08.12.2022

Zehn Minuten zu Fuß am Tag sollten sich alte Menschen mindestens bewegen

Für Menschen höheren Alters ist körperliches Training oft kaum mehr möglich. Andererseits reicht schon ein kleiner Spaziergang am Tag aus, um ihr Sterberisiko zu senken.

Laut ESC-Leitlinien sollte man sich – egal in welchem Alter – mind. 150 Minuten pro Woche moderat bewegen oder 75 Minuten intensiven Sport betreiben. Für alte Menschen ist ein solches Pensum aber oft nicht mehr zu schaffen. Südkoreanische Wissenschaftler um Dr. Moo-Nyun Jin haben deshalb versucht, das Minimalziel an Bewegung bei 85-Jährigen und noch älteren Menschen zu definieren. Ihre Ergebnisse wurden im Rahmen des diesjährigen ESC-Kongresses vom 26. bis 29. August in Barcelona vorgestellt (siehe abstract “Association of usual walking with mortality in oldest old adults aged 85 years and older: a nationwide senior cohort study“, auf dem ESC Congress 2022).

Jin und Kollegen nutzten für ihre Analyse Informationen einer koreanischen Versichertendatenbank. Dabei fanden sich 7.047 Erwachsene in einem Alter von 85 Jahren oder älter, die im Rahmen eines Screeningprogrammes Angaben zu ihren Aktivitätsleveln (inkl. sportlicher Aktivitäten und langsamen Gehen) gemacht haben. Diese bezogen Jin und Kollegen in ihre Analyse ein. Das Durchschnittsalter dieser Kohorte lag bei 87 Jahren, 68,3 % waren Frauen.

Gemäß ihrer wöchentlichen Geh-Aktivität teilten die Wissenschaftler die Seniorinnen und Senioren in fünf Gruppen ein: jene, die während der Woche keinerlei Spaziergänge machten (57, 5%), solche, die weniger als 1 Stunde pro Woche langsam zu Fuß unterwegs waren (8,5 %), jene, die 1–2 Stunden langsam gingen (12,0 %), sowie Personen, die 2–3 Stunden (8,7 %) oder noch mehr Stunden pro Woche (13,3 %) langsam gingen. Daneben wurde das Trainingspensum der Senioren erfasst: 14,7 % gaben an, Sport von moderater Aktivität zu betreiben, 10,9 % bewegten sich mit intensiver Aktivität.
Wie die Autoren berichten, entsprach das angegebene Aktivitätslevel gerade mal bei 7,6 % der Teilnehmer dem von den Leitlinien empfohlenen Ausmaß. Zwischen Spaziergängern und Sportreibenden gab es gewisse Überschneidungen: So übte ein Drittel der regelmäßigen Spaziergänger auch moderates oder intensives körperliches Training aus.

Um spezifisch den Effekt des langsamen Gehens auf die Prognose der Senioren zu erfassen, setzten die Autoren die Angaben zu den wöchentlichen Gehzeiten mit der Gesamtmortalität und kardiovaskulären Sterblichkeit in Beziehung und adjustierten auf den Energieverbrauch, der während des körperlichen Trainings anfiel.

Dabei stellten sie fest, dass jene Senioren, die mindestens eine Stunde pro Woche langsam zu Fuß gingen, ein um 40 % geringes Sterberisiko hatten als die in dieser Hinsicht vollkommen inaktiven Senioren. Die kardiovaskuläre Sterblichkeit war bei den „Spaziergängern“ um 39 % reduziert.
 „Langsames Gehen war bei älteren Erwachsenen mit einer geringeren Sterbewahrscheinlichkeit assoziiert, unabhängig davon, ob die Personen irgendeiner Form von moderater bis intensiver körperlicher Aktivität nachgingen“, schloss Jin aus diesen Ergebnissen. Die Studie deute damit an, dass Spazierengehen von mindestens einer Stunde pro Woche vorteilhaft ist für Menschen in einem Alter von 85 Jahren oder älter, fügt der Wissenschaftler hinzu. Sein Rat an Menschen dieser Altersgruppe lautet deshalb: „Geht 10 Minuten zu Fuß am Tag“.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, sind die damit einhergehenden Limitationen zu beachten. So könnte eine umgekehrte Kausalität vorliegen, denn ältere Menschen, die sich nicht mehr bewegen, sind womöglich schon so geschwächt, sodass sie sich nicht mehr bewegen können, und wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes bald versterben.

Quelle: Kardiologie.org am 24.8.2022

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