01.08.2007
Schützt Östrogen Frauen vor Leberkrebs?
Männer leiden sehr viel häufiger unter Leberkrebs als Frauen. Grund dafür könnte das Hormon Östrogen sein, das die Bildung eines entzündungsfördernden Proteins hemmt...
Möglicherweise verringert die Hemmung eines entzündungsfördernden Eiweißmoleküls, des so genannten Interleukin-6, die Gefahr, an Leberkrebs zu erkranken. Dies legen die Ergebnisse einer Studie nahe, die Wissenschaftler aus Kalifornien an Mäusen durchgeführt haben.
Die Forscher fanden heraus, dass weibliche Mäuse nach Gabe einer krebserregenden Substanz weniger Interleukin-6 bildeten als ihre Geschlechtsgenossen und seltener an Leberkrebs erkrankten. Bei Mäusen, die aufgrund eines Gendefekts kein Interleukin-6 produzieren konnten, fanden die Wissenschaftler dagegen keinen Unterschied in der Krebshäufigkeit zwischen den Geschlechtern. In einem weiteren Experiment verabreichten die Forscher den Mäusen das weibliche Sexualhormon Östrogen, das die Bildung von Interleukin-6 unterdrückt. Die so behandelten männlichen Mäuse entwickelten sehr viel seltener Leberkrebs als unbehandelte Tiere.
Die Forscher gehen davon aus, dass geschlechtspezifische Unterschiede in der Interleukin-6-Produktion auch beim Menschen für die unterschiedliche Leberkrebshäufigkeit bei Männern und Frauen mit verantwortlich ist. Dies könnte auch auf andere bösartige Tumore zutreffen, denn auch Blasenkrebs kommt bei Männern häufiger vor als bei Frauen. Darüber hinaus eröffnen diese Ergebnisse möglicherweise neue Behandlungsmöglichkeiten für die Zukunft. So könnte durch Medikamente möglicherweise die Wirkung von Interleukin-6 verringert oder durch Östrogen-ähnliche Wirkstoffe die Entstehung bzw. das Fortschreiten von Leberkrebs verhindert werden.
Leberkrebs ist eine lebensbedrohliche Komplikation von chronischen Lebererkrankungen, wie z. B. einer Leberzhirrose nach Hepatitis B oder C oder einer nicht viral-bedingten Leberzirrhose. Er tritt bei Männern 3- bis 5-mal häufiger auf als bei Frauen, bei Männern unter 50 Jahren sogar 7- bis 10-mal öfter.
Quelle: Science, 2007, 317: S. 121–124
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