenprogramms an der Klinik für Innere Medizin II, in einer Studie mit 560 Patienten untersucht. „Mit der Studie konnten wir eindeutig zeigen, dass das Doppelfiltersystem wesentlich dazu beiträgt, das Gehirn des Patienten vor einem Eindringen der Partikel zu schützen. Das relative Risiko vor oder innerhalb von sieben Tagen nach der OP einen Schlaganfall zu erleiden, konnte mithilfe der eingesetzten Filter um 71 Prozent gesenkt werden“, fasst Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II, die Ergebnisse zusammen.

An der Klinik kommt seit 2016 ein Doppelfiltersystem namens „Sentinel Cerebral Protection System“ zum Einsatz. Der größere der beiden Filter wird hier vor Beginn des eigentlichen Eingriffes im ersten großen arteriellen Gefäßast der Aorta (Truncus braciocephalicus) platziert, der kleinere in der linken Halsschlagader (Arteria carotis communis). Die Studienergebnisse waren ausschlaggebend dafür, dass das Doppelfiltersystem von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA in den USA zugelassen wurde, und werden demnächst im Journal of the American College of Cardiology: Cardiovascular Interventions (JACC) veröffentlicht.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

 

 

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