31.05.2011

Lebensmittelinfektionen häufigste Ursache für Reiseerkrankungen in Europa

Jede dritte Erkrankung, die bei Reisenden in Europa registriert wird, wird durch verunreinigte Lebensmittel ausgelöst. Um sich vor Ansteckungen zu schützen, raten Experten zu einigen wichtigen Verhaltensregeln.

Jede dritte Erkrankung, die bei Reisenden in Europa registriert wird, wird durch verunreinigte Lebensmittel ausgelöst. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des europäischen reisemedizinischen Netzwerkes EuroTravNet, das von der europäischen Seuchenbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) unterstützt wird. Die Ärzte analysierten die Daten von fast 7.000 Patienten, die 2008 auf Reisen in Europa erkrankt waren. „Dieses Ergebnis bestätigt unsere Erfahrungen aus der Praxis. Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes kommen sehr oft vor - ausgelöst durch Bakterien und Viren - , die Urlauber auf Reisen erwerben. Die bekanntesten bakteriellen Erreger sind Campylobacter, Salmonellen und auch Escherichia coli. Eine besonders gefährliche Variante dieses Darmbakteriums ist für die aktuelle EHEC-Epidemie verantwortlich. In den vergangen Jahren stieg auch die Zahl der Lebensmittelinfektionen, die durch Viren ausgelöst werden. Hier ist an erster Stelle das Norovirus zu nennen, das in aktuellen Studien bei 10-16% der deutschen Reiserückkehrer mit Durchfall gefunden wurde.  Aber es kommt auch immer wieder zu Häufungen von Rotavirus- und Hepatitis-A-Virus-Erkrankungen. All diese Infektionen haben eine Gemeinsamkeit: Sie werden meistens durch verunreinigte Lebensmittel oder Getränke erworben. Daher gilt es, besonders auf die Hygiene zu achten und insbesondere Obst, Gemüse und Salate vor dem Verzehr nochmals gründlich zu reinigen. Getränke sollten original verschlossen sein und auf Eiswürfel verzichtet werden, wenn es sich nicht um abgekochtes Wasser handelt", rät Prof. Dr. Thomas Löscher, Reisemediziner vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI). Und auch in Deutschland werden bei manchen Lebensmittelinfektionen deutlich steigende Zahlen gemeldet. Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte 2010 mehr als 65.000 Fälle von Campylobacter-Erkrankungen, einem Bakterium, das sowohl durch Fleisch als auch durch vegetarische Lebensmittel übertragen wird. Mehr als 140.000 Menschen in Deutschland infizierten sich mit dem Norovirus - einem Erreger, der eine Magen-Darm-Entzündung auslösen kann, die nicht selten von schweren Brechdurchfällen begleitet wird und von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Wie viele dieser gemeldeten Infektionen auf Reisen erworben wurden, ist nicht genau bekannt.

Reisemediziner raten zu strikter Lebensmittelhygiene und zur Impfung

Um sich vor Ansteckungen durch verunreinigte Lebensmittel zu schützen, raten Experten zu einigen wichtigen Verhaltensregeln. „In vielen Länder im Osten und Süden Europas sind die hygienischen Verhältnisse anders als hierzulande. Grundsätzlich gilt: Peel it, boil it or forget it - zu Deutsch: Obst, das man schälen kann, ist unbedenklich, alle anderen Rohkostprodukte sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden. Dabei ist es unbedingt notwendig, Hände und vor allem auch das Schälwerkzeug zwischendurch immer wieder zu reinigen, um die Übertragung von gefährlichen Krankheitskeimen von einem Produkt zum anderen zu vermeiden. Gemüse, Fleisch und Fisch müssen ausreichend gegart werden. Wer gerne Meeresfrüchte wie Miesmuscheln, Venusmuscheln oder Austern verzehrt, sollte gegen Hepatitis A - der so genannten Reisegelbsucht - geimpft sein. Diese Vorsichtsmaßnahme ist generell für den gesamten Mittelmeerraum empfehlenswert", erläutert Löscher, der auch Leiter des Tropeninstitutes in München ist, die wichtigsten Verhaltensmaßnahmen zu Beginn der Sommerreisesaison.  Laut Angaben der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) reisen etwa 25 Mio. Deutsche pro Jahr für mehr als 5 Tage ans Mittelmeer. Spanien, Italien und die Türkei sind dabei die beliebtesten Reiseziele der Deutschen.

Quellen:

RA Reiseanalyse 2011. FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.
www.fur.de/fileadmin/user_upload/RA_Zentrale_
Ergebnisse/Reiseanalyse2011_Erste-Ergebnisse_dt.pdf

Robert Koch-Istitut: SurvStat, www3.rki.de/SurvStat%20Datum%20der%
20Abfrage%2031.05.2011

Apelt, N. et al.: The prevalence of Norovirus in returning international travelers with diarrhea.
BMC Infectious Diseases 10, 131 (2010).

Paschke C. et al.: Controlled study on enteropathogens in travellers returning
from the tropics with and without diarrhoea.
Clin Microbiol Infect. 2010 Nov 4. doi: 10.1111

Field, V. et al.: Travel and migration associated infectious diseases morbidity in Europe,
2008. BMC Infectious Diseases 10, 330 (2010).

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