05.09.2007

Überlebenschancen bei Krebs gestiegen

Die Überlebenschancen von Krebspatienten in Europa sind gestiegen, aber immer noch deutlich schlechter als in den USA...

Während in den Vereinigten Staaten den Ergebnissen zweier Studien zufolge 66,3% aller Männer eine Krebserkrankung 5 Jahre überleben, sind es in Europa nur 47,3%. Bei den Frauen ist der Unterschied demnach mit 55,8% (Europa) zu 62,9% (USA) etwas kleiner, aber immer noch deutlich. Deutschland liegt mit Überlebensraten von 50,0% aller männlichen und 58,8% aller weiblichen Krebspatienten über dem europäischen Mittel.

Im Einzelnen beträgt die Überlebensrate nach 5 Jahren für verschiedene Krebsarten in Europa und Deutschland:

Krebsart 

Europa gesamt

 Deutschland

Darmkrebs

53,5%

57,5%

Lungenkrebs

10,2%

13,2%

Schwarzer Hautkrebs

85,4%

83,4%

Brustkrebs

79,5%

78,3%

Eierstockkrebs 

34,2%

36,9%

Prostatakrebs 

73,9%

81,6%

Hodenkrebs 

95,5%

95,7%

Hodgkin Lymphom 

80,1%

nicht verfügbar

  

Höhere Überlebensrate in USA

Die Studienautoren machen zahlreiche Ursachen für die Unterschiede zwischen Europa und den USA verantwortlich, darunter die Ausbildung des Klinikpersonals und Behandlungsrichtlinien. Für die Untersuchung hatten sie Krebsdiagnosen der Jahre 2000-2002 aus 47 Krebsregistern in 18 europäischen Ländern ausgewertet und mit einem US-Krebsregister verglichen.

Bei allen festen Tumoren mit Ausnahme von Magen-, Hoden- und Weichteilgewebekrebs sind der Studie zufolge die Überlebenschancen für Patienten in den USA höher als in Europa. Besonders deutlich sind die Unterschiede beim Prostatakrebs: Während in den USA 99,3% der Männer mindestens die ersten 5 Jahre nach der Diagnose überleben, sind es in Europa nur 77,5%. Eine Erklärung für diese Differenz haben die Ärzte noch nicht.

Prof. Reiner Hartenstein vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) schränkt die Aussagekraft dieses Vergleichs jedoch ein: „Ein Vergleich von einem einzigen US-Krebsregister mit vielen Registern aus mehreren europäischen Ländern, bei denen es keine standardisierte Erhebung gibt, macht die Daten kaum vergleichbar." Nicht einmal innerhalb Deutschlands gebe es ein landesweites Krebsregister, sondern bislang nur in Bayern und dem Saarland.

Auch in Europa steigen die Heilungschancen

Dennoch sind auch in Europa die Überlebenschancen bei vielen Krebsarten zum Teil deutlich gestiegen. Eine separater europäischer Vergleich von 2,7 Millionen Krebsfällen aus den 1990er Jahren zeigt bei 8 wichtigen Krebsarten eine Verbesserung der Überlebensrate. So überlebten 53,5% der Darmkrebs-Patienten zwischen 1995 und 1999 mindestens 5 Jahre. In der ersten Hälfte desselben Jahrzehnts waren es noch 49,3%, wie eine Gruppe vom italienischen Krebsforschungsinstitut in Mailand berichtet.

Auch beim Brustkrebs verbesserte sich demnach die Überlebensrate von 75,4 auf 79,5%. Und besonders deutlich stieg sie beim Prostatakrebs: Während von den europäischen Patienten der Jahre 1990-1994 nur 61,4% die Diagnose mehr als 5 Jahre überlebten, waren es von den Patienten der Jahre 1995-1999 schon 73,9%. Für die Jahre 2000-2002 bestimmten die Forscher dann sogar eine Überlebensrate von 77,5%. Aufgeholt haben der Analyse zufolge vor allem die osteuropäischen Länder, in denen die Überlebenschance von Krebspatienten aber weiterhin oft unter dem europäischen Durchschnitt liegt.

Deutschland führend bei Behandlung des Hodgkin Lymphoms    

Die Studie führt keine Überlebensraten beim Morbus Hodgkin in Deutschland auf. „Die Bundesrepublik ist aber mit der Deutschen Hodgkin Lymphom-Studiengruppe führend in der Behandlung des M. Hodgkin", sagt Prof. Hartenstein.  Die 5-Jahres-Überlebensrate betrage bei niedrigen Stadien ohne Risiko 96% bzw. 91% bei fortgeschrittenen Stadien und seien damit durchaus mit den USA vergleichbar.

Quelle:
The Lancet Oncology Online (DOI: 10.1016/S1470-2045(07)70246-2)
The Lancet Oncology Online (DOI: 10.1016/S1470-2045(07)70245-0)

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