25.04.2012

Plötzlicher Herztod bei Sportlern tritt nicht nur bei Profis auf

Ein neues bundesweites Register zum plötzlichen Herztod von Sportlern hat die Universität des Saarlandes jetzt auch in Deutschland eingeführt mit dem Ziel, die Prävention zu verbessern.

Der Fall eines Fußball-Profis, der einen Herzstillstand erlitten hat und offenbar nur knapp dem Tode entronnen ist, erregte vor ein paar Wochen hat großes Aufsehen. Das Medieninteresse an diesen tragischen Fällen erweckt den Eindruck, dass der plötzliche Herztod bei Sportlern besonders häufig vorkommt. Statistiken belegen jedoch das Gegenteil: In Deutschland sterben jährlich über 100.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod, bisher trifft es lediglich einige Hundert beim Sport. Um hierfür noch genauere Zahlen zu ermitteln und die Ursachen zu erforschen, will das Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes jetzt ein bundesweites Register aufbauen. Dies geschieht unter Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und mit finanzieller Förderung der Deutschen Herzstiftung.

„Wir gehen bisher davon aus, dass junge Sportler höchstens in drei von 100.000 Herztodesfällen pro Jahr die Betroffenen sind. Das Risiko steigt jedoch ab dem 35. Lebensjahr. Nach den schweren Sportverletzungen sind Herz-Kreislauferkrankungen damit die häufigste Todesursache unter Sportlern", erläutert Tim Meyer, der das Institut für Sport- und Präventivmedizin der Saar-Uni leitet und als Mannschaftsarzt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft betreut. Das Risiko für einen plötzlichen Herztod ist zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt, rund 90 Prozent aller Betroffenen sind Männer. Am häufigsten trifft es die 40- bis 50-Jährigen. Denn in dieser Altersklasse wird eine Herzkranzgefäßverkalkung zunehmend wahrscheinlicher, zugleich ist eine sportliche Aktivität oft noch vorhanden. „Vor allem Freizeitsportler mit schlechtem Trainingszustand sind stärker gefährdet. Sie sollten ihren Einstieg in den Sport daher langsam angehen und sich zuvor sportmedizinisch untersuchen und beraten lassen", rät Meyer.

Die Ursachen für den plötzlichen Herztod, der während oder kurz nach einer sportlichen Aktivität eintritt, sind vielfältig und sollen daher in der datengeschützten Online-Datenbank in Saarbrücken erfasst werden. Auf der neuen Webseite des deutschlandweiten Registers (http://www.uni-saarland.de/page/scd.html) werden die verschiedenen Krankheitsbilder näher erläutert. „Es gibt familiär gehäuft vorkommende Herzmuskelerkrankungen, bei denen die Muskulatur der linken Herzkammer asymmetrisch verdickt ist. Wird dies frühzeitig erkannt, muss den Betroffenen von Leistungssport abgeraten werden", betont Philipp Bohm, der das Register wissenschaftlich betreut. Seltener sind angeborene Anomalien, die zu einem Fehlverlauf der Herzkranzarterien führen. Diese Fehlbildungen können heute meist operiert werden, so dass Athleten wieder Wettkampfsport ermöglicht wird.

„Was jeden Sportler auch ohne erbliche Vorbelastung treffen kann, ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels, die Myokarditis, die in Deutschland meistens durch Viren, manchmal auch durch Bakterien verursacht wird", erklärt der Saarbrücker Sportmediziner. Sie begleite gelegentlich eine allgemeine Infektion und trete zeitlich versetzt zur infektiösen Erkrankung auf. „Athleten mit einer nachgewiesenen Myokarditis sollten nach heutigem Kenntnisstand für drei bis sechs Monate auf Leistungssport verzichten", unterstreicht Bohm. Bei älteren Menschen verursache meist eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, oft bedingt durch Ablagerungen in den Gefäßwänden, einen Herzinfarkt bei sportlicher Aktivität.

„Wir wissen heute, dass es regional unterschiedliche Ursachen für den plötzlichen Herztod gibt. Dabei ist noch nicht geklärt, ob ausschließlich die ethnische Zugehörigkeit der Betroffenen eine Rolle spielt. Wir brauchen daher nationale Register, um in Zukunft plötzlichen Todesfällen von Wettkampf- und Freizeitsportlern aus unterschiedlichen Regionen optimal vorbeugen zu können", nennt Tim Meyer als Begründung für die neue Datenbank. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen könnten dann bestehende Screening-Verfahren verbessert werden. „Auch wenn wir im Spitzen- und Profisport in Deutschland bereits sehr gut aufgestellt sind, bleibt der Amateur- und Freizeitsport ein wichtiges Feld", betont Meyer. Bei der neuen Datenbank haben daher nicht nur Ärzte, sondern auch Angehörige von Betroffenen, Sportler, Trainer und andere Personen die Möglichkeit, plötzliche Todesfälle zu melden.

Als Vorbild dient das U.S. Register der Minneapolis Heart Foundation sowie auf europäischer Ebene das 2011 initiierte Register der Schweiz. Das deutsche Register wird am Institut für Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken unter der Federführung von Dr. Philipp Bohm betrieben. „Trotz der darin erfassten tragischen Einzelfälle darf man aber auch nicht aus den Augen verlieren, dass eine regelmäßige sportliche Aktivität eher vor schweren Erkrankungen schützt, als dass sie befördert werden", betont er.

Quelle: Universität des Saarlandes

 

 

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