24.04.2020

Lymphopenie könnte schweren Verlauf von COVID-19 vorhersagen

Die Anzahl der Lymphozyten könnte als Marker bei der Diagnosestellung herangezogen werden, um schwere Fälle von COVID-19 möglichst frühzeitig zu erkennen.

Für die Mehrzahl der Betroffenen verläuft eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 glimpflich. Einige Menschen haben allerdings ein erhöhtes Risiko für eine schwere Erkrankung, in deren Verlauf Lebensgefahr bestehen kann. Für Mediziner und Intensivpfleger gibt es aufgrund der erwarteten Zahl von Fällen daher mehrere wichtige Fragen:

·         Wie kann man Menschen mit hohem Risiko für schwerste Verläufe früh erkennen?

·         Mit welchen Komplikationen ist bei solchen Verläufen zu rechnen?

·         Können manche solcher Komplikationen verhindert werden?

Spanische Wissenschaftler um Bernejo-Martin griffen mehrere Studien auf und ergänzten diese mit ihren eigenen Forschungen zu Gefäßschädigungen (siehe Journal of Infection 2020, Band 80, Seite e23–e24). Dort wurde berichtet, dass 85 % der kritisch erkrankten Patienten mit COVID-19 eine erniedrigte Lymphozytenzahl im Blut (Lymphopenie) entwickelten. Andere Wissenschaftler bestätigten, dass sie bei den Patienten eine durchschnittliche Lymphozytenzahl von 800 Zellen/mm sahen. Tödlich verlaufende Fälle hatten eine anhaltende Lymphopenie. Eine weitere Studie berichtete bei kritischen Patienten außerdem von erhöhten Zytokin-Werten. Bernejo-Martin und Kollegen fassten diese Symptomatik (Lymphopenie und Hyperzytokinemie) als einen immunologischen Phänotyp zusammen, den sie die lymphopenische CAP (L-CAP, community acquired pneumonia) nennen. Diese Symptome gingen nach ihren eigenen Daten mit schwerer Erkrankung, einer erhöhen Sterblichkeit und einer fehlgesteuerten Immunantwort einher.

COVID-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, waren älter und hatten häufiger Bluthochdruck, Diabetes, kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Erkrankungen. Altern und chronische Erkrankungen schädigen die Gefäße und erhöhen wiederum Entzündungen und oxidativen Stress. Die Wissenschaftler berichten auch von einem möglichen Zusammenhang zwischen Lymphopenie und Gefäßschädigungen in Patienten mit ambulant erworbener Lungenentzündung (community acquired pneumonia  = CAP) und Organversagen.

Die Wissenschaftler schlagen daher die Lymphopenie als Merkmal für COVID-19 vor. Die Anzahl der Lymphozyten könnte als Marker bei der Diagnosestellung herangezogen werden, um schwere Fälle möglichst frühzeitig zu erkennen. Auch könnten Medikamente, die gegen Lymphopenie oder bei Gefäßschäden eingesetzt werden, dazu beitragen, COVID-19-Symptome abzumildern.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal.de

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