09.12.2014
Rauchen kann Rheuma verursachen
Tabakkonsum kann nicht nur Rheuma verschlimmern - offenbar kann Rauchen auch das Risiko erhöhen, an Rheuma zu erkranken. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin hin.
Zigarettenrauch verschlimmert eine Rheumaerkrankung nicht nur - er scheint sogar Rheuma auszulösen: Das Risiko, an Rheumatoider Arthritis zu erkranken, ist bei Raucherinnen doppelt so hoch wie bei Nichtraucherinnen - das zeigt eine schwedische Studie (siehe Arthritis Research & Therapy 2013, Band 15, Seite R56) . Direkt mit diesem Risiko verknüpft ist sowohl die Menge an gerauchten Zigaretten als auch die Rauchdauer in Anzahl Jahren. Zigarettenrauch verursacht bekanntlich Lungen- und Gefäßschäden, steht aber auch schon länger im Verdacht, verschiedene entzündliche Gelenk- und Bindegewebserkrankungen wie rheumatoide Arthritis auszulösen.
Wie bei jeder Autoimmunerkrankung richtet sich auch bei Rheuma die körpereigene Abwehr gegen den Körper selbst, anstatt diesen vor einwirkenden Schäden zu schützen. Diese fehlgeleitete Immunabwehr ruft entzündliche Prozesse hervor - in Gelenken, Organen, Muskeln oder auch Blutgefäßen. Bei rheumatoider Arthritis wenden sich die Antikörper gegen bestimmte Eiweiße in den Geweben, die sogenannten citrullinierten Peptide. Stoffe im Zigarettenrauch begünstigen die Bildung dieser Eiweiße. Auf diese Weise kann Rauchen die entzündliche Gelenkerkrankung hervorrufen oder sie verschlimmern. „Das ist kein Prozess von Tagen oder Wochen - wir wissen, dass die Menge der Antikörper meistens über mehrere Jahre anwächst", berichtet Prof. Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim. Ein rechtzeitiger Rauchstopp könnte eine Erkrankung möglicherweise verhindern. Junge Menschen hätten es insofern teilweise selbst in der Hand, sich vor Rheuma und dessen schwerwiegenden Folgen zu schützen.
Ist Rheuma ausgebrochen, verläuft es bei rauchenden Patienten wesentlich aggressiver. Sie müssen mehr Medikamente einnehmen als Nichtraucher, um die entzündlichen, schmerzhaften Symptome zu lindern. Besonders schwerwiegend sei die Situation bei Rheuma-Erkrankungen, welche die Blutgefäße mitbetreffen, den sogenannten Vaskulitiden: „Die durch das Rauchen ausgelöste Gefäßverengung und -versteifung, verläuft bei dieser Erkrankung um ein vielfaches schwerer und führt häufiger zum Tod", erläutert Müller-Ladner.
„Dass Rauchen Rheuma verschlimmert, wissen wir seit längerem", betont Müller-Ladner. Dass es die Krankheit nach neuesten Erkenntnissen sogar auszulösen scheint, sollte Raucher dazu animieren, so bald wie möglich auf Zigaretten zu verzichten.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.