11.10.2019

Widerspruchslösung bei Organspende würde Zahl der Spender verdoppeln

Nur 36 % der Bundesbürger haben einen Organspendeausweis, aber 63 % würden Organe spenden. Darauf macht der Europäische Tag für Organspende und Transplantation am 12.10. aufmerksam.

Unter dem Motto „Du hast alles, was es braucht. Hast du überlegt, Organspender zu werden?“ findet am 12. Oktober der Europäische Tag für Organspende und Transplantation statt. Derzeit besitzen nur 36 Prozent der Bundesbürger einen Organspendeausweis (siehe Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Info-Blatt: Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung (14 bis 75 Jahre) zur Organ- und Gewebespende. Köln, 2018). Damit hat also nur knapp ein Drittel der Deutschen „alles, was es braucht“, um Leben zu retten. Dazu bereit wären aber 63 Prozent der Bundesbürger, wenn sie diesen Status von Geburt an hätten. Ein ähnliches Bild zeigt sich in UK, auch dort gibt es die „Zustimmungslösung“. Diese wird bei den Briten aber 2020 durch ein neues Gesetz abgelöst. Die Hälfte der Europäer aus Ländern mit Widerspruchslösung kritisiert das aktive System.

Ab 2020, mit Einführung der Widerspruchslösung in UK, ist Deutschland eines der letzten europäischen Länder mit einer Zustimmungslösung in puncto Organspende. Dadurch bleibt in UK (noch) und in Deutschland ein großes Potenzial an Organspendern ungenutzt. Die 63 Prozent der potenziellen Organspender in Deutschland setzen sich wie folgt zusammen: 46 Prozent der Bundesbürger halten die Organspende schlicht für sinnvoll, dementsprechend würden sie keinen Widerspruch einlegen. Weitere 17 Prozent würden ihren Status behalten, weil ihnen ohnehin egal ist, was mit ihnen nach dem Tod passiert. In UK setzen sich die 75 Prozent der potentiellen Organspender ähnlich zusammen: 55 Prozent empfinden die Organspende als sinnvoll und den anderen 20 Prozent ist es ziemlich egal, was mit ihnen nach dem Ableben passiert.

In Ländern, die schon heute eine Widerspruchslösung haben, ist die Zahl der Organspender höher. In den weiteren untersuchten Ländern des Gesundheitsreports (Polen, Russland, Serbien, Frankreich, Italien, Spanien und Belgien) gibt es sie schon. Knapp die Hälfte der Befragten dort kritisiert das System der Zustimmung in Deutschland und UK: 22 Prozent sind sich sicher, dass dadurch viele potenzielle Organspender nicht berücksichtigt werden, weitere 24 Prozent halten die Organspende ohnehin für ihre Pflicht. Die andere Hälfte befürwortet das „aktive“ System mit der Argumentation, dass der Wille zur Organspende nicht vorausgesetzt werden dürfe. In Serbien sind sogar 68 Prozent der Befragten dieser Meinung.

Angenommen die Widerspruchslösung gelte auch in Deutschland und UK, würden 37 Prozent der Bundesbürger und 25 Prozent der Menschen in UK davon Gebrauch machen. Warum? 21 Prozent der Deutschen haben Angst, zu früh für tot erklärt zu werden. Auch 13 Prozent der Briten teilen diese Angst. Weitere acht Prozent der Deutschen und fünf Prozent der Briten würden Widerspruch einlegen, weil sie nicht möchten, dass möglicherweise Kriminelle ihre Organe erhalten.

Quelle: Pressemitteilung der STADA am 7.10.19

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