02.12.2012

Warum es bei Gicht so wichtig ist, den Harnsäure-Spiegel dauerhaft zu senken

Um Spätfolgen zu vermeiden, die mit deutlich eingeschränkter Lebensqualität und erhöhtem Sterberisiko einhergehen, sollten Gicht-Patienten ihre erhöhten Harnsäurespiegel dauerhaft senken.Dazu rät der BDRh.

Gicht-Patienten wird dringend empfohlen, ihre erhöhten Harnsäurespiegel dauerhaft unter einen Wert von 6 mg/dl zu senken und diesen Zielwert auch konsequent einzuhalten. „Das ist physikalisch bedingt: Nur bei einer Absenkung unter 6 mg/dl wird das Löslichkeitsprodukt von Harnsäurekristallen unterschritten - bei darüber liegenden Werten kann die Harnsäure hingegen leicht auskristallisieren und dann zu schmerzhaften Ablagerungen und Schwellungen in den Gelenken führen", erläutert Prof. Dr. Klaus Krüger vom wissenschaftlichen Beirat des Berufsverbands Deutscher Rheumatologen (BDRh) und praktizierender Rheumatologe im Münchener Praxiszentrum St. Bonifatius. „Wenn dieser Zielwert nicht erreicht wird, drohen nicht nur immer wiederkehrende Gichtanfälle, sondern auch weitere Folgeerkrankungen, die die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen. Demgegenüber lässt sich ein Absenken der Harnsäurespiegel oft allein schon durch eine Ernährungsumstellung (weniger Fleisch, weitgehender Verzicht auf Alkohol und puriname Nahrungsmittel) erreichen, ansonsten stehen auch verschiedene Medikamente zur Verfügung."

Rückbildung von Gichtknoten und Knochendeformationen möglich

Besteht eine Gichterkrankung über viele Jahre (chronische Gicht), lagern sich Harnsäurekristalle in so genannten Gichtknoten (Tophi) ab, z. B. unter der Haut oder in Gelenknähe an Händen und Füßen. „Der anhaltende Entzündungsreiz infolge der chronischen Auflagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken kann eine chronische Arthritis (Gelenkentzündung) mit Gelenkdegeneration (sekundärer Arthrose) zur Folge haben, wobei die Prognose umso schlechter wird, je mehr Gelenke bereits von Tophi befallen sind", erklärt Prof. Krüger. „Die Rückbildung dieser Gichtknoten kann nur gelingen, wenn die Harnsäurewerte konsequent gesenkt werden - und zwar: je weiter, umso besser.  Dann können sogar Reparaturvorgänge am Knochen wieder in Gang kommen, so dass nicht nur der Tophus verschwindet, sondern auch die Knochenkontur sich wieder normalisiert."

Spätfolgen mit deutlich eingeschränkter Lebensqualität und hohem Sterberisiko vermeiden

Wenn Harnsäurekristalle sich in der Niere ablagern, können Nierengrieß oder Nierensteine entstehen. Anhaltende Entzündungsprozesse schädigen auch die Innenwände der Blutgefäße (Endothel), was mit einem erhöhten Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen verbunden ist. „Gichtpatienten haben grundsätzlich ein erhöhtes Sterberisiko, das um ein Drittel bis zu 50 Prozent größer sein dürfte im Vergleich zu Patienten ohne Gicht", warnt Prof. Krüger. „Ein anderes Problem bei langjähriger Gicht sind Infektionen der befallenen Gelenke. Gichtknoten an Knie- und Fußgelenken stellen gerade auch infolge der verringerten Durchblutung gute Nährböden für Keime dar. Spätfolgen können neben den Gelenken auch Sehnen und Bänder betreffen, so dass - wenn auch selten - verschiedenartige motorische Einschränkungen bis hin zu Lähmungserscheinungen auftreten können. Insgesamt ist die Lebensqualität von Gichtpatienten mit Folgeerkrankungen in jedem Fall deutlich eingeschränkt."

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