19.04.2019
Bei Low-Carb-Ernährung droht mehr Vorhofflimmern
Wer beim Essen zu wenige Kohlenhydrate aufnimmt, entwickelt häufiger Vorhofflimmern. Das legt eine neue Studie aus China nahe.
Viele Diäten wie Paleo oder die Atkins-Methode setzen darauf, Kohlenhydrate wegzulassen. Die Teilnehmer verzichten auf Zucker, Getreide, Hülsenfrüchte, Obst und stärkehaltiges Gemüse oder reduzieren den Konsum dieser Lebensmittel. Das hat aber möglicherweise Folgen. Forscher um Dr. Xiaodong Zhuang von der Sun Yat-Sen-Universität Guangzhou in China fanden heraus, dass der Verzicht auf Kohlenhydrate mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern verbunden war (siehe Pressemitteilung des American College of Cardiology vom 6.3.2019). Durch welche Proteine oder Fette die Kohlenhydrate ersetzt wurden, spielte dabei keine Rolle.
„Die Langzeitwirkung von kohlenhydratarmer Ernährung ist immer noch umstritten, besonders inwiefern sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflusst“, sagt Dr. Xiaodong Zhuang, Hauptautor der Studie und Kardiologe in der Klinik der Sun Yat-Sen-Universität, in einer Pressemitteilung des American College of Cardiology (ACC). „In Anbetracht des möglichen Einflusses auf Arrhythmien legt unsere Studie nahe, dass diese beliebte Methode zur Gewichtskontrolle vorsichtig empfohlen werden sollte.“
Für die Studie wurden Daten von fast 14.000 Menschen ausgewertet. Sie stammten aus der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) des National Institutes of Health. Zu Beginn der Studie litt kein Teilnehmer an Vorhofflimmern, im Laufe des 22-jährigen Follow-ups waren jedoch 1900 Personen davon betroffen.
Die Teilnehmer füllten Fragebögen über ihre Ernährung aus, die die Forscher zusammen mit der Harvard Nutrient Database verwendeten, um die tägliche Kohlenhydrataufnahme zu bestimmen. Durchschnittlich machten Kohlenhydrate etwa die Hälfte der verbrauchten Kalorien aus. Die Wissenschaftler teilten die Teilnehmer anschließend in drei Gruppen ein, unterschieden nach niedriger, mittlerer und hoher Kohlenhydratzufuhr. Niedrig bedeutete weniger als 44,8% der täglichen Kalorien waren Kohlenhydrate, bei der mittleren Gruppe waren es 44,8% bis 52,4% und hoch bedeutete mehr als 52,4%.
Das Ergebnis: Die Teilnehmer mit niedriger Kohlenhydratzufuhr hatten eine um 18% höhere Wahrscheinlichkeit, Vorhofflimmern zu bekommen, als diejenigen mit mittlerer Kohlenhydrataufnahme und eine um 16% höhere Wahrscheinlichkeit als die Personen mit hoher Kohlenhydratzufuhr.
„Für diesen Zusammenhang gibt es mehrere mögliche Erklärungen“, erläutert Zhuang. Möglicherweise nehmen Menschen mit kohlenhydratarmer Ernährung weniger Obst, Gemüse und Getreide zu sich. Diese Nahrungsmittel reduzieren entzündliche Prozesse im Körper, sodass es ohne sie zu stärkeren Entzündungsreaktionen kommen kann, was Vorhofflimmern begünstigen könnte. Eine andere mögliche Erklärung ist, dass der vermehrte Konsum von Eiweiß und Fett statt Kohlenhydraten oxidativen Stress auslöst, was ebenfalls in Beziehung zu Vorhofflimmern stehen könnte. Auch könnte der Effekt auf ein erhöhtes Risiko für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen sein.
Quelle: kardiologie.org