05.08.2021

Wie oft folgt dem ersten Gichtanfall ein erster Herzinfarkt?

Menschen mit Gicht haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Einer schwedischen Studie zufolge steigt nach einem ersten Gichtanfall das Risiko für einen ersten Herzinfarkt um 43 Prozent.

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Wie häufig einem ersten Gichtanfall einen ersten Herzinfarkt (akutes Koronarsyndrom = ACS) folgt, haben Forschende aus Schweden über zehn Jahre hinweg in einer großen, bevölkerungsbasierten prospektiven Kohortenstudie beobachtet (siehe Rheumatic und Muscososketal Diseases, Online-Veröffentlichung am 26.4.2021). Die Daten wurden vor kurzem beim EULAR-Kongress vorgestellt.
Verglichen wurden über 20.000 Patienten mit erstmals aufgetretener Gicht mit mehr als 84.000 Kontrollpersonen aus der Allgemeinbevölkerung in Westschweden. Wie Dr. Panagiota Drivelegka von der Universität Göteborg berichtete, waren Menschen mit bekannter koronarer Herzerkrankung (KHK) oder ACS ebenso ausgeschlossen wie solche, die im Vorfeld bereits einmal eine harnsäuresenkende Therapie erhalten hatten.

Das Durchschnittsalter in der Gicht-Gruppe betrug 66 und in der Kontrollgruppe 64 Jahre, 67 Prozent und 66 Prozent waren Männer. Im Median wurden die Teilnehmer in beiden Gruppen 4,4 Jahre lang nachbeobachtet, und zwar entweder bis zu einem ersten ACS, bis sie starben oder auswanderten oder bis zum Studienende nach zehn Jahren.

Viele Begleiterkrankungen bei Gichtpatienten

Die Gruppen unterschieden sich durch eine signifikant höhere Prävalenz multipler Begleiterkrankungen und eine entsprechend häufigere Einnahme verschiedener Medikamente bei den Gichtpatienten. An häufigsten hatten sie Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) in 54 Prozent, erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie) in 29 Prozent und einen Diabetes mellitus in 16 Prozent. In der Kontrollgruppe hatten je 31, 18 und 9 Prozent diese Komorbiditäten. 59 Prozent der Gichtpatienten, aber nur 34 Prozent der Kontrollen nahmen Medikamente ein, die auf das Herz-Kreislaufsystem wirken.

Die Wahrscheinlichkeit, ohne ACS zu überleben, war bei den Kontrollen signifikant höher. Die Inzidenzrate für ein ACS, berechnet auf 1.000 Personen-Jahre, betrug neun nach einem ersten Gichtanfall und 6,3 in der Normalbevölkerung. Am höchsten war die ACS-Inzidenz mit 9,4 auf 1.000 Personen-Jahre bei Männern mit Gicht, am niedrigsten bei Frauen aus der Allgemeinbevölkerung mit fünf auf 1.000 Personen-Jahre.

Risiko vor allem bei Frauen erhöht

Das in Relation zur Allgemeinbevölkerung höchste Risiko für ein erstes ACS hatten Frauen nach erstem Gichtanfall: Während das Risiko für die Gichtpatienten insgesamt um 43 Prozent höher war als in der Bevölkerung, waren es bei den Frauen sogar 63 Prozent.

„Dieses erhöhte Risiko erklärt sich größtenteils durch das gehäufte Vorkommen der Begleiterkrankungen“, räumte Drivelegka ein. Dennoch: Wenn auch insgesamt geringer, blieben die Unterschiede zwischen den Gruppen nach statistischer Adjustierung nach Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen und verordneten Medikamenten weiter signifikant. Die Risikoerhöhung bei Menschen mit Gicht betrug dann insgesamt 15 Prozent, bei den Männern zwölf und bei den Frauen 21 Prozent.

Ein Mangel der Studie war, dass nicht erfasst wurde, ob die Teilnehmer rauchten. Grundsätzlich herrscht in der Wissenschaft nach wie vor Unklarheit, inwieweit zwischen Gicht und erhöhtem kardiovaskulären Risiko tatsächlich ein kausaler Zusammenhang besteht, oder, ob es sich lediglich um eine Assoziation handelt. Die Datenlage dazu ist uneinheitlich.

Quelle: Springer Medizin am 15.6.2021
 

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