04.06.2009

Magensäure beeinflusst Kalzium-Haushalt

Wenn der Magen nicht genügend Säure produziert, kann die Aufnahme von Kalzium ins Blut gestört sein...

Die Magensäure spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Kalzium-Haushalts. Nur bei ausreichend saurem Milieu im Magen, kann der Körper genügend Kalzium aufnehmen. Wer regelmäßig säurehemmende Medikamente einnehmen muss oder an einer angeborenen Störung der Säureproduktion leidet, sollte daher zusätzlich Kalzium als Nahrungsergänzung zu sich nehmen. Darauf weist der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) hin. Die einzunehmenden Präparate sollten auch bei neutralen pH-Werten löslich sein, damit sie vom Körper aufgenommen werden können. Ansonsten kann es zu einer Erkrankung der Nebenschilddrüse (sekundärer regulativer Hyperparathyreoidismus) mit Osteoporose kommen.

Kalzium ist bei einer Vielzahl von Prozessen im Körper unverzichtbar. Es gelangt über die Nahrung in den Magen und von dort ins Blut. Außerdem wird es durch die permanent stattfindenden Ab- und Aufbauprozesse in den Knochen ins Blut abgegeben oder aus dem Blut aufgenommen. Deutsche und italienische Mediziner haben nun herausgefunden, dass eine gestörte Bildung von Magensäure den Kalzium- und Hormonhaushalt durcheinander bringen kann (Nature Medicine 2009, online vorab veröffentlicht). Mäuse, die genetisch bedingt keine Magensäure bilden können, litten demzufolge unter Kalzium-Mangel, Osteoporose und einer Überaktivität der Nebenschilddrüsen.

Mehr Knochenbrüche bei Säurehemmung

Die Autoren sind sich sicher, dass auch beim Menschen nur dann ausreichend Kalzium aus dem Magen aufgenommen werden kann, wenn genügend Magensäure vorhanden ist. „Es gibt verschiedene Hinweise darauf, dass weniger Kalzium aufgenommen wird und die Knochendichte sinkt, wenn der Magensaft nicht sauer genug ist. Menschen, die regelmäßig so genannte Protonenpumpen-Hemmer zur Säurehemmung einnehmen, haben beispielsweise ein größeres Risiko für Knochenbrüche - ein Hinweis auf einen übermäßigen Abbau von Knochenmaterial", sagt auch Prof. Otto-Albrecht Müller vom BDI.

Ähnlich wie bei den Versuchstieren könnten auch bei diesen Patienten die Nebenschilddrüsen überaktiv sein. Denn die Kalzium-Spiegel im Blut werden unter anderem über das so genannte Parathormon aus den Nebenschilddrüsen reguliert. Bei erniedrigten Kalzium-Werten wird dort mehr Parathormon gebildet, welches die Kalzium-Freisetzung aus den Knochen bewirkt. „Ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Protonenpumpenhemmern und einer Überaktivität der Nebenschilddrüsen ist jedoch bislang noch nicht untersucht", so der Hormon- und Stoffwechselexperte aus München.

Um einem Kalziummangel vorzubeugen, empfiehlt der BDI daher die Einnahme von Kalzium-Präparaten. Prof. Müller: „Entscheidend ist jedoch, dass sich diese im Magen auch bei einem höheren pH-Wert auflösen, wie z.B. Kalziumglukonat oder Kalziumzitrat. Viele gängige Kalzium-Präparate bestehen dagegen aus Kalziumkarbonat, das sich nur bei intakter Säureproduktion im Magen löst."