08.09.2022

Unachtsamkeit beim Pilzsammeln kann tödlich enden

Vor Leberversagen durch Giftpilze warnen Experten der Deutschen Leberstiftung…

Der Fliegenpilz ist von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) zum „Pilz des Jahres 2022“ bestimmt worden. Der auffällige und fotogene Pilz ist bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen als Giftpilz und Glücksbringer bekannt. Doch nicht alle Giftpilze sind so markant und einfach erkennbar. Immer wieder landen hochgiftige Pilze im Sammelkörbchen und dann in der Pfanne – der Verzehr kann lebensgefährliche Vergiftungen verursachen und beispielsweise ein Leber- und Nierenversagen bewirken. Anlässlich der beginnenden Pilzsaison, die mit dem September startet, warnt die Deutsche Leberstiftung vor tödlichem Irrtum beim Sammeln und Verzehr von Pilzen.

In Mitteleuropa gibt es nach Angaben der DGfM über 10.000 Großpilze. Circa 200 Pilzarten sind essbar und etwa 150 Arten zählen zu den Giftpilzen, von denen etwa zehn bei Verzehr tödlich sein können. Durch den Klimawandel mit wärmeren und trockenen Sommern breiten sich laut Pilzexperten in Deutschland neue Pilzarten aus, die bislang nicht heimisch waren – darunter auch gefährliche, kaum bekannte Giftpilze.

Bereits während der Pilzsaison 2021 registrierten die Giftinformationszentren in Deutschland eine steigende Zahl bei Anfragen wegen möglicher Pilzvergiftungen. In vielen der beschriebenen Fälle lautete die Empfehlung, einen Arzt aufzusuchen oder gleich in eine Klinik zu gehen. „Eine Pilzvergiftung ist anhand der Symptome oftmals schwer darzustellen, deshalb ist es wichtig, möglichst schnell ärztliche Hilfe zu suchen. Im schlimmsten Fall kommt es nach dem Verzehr von Giftpilzen zu einem Multiorganversagen. Wenn die Toxine aus dem Magen- und Darmtrakt aufgenommen sind und über die Blutbahn in die Leber kommen, kann das zu einem Leberversagen führen“, warnt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und er ergänzt: „Häufig wissen die Menschen nicht mehr genau, was sie gegessen haben, was die Diagnose erschwert. In anderen Fällen, wie beispielsweise beim Knollenblätterpilz, entwickelt sich die Symptomatik erst mit Stunden Verspätung. Eine Erhöhung der Leber- und Nierenwerte ist ein Zeichen für eine systemische Vergiftung. Der grüne Knollenblätterpilz ist für die meisten Todesfälle durch eine Pilzvergiftung in Deutschland verantwortlich. Um die exakte Diagnose bei einer Vergiftung nach dem Verzehr von Pilzen zu erleichtern, sollten die Reste, die beim Putzen der Pilze entstehen, bis zu 48 Stunden an einem kühlen Ort aufbewahrt und im Falle einer Vergiftung mit dem Erbrochenen, wenn es dieses gibt, an den behandelnden Arzt weitergegeben werden. Außerdem müssen alle an der Mahlzeit beteiligten Personen informiert werden.“

Pilzvergiftungen äußern sich in verschiedenen Symptomen. Dazu zählen zum Beispiel Schweißausbrüche, Brechdurchfall und Benommenheit. Betroffene sollten umgehend ärztliche Hilfe suchen. Eine Behandlung muss so schnell wie möglich beginnen, denn die Leberzersetzung schreitet mit der Zeit immer weiter voran. Wenn dieser Prozess nicht mehr aufzuhalten ist, kann möglicherweise nur noch eine Lebertransplantation den Patienten retten, bevor weitere Organe wie beispielsweise die Nieren versagen.

„Es ist einfach zu verhindern, dass die an sich gesunde Freizeitbeschäftigung Pilze sammeln an der frischen Luft ein schlimmes Ende findet“, erklärt Prof. Manns. „Anstatt sich auf Smartphone-Apps zur Pilzbestimmung zu verlassen, die immer häufiger genutzt werden, ist für unerfahrene Pilzsammler die Teilnahme an einer geführten Wanderung mit einem Pilzspezialisten empfehlenswert. Auch eine Überprüfung der gesammelten Pilze auf Essbarkeit durch einen Pilzsachverständigen kann sinnvoll sein. Viele Städte bieten zur Pilzsaison eigens eingerichtete Pilzberatungs- und Pilzkontrollstellen, bei denen fachkundige Auskünfte erteilt werden. Die jeweilige Stadtverwaltung oder Gemeinde informiert über diese Angebote.“

Quelle: Deutsche Leberstiftung

© Internisten-im-Netz

Impressum

Datenschutz

Bildquellen

Kontakt

Herausgeber

Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.