02.01.2019

Erfolgreich gegen Typ-2-Diabetes ohne Tabletten

Mit einer stark kalorienreduzierten Kost, vermehrter körperlicher Aktivität und einer deutlichen Gewichtsabnahme lässt sich ein Typ-2-Diabetes ohne Tabletten in den Griff bekommen.

95 Prozent der rund sieben Millionen Menschen mit Diabetes mellitus in Deutschland sind an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Die Betroffenen haben mehrheitlich auch Übergewicht beziehungsweise Adipositas (starkes Übergewicht). Mit einer Änderung des Lebensstils kann es Diabetes-Patienten gelingen, die Stoffwechselerkrankung auch ohne Medikamente in den Griff zu bekommen. Eine aktuelle Studie (namens DiRECT = Diabetes Remission Clinical Trial) belegt, dass eine mittels Formula-Nahrung stark kalorienreduzierte Kost, vermehrte körperliche Aktivität und eine deutliche Gewichtsabnahme die Symptome des Diabetes Typ 2 erheblich (bis zur Remission, d.h. einer Krankheitsaktivität gleich null) verbessern können (siehe Lancet 2018, Band 391/10120, Seite: 541-551).

„Menschen mit Typ-2-Diabetes leiden an einer Insulinresistenz, das heißt, ihre Bauchspeicheldrüsen produzieren zwar Insulin, jedoch wird es in zu geringen Mengen ausgeschüttet oder wirkt nicht mehr ausreichend an den Zielzellen“, erklärt Prof. Dr. med. Andreas Pfeiffer, Leiter der klinischen Arbeitsgruppe des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung DZD am Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke. „Neben einer genetischen Veranlagung, fördert vor allem Übergewicht, also eine Verfettung der Organe und der Muskulatur, eine Insulinresistenz“, so Pfeiffer.

Mit einer kalorienverminderten, gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung können Patienten mit Diabetes Typ 2 die Insulinresistenz oft wieder verbessern und ihren Diabetes langfristig ohne Medikamente behandeln. „Eine kalorienreduzierte Kost und Bewegung kurbeln die Fettverbrennung in den Organen, wie der Leber, und der Muskulatur an und steigern deren Insulinempfindlichkeit wieder“, erläutert der Professor der Klinik für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Deshalb stehen in der Therapie von Typ-2-Diabetes die Ernährungstherapie sowie die Steigerung der körperlichen Aktivität an erster Stelle. Erst wenn diese Maßnahmen erfolglos bleiben, soll gemäß Leitlinie mit einer medikamentösen Therapie begonnen werden.

Die DiRECT-Studie bestätigt die Wirksamkeit einer solchen Lebensstilintervention: An der Studie nahmen 298 übergewichtige Patienten teil, bei denen die Diagnose Typ-2-Diabetes maximal sechs Jahre zurücklag. Die Studienteilnehmer nahmen an einem intensiven Gewichtsreduktionsprogramm teil (überwiegend mittels Formula-Nahrung: stark kalorienreduzierte Kost mit 500 bis 800 kcal pro Tag), mit dem Ziel 15 Kilogramm oder mehr abzunehmen. Der Hälfte der Studienteilnehmer gelang es so, ihren Zuckerstoffwechsel wieder zu normalisieren, also eine Remission des Diabetes zu erreichen. Je mehr sie abnahmen, desto größer war der Behandlungserfolg: Bei Patienten, die ihr Gewicht um mehr als 15 Kilogramm reduzieren konnten, kam es bei etwa 85 Prozent zu einer Diabetes-Remission. Bei Patienten mit einem Gewichtsverlust von etwa zehn Kilogramm, sank die Wahrscheinlichkeit für eine Verbesserung der Symptome auf etwa 50 Prozent. Bei Patienten, die nur rund fünf Kilogramm abnahmen, sank die Erfolgsquote auf zirka 20 Prozent.

„Die Aussicht, den Diabetes Typ 2 ohne Medikamente oder Insulinspritzen in den Griff zu bekommen, ist für Betroffene eine hohe Motivation. Vielen Patienten fällt es jedoch schwer, ihre Lebensgewohnheiten langfristig umzustellen“, berichtet Pfeiffer. „Umso wichtiger ist es, dass wir diesen Patienten frühzeitig, in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose, ein intensives Gewichtsreduktionsprogramm anbieten.“ Um die Funktion der Betazellen wieder zu verbessern und sowohl im Nüchternzustand als auch nach den Mahlzeiten eine gute Insulinempfindlichkeit zu erreichen, ist eine Gewichtsreduktion von etwa 15 Kilogramm am erfolgversprechendsten. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass eine solch stark kalorienreduzierte Ernährung, die am einfachsten mit einer Formula-Nahrung realisiert werden sollte, um die Versorgung mit allen essentiellen Nährstoffen sicherzustellen, in acht bis zwölf Wochen bei über 90 Prozent der Betroffenen zu erzielen ist“, so der Experte. „Um das Gewicht zu halten, ist danach ein intensives Nachsorgeprogramm mit Ernährungsumstellung auf eine gesunde Kost notwendig.“

Eine Remission ist allerdings nicht gleichbedeutend mit einer Heilung. „Von einer Remission sprechen wir, wenn die Symptome einer Erkrankung bis zur Normalisierung abgeschwächt sind – das kann sowohl vorübergehend als auch dauerhaft der Fall sein“, erklärt Prof. Dr. med. Jens Aberle, Ärztlicher Leiter des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Es besteht die Möglichkeit, dass der Typ-2-Diabetes nach einer gewissen Zeit wieder zurückkehrt - z. B. wenn der Patient wieder in alte Gewohnheiten rutscht und z. B. stark an Gewicht zulegt.   

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

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