03.09.2007
Regelmäßige Grippe-Impfung verbessert vermutlich Schutz gegen H5N1-Virus
Neue Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine Grippe-Impfung auch den Schutz gegen den gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 erhöht...
Nach dem Auftreten des auch für Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 auf einem Geflügelhof in Erlangen und Berichten, dass möglicherweise das Fleisch infizierter Enten in den Handel gelangt sein könnte, rücken auch die möglichen Gefahren durch die Tierseuche für den Menschen wieder stärker in den Vordergrund. Virologen der Weltgesundheitsorganisation WHO und anderer Forschungseinrichtungen weisen immer wieder auf die Gefahr hin, dass sich das potenziell tödliche Vogelgrippe-Virus H5N1 verändern und dadurch auch von Mensch zu Mensch übertragbar werden könnte. Eine Grippe-Pandemie wäre die Folge.
Um dieser möglichen Gefahr begegnen zu können, entwickeln Impfstoffhersteller und Forschungseinrichtungen derzeit neue Impfstoffe, um die Bevölkerung im Ernstfall möglichst schnell schützen zu können. „Nach derzeitigem Stand benötigen wir aber voraussichtlich 3–4 Monate bis nach dem ersten Auftreten eines Grippe-Pandemievirus ein wirksamer Impfschutz zur Verfügung steht", so Prof. Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie der Universitätsklinik in Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV). In der Zwischenzeit stehen antivirale Medikamente wie Relenza und Tamiflu zur Verfügung, mit deren Hilfe bei einer Infektion der Krankheitsverlauf zumindest eingedämmt werden kann.
Doch eine aktuelle Untersuchung, die von italienischen Wissenschaftlern mit ersten Daten auf einem internationalen Kongress in München präsentiert wurde, weist nun auch auf eine mögliche Bedeutung der jährlichen Grippe-Impfung beim Pandemieschutz hin. Danach scheinen Menschen, die sich regelmäßig gegen Influenza impfen lassen, im Vergleich zu ungeimpften Personen auch vor einer Infektion mit dem H5N1-Virus besser geschützt zu sein. „Die Forschergruppe um Prof. Poccia von der Universität Rom hat jetzt in einer Studie festgestellt, dass die jährliche Grippe-Schutzimpfung bei den Studienteilnehmern die Basisabwehr gegen das H5N1-Virus verbessert", erklärt Prof. Wutzler. Dabei war die Fähigkeit zur Abwehr des H5N1-Virus umso höher, je häufiger die Probanden eine Influenza-Impfung erhalten hatten. „Wenn sich dieses Ergebnis in weiteren Untersuchungen bestätigen ließe, würden Menschen, die sich regelmäßig jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen, vermutlich auch im Falle einer durch das H5N1-Virus verursachten Grippe-Pandemie profitieren", so der Virologe.
Experten empfehlen jährliche Grippe-Impfung
Den ersten Ergebnissen der italienischen Wissenschaftler müssen sicher noch weitere folgen. „Sie geben uns allerdings einen ersten Hinweis darauf, dass diejenigen, die sich regelmäßig gegen Grippe impfen lassen, auch im Falle einer Grippe-Pandemie möglicherweise besser geschützt sind", erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Internisten Dr. Wolf von Römer. „Deshalb ist die jährliche Grippe-Impfung für jeden empfehlenswert. Die ersten Grippe-Impfstoffdosen für diese Saison sind bereits vor kurzem ausgeliefert worden, allerdings vorwiegend an Ärzte, die den Impfstoff vorbestellt haben. Wer sich vor der Influenza schützen will, sollte sich jetzt mit seinem Arzt in Verbindung setzen und einen Impftermin zu vereinbaren", empfiehlt Dr. von Römer. Insbesondere ältere Menschen würden von einer rechtzeitigen Grippe-Impfung profitieren. Denn eine neue Studie aus Schweden habe gezeigt, dass deutlich mehr Menschen über 65 eine Grippewelle im kommenden Jahr überleben, wenn sie zuvor geimpft werden.
H5N1-Virus stellt Hauptgefahr für Grippe-Panedmie dar
Das seit November 2003 grassierende Vogelgrippe-Virus H5N1 gilt Experten zufolge als ein möglicher Erreger, durch den eine Grippe-Pandemie ausgelöst werden könnte. „Bislang haben wir beobachtet, dass das H5N1-Virus nur in Ausnahmefällen von Mensch zu Mensch übertragen wurde", erläutert Prof. Wutzler. „In fast allen Fällen haben sich erkrankte Menschen bei infiziertem Geflügel angesteckt, mit dem sie engen Kontakt hatten. Deshalb wurden die meisten H5N1-Infektionen bei Menschen in den Ländern Südostasiens und in Ägypten registriert, wo Geflügel insbesondere von den ärmeren Bevölkerungsschichten zu Hause gehalten wird."
An den menschlichen Organismus scheint der H5N1-Erreger noch nicht besonders gut angepasst zu sein. Doch das kann sich ändern. „Influenza-A-Viren und so auch das H5N1-Virus verändern sich ständig und ihren Wirkungsraum zu erweitern. Die derzeitige Präsenz des H5N1-Virus vor allem in den Ländern Südostasiens erhöht die Risiken, dass durch Mutation oder Mischung mit einem menschlichen Influenza-Virus ein neuer gefährlicher Erreger entsteht, der von Mensch zu Mensch übertragbar ist", warnt der Experte. „In diesem Fall müssen wir eine Grippe-Pandemie befürchten, der weltweit Millionen Menschen zum Opfer fallen könnten."
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