14.12.2018

Hepatitis-B-Viren sind stabiler als angenommen

Die Erreger der Lebererkrankung Hepatitis B werden hauptsächlich auf dem Blutweg übertragen, können aber zum Beispiel auch Kälte bei vier Grad Celsius über Monate hinweg trotzen.

Hepatitis-B-Viren (HBV) sind bei Raumtemperatur über Wochen hinweg ansteckend und trotzen sogar der Kälte bei vier Grad Celsius über neun Monate. Desinfektionsmittel wirken bei sachgemäßer Anwendung – aber nur unverdünnt. Diese Erkenntnisse gelangen einem deutsch-koreanischen Forscherteam um Prof. Dr. Eike Steinmann von der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und RUB-Alumnus Prof. Dr. Marc Windisch vom Institut Pasteur Korea in Seoul mit einem neuen HBV-Infektionssystem in menschlichen Leberzellen (siehe Journal of Infectious Diseases, Online-Veröffentlichung am 24.10.2018). Bisher hatte man mangels humaner Forschungsmodelle an Enten-Hepatitis-B-Viren geforscht.

Die Hepatitis B wird hauptsächlich bei Blutkontakt übertragen. „Damit sollte sie durch geeignete Hygienemaßnahmen eigentlich beherrschbar sein“, erklärt Eike Steinmann. Immer wieder kommt es jedoch vor, dass sich Menschen im Krankenhaus oder in beruflichen Situationen mit dem Hepatitis-B-Virus infizieren.

Auf der Suche nach den Gründen dafür mussten Forscher bisher auf das Enten-Hepatitis-B-Virus zurückgreifen, einen Verwandten des humanen Virus. „Allerdings erlauben diese Studien nur bedingt zuverlässige Einschätzungen über die Infektiosität des HBV“, so Steinmann. Er und seine Kollegen nutzten für ihre Untersuchungen ein am Institut Pasteur Korea kürzlich entwickeltes HBV-Infektionssystem in menschlichen Leberzellen, um zu realistischen Ergebnissen zu kommen. „Das neue HBV-Infektionssystem erlaubt es Wissenschaftlern weltweit, endlich mit dem humanen Virus sehr detaillierte und bis vor Kurzem unmögliche Studien durchzuführen“, berichtet Marc Windisch.

Mit diesem Modell konnten die Forscher zeigen, dass HBV bei Raumtemperatur nach Wochen kaum an Infektiösität verliert und auch bei vier Grad Celsius über neun Monate sehr stabil ist. „Verschiedene Arten von Alkohol und im Handel erhältliche Händedesinfektionsmittel inaktivieren die Viren“, erläutert Eike Steinmann. „Ein Verdünnen der Desinfektionsmittel setzte jedoch die inaktivierende Aktivität außer Kraft. Glücklicherweise ist das Verdünnen von Desinfektionsmitteln in der Praxis sehr unüblich.“

Die Forscher verglichen die Wirksamkeit von zwei auf Alkohol basierenden Handdesinfektionslösungen, die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen werden, gegen verschiedene Viren, die wie HBV umhüllt sind. Zu diesen Vergleichsviren gehörten unter anderen das Ebola- und das Hepatitis-C-Virus. „HBV zeigte gegenüber diesen beiden Mitteln von allen getesteten Viren die höchste Stabilität“, so Marc Windisch, Direktor der Abteilung für Angewandte Molekularvirologie am Institut Pasteur in Seoul.

Die Forscher raten dazu, Hygienerichtlinien strikt einzuhalten, um Infektionen mit HBV künftig zu verhindern.

Weltweit sind etwa 290 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-B-Virus chronisch infiziert. Damit ist Hepatitis B eine der meistverbreiteten Infektionskrankheiten. Das Virus kann sowohl eine akute als auch eine chronische Erkrankung der Leber auslösen. Aufgrund der Folgen von schwerwiegenden Lebererkrankungen kostet das Virus viele Menschen jedes Jahr das Leben.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum

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