18.10.2007
Entsteht Typ-2-Diabetes im Kopf?
Bestimmte Neuronen im Gehirn verlieren im Verlauf der Erkrankung ihre Fähigkeit, den Blutzucker zu messen...
Diabetologen führen den Typ-2-Diabetes auf eine gestörte Insulinausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse und eine verminderte Wirkung von Insulin (Insulinresistenz) zurück. Es könnte jedoch noch ein weiterer Faktor hinzukommen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass bestimmte Nervenzellen des Hirnstamms, die bei der Regulierung des Körpergewichts eine Rolle spielen, die Konzentration von Glukose im Blut messen können. Bei einem Anstieg des Blutzuckers werden diese Zellen aktiv.
Amerikanische Wissenschaftler konnten nun beobachten, dass diese Nervenzellen bei Mäusen, die sehr kalorienreich ernährt und dadurch übergewichtig wurden, die Blutzuckerwerte nicht mehr messen konnten. Die Tiere konnten daraufhin nicht mehr auf einen Anstieg des Blutzuckers mit der Ausschüttung von Insulin reagieren. Die Forscher führen dies auf ein Protein der Nervenzellen zurück. Denn wenn sie die Wirkung dieses Eiweißes mit Hemmstoffen unterdrückten, wurden die Nervenzellen bei hohen Blutzuckerspiegeln wieder aktiv. So konnten sie verhindern, dass übergewichtige Tiere insulinresistent wurden.
Diese Erkenntnis könnte völlig neue Möglichkeiten zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eröffnen. Wenn sich diese Befunde beim Menschen bestätigen lassen, könnten neuartige Wirkstoffe in der Zukunft den Typ-2-Diabetes dort stoppen, wo er nach Ansicht der Wissenschaftler entsteht, nämlich nicht in der Bauchspeicheldrüse, sondern im Kopf.
Quelle:
Nature advance online publication (doi:10.1038/nature06098)
Verschiedene Nachrichten zu Diabetes finden Sie auch unter www.aerzte-im-netz.eu/