27.11.2011

Einnahme von Vitaminpräparaten zur Senkung von Homocystein unnötig

Homocystein wird als Risikofaktor für Herz-Gefäß-Krankheiten angesehen und mit hoch dosierten Vitaminpillen behandelt. Das kann aber eher schaden als nutzen, meinen die Kardiologen vom BNK.

Homocystein wird gemeinhin immer noch als kardiovaskulärer Risikofaktor angesehen und oft dauerhaft mit hochdosierten Vitaminpräparaten behandelt, obwohl sich auf diese Weise nachweislich nicht wie erhofft gegen Herzinfarkte und Schlaganfälle vorbeugen lässt. „Eine Nahrungsergänzung mit hochdosierten Vitamin B- und Folsäurepräparaten zur Senkung des Homocysteinspiegels ist unserer Einschätzung nach unnötig und kann vor allem Patienten mit einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) eher schaden als nutzen", warnt Dr. med. Norbert Smetak, Bundesvorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen (BNK) und praktizierender Kardiologe in einer fachärztlichen Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie in Kirchheim. Die so genannte Homocystein-Hypothese konnte bisher in keiner wissenschaftlichen Studie untermauert werden. „So hat es zum Beispiel über 12.000 KHK-Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten, zur Vorbeugung weiterer Infarkte nichts genutzt, für eine Dauer von fast sieben Jahren täglich hochdosierte  Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen: Ihre Homocystein-Spiegel wurden zwar effektiv verringert. Die Häufigkeit von Schlaganfällen und Herzinfarkten konnte dadurch aber nicht gesenkt werden, sondern blieb gleich hoch wie bei Patienten der Kontrollgruppe, die ein Scheinmedikament bekommen hatten."

Kein Risikofaktor, sondern lediglich ein Risikomarker

Anstatt von einem kardiovaskulären Risikofaktor zu sprechen, ist Homocystein lediglich als ein Risikomarker aufzufassen. Auslöser für einen Anstieg können eine schlechte Vitaminversorgung bedingt durch Mangelernährung oder Magen-Darmerkrankungen sein, aber auch den Homocysteinspiegel beeinflussende Medikamente sowie Nikotinkonsum und Alkoholmissbrauch. Nierenschwäche, Schilddrüsenunterfunktion und andere Krankheiten sind weitere mögliche Ursachen.

Auf gesunden Lebensstil achten

Generell ist rein altersbedingt schon ab einem Alter von 40 Jahren mit einem Ansteigen des Homocysteinspiegels zu rechnen.  „Bei erhöhten Homocysteinwerten sollte man verstärkt auf einen gesunden Lebensstil achten - insbesondere auch darauf, dass die empfohlene Vitaminzufuhr auch tatsächlich über die Nahrung erfolgt", rät Smetak. „Das lässt sich erreichen, wenn man sich gesund und abwechslungsreich ernährt, also täglich möglichst viel Gemüse und Salat sowie Vollkornprodukte isst. Besonders reich an Folsäure sind z.B. auch Hülsenfrüchte, viel Vitamin B6 ist in Walnüssen enthalten und Vitamin B12 steckt in vielen Lebensmitteln tierischen Ursprungs (z.B. Milch, Eier, Käse, Fleisch und Innereien) sowie in milchsauer vergorenen Produkten wie Sauerkraut oder Miso."

 

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