17.06.2024
Neue Erkenntnisse über das Hepatitis-E-Virus
Weitere Kenntnisse über die durch Hepatitis E-Viren verursachten Leberentzündungen verbessern deren gezielte Behandlung und Diagnose, berichten Experten vom Paul-Ehrlich-Institut…
Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist die häufigste Ursache für eine akute, virusbedingte Leberentzündung (Virushepatitis). Jährlich gibt es circa 15 bis 110 Millionen aktive Erkrankungen weltweit, die zu etwa 70.000 Todesfällen führen. Derzeitige Therapeutika sind jedoch nicht spezifisch, weisen starke Nebenwirkungen auf und können zu einer Unempfindlichkeit gegenüber Medikamenten (Resistenzen) führen. Ein Forschungsteam des Paul-Ehrlich-Instituts hat jetzt bestimmte Vesikelstrukturen und Proteine identifiziert, die Ziele für eine Behandlung sein könnten und zu einem neuen Verständnis der Weitergabe des viralen Erbgutes auch im Hinblick auf Diagnostik beitragen (siehe Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology, online seit 6.1.2024).
Häufige Symptome einer Leberentzündung durch Hepatitis-E-Viren (HEV) sind u. a. Fieber, Bauchschmerzen, blasser Stuhl, Übelkeit und Gelbsucht. Zu den Risikogruppen dieser Infektion gehören Personen mit geschwächtem Immunsystem (Immunsupprimierte) sowie schwangere Frauen.
Immunsupprimierte leiden häufig an chronischen Infektionen, was häufig im globalen Norden der Fall ist. Schwangere durchlaufen nicht selten einen schweren Krankheitsverlauf (fulminante Hepatitis), was mit Sterblichkeitsraten von bis zu 30 Prozent verbunden ist und primär im globalen Süden auftritt. Die geografischen Unterschiede lassen sich dadurch erklären, dass in den nördlichen Regionen vorwiegend zoonotische, durch Lebensmittel übertragene HEV-Stämme (Genotyp 3 und 4) zirkulieren, während in den südlichen Regionen vor allem durch Wasser übertragene Genotypen 1 und 2 vorkommen.
Bisher gibt es in Europa keine zugelassenen Impfstoffe gegen HEV. Zwar gibt es Arzneimittel, die bei Infektionen eingesetzt werden, aber die Behandlungsmöglichkeiten sind nach wie vor begrenzt und mit starken Nebenwirkungen oder einer Resistenzentwicklung verbunden. Dies ist auch auf ein mangelndes Verständnis großer Teile des viralen Lebenszyklus zurückzuführen.
Forscherinnen und Forscher um Dr. Mirco Glitscher in der Arbeitsgruppe von Prof. Eberhard Hildt, Leiter der Abteilung Virologie des Paul-Ehrlich-Instituts, haben sich mit dieser wichtigen Unbekannten des HEV beschäftigt - dem viralen Polyprotein pORF1, das die Vervielfältigung der genetischen Informationen von HEV (Genomreplikation) vermittelt – und dessen Struktur genauer untersucht. Dabei stellte das Forschungsteam fest, dass sich das virale Polyprotein pORF1 im Vesikelsystem der Zelle anreichert und dort als Dreh- und Angelpunkt der Virusvermehrung dient.
Quelle: Paul-Ehrlich-Institut - Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel