19.08.2024
Bei Nierenschwäche auf Mundhygiene achten
Patient:innen mit Nierenschwäche haben ein größeres Risiko für Karies und Parodontitis, weil sie häufig unter extremer Mundtrockenheit leiden…
Patient:innen mit einer chronischen Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) haben häufiger Probleme mit Karies und Parodontitis. Das liegt zum einen daran, dass sie häufig unter extremer Mundtrockenheit leiden, erklärt Privatdozent Dr. med. dent. Gerhard Schmalz von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKL. „Dialyse-Patient:innen müssen auf ihren Flüssigkeitshaushalt achten. Der darf ein bestimmtes Maximum nicht überschreiten, weshalb es den Patient:innen oft an Speichel fehlt. Dieser Speichel aber schützt die Zähne, indem er sie reinigt und remineralisiert.“ Zum anderen kommt es bei Patient:innen mit Nierenschwäche zu einer Verschiebung in der Wahrnehmung, berichtet Oberarzt Gerhard Schmalz. „Aufgrund der Schwere ihrer Grunderkrankung sind sie sehr belastet und nehmen andere Erkrankungen, wie beispielsweise Karies, als weniger gravierend wahr.“
Die Belastung der betroffenen Patient:innen anzuerkennen, ist einer der Schlüssel des „Leipziger Konzepts“, das Mediziner:innen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) entwickelt haben. „Die Menschen öffnen sich, wenn sie sich gesehen fühlen und sind dann leichter zugänglich für Angebote, wie das unsere,“ erläutert Arbeitsgruppenleiter Schmalz. Im Kern sieht dieses vor, die Patient:innen während ihrer Dialyse im UKL zahnmedizinisch zu untersuchen und bei Bedarf auch zu behandeln. Dabei setzen Dr. Schmalz und Kolleg:innen unter anderem auf eine nicht-invasive Methode zur Kariesdiagnostik: Mithilfe einer speziellen Fototechnik stellen sie das Vorhandensein und das Ausmaß von Karies fest. „Das hat den Vorteil, dass wir den Patient:innen erst dann in den Mund gehen müssen, wenn sie wirklich behandelt werden müssen. Das Zahnfleisch von Dialysepatient:innen ist sehr empfindlich und anfällig für Entzündungen, die den ohnehin geschwächten Allgemeinzustand der Betroffenen verschlechtern können. Allerdings ist die Technik aktuell noch eine Zukunftsperspektive.“
Dritter Baustein des „Leipziger Konzeptes“ ist die Sensibilisierung der Patient:innen für die Notwendigkeit von sorgfältiger und regelmäßiger Mundhygiene. Hierbei entwickelt die Arbeitsgruppe um Dr. Schmalz gemeinsam mit ihnen Maßnahmen zur individuellen Karies- und Parodontitisprophylaxe. Im Klinikalltag ist sie damit bereits erfolgreich.
Quelle: Universitätsklinikum Leipzig AöR