20.05.2019

Zecken können auch eine Fleischallergie verursachen

Fleischallergien werden in letzter Zeit häufiger beschrieben, aber nicht immer ist ihre Ursache feststellbar. Dass auch eine Zecke dahinterstecken kann, dürfe den Wenigsten bekannt sein.

Seit einigen Jahren werden neue Allergien auf Fleisch beschrieben. Eine solche allergische Reaktion ist zwar selten, grundsätzlich können aber alle Fleischsorten allergische Reaktionen auslösen. „Welche Sorten ein Fleischallergiker verträgt, hängt davon ab, gegen welches Allergen er sensibilisiert ist“, erläuterte Prof. Christian Taube aus Essen während des Pneumo Update, das vom 16—17.11.2018 in Wiesbaden stattfand. Bei unterschiedlichen Fleischarten seien verschiedene Allergene identifiziert worden. Dabei handelt es sich um eine klassische Allergie mit einer IgE-vermittelten Typ-1-Reaktion. Als Allergene fungieren glykolisierte Proteine mit einer Kohlenhydratseitenkette wie ?-Galaktose. Diese Zucker gibt es bei Rind, Lamm und Schwein.

Die Sensibilisierung gegen ?-Galaktose kann durch einen Zeckenstich hervorgerufen werden. Gerade in Zecken-Epidemiegebieten sollte daher bei bisher unerklärbaren anaphylaktischen Reaktionen an Fleischallergie gedacht werden.

In einer aktuellen Untersuchung von Patienten mit einer anaphylaktischen Reaktion unklarer Ursache wurde systematisch nach dem Vorkommen von spezifischen IgE gegen ?-Galaktose gefahndet. Bei 9 % von 70 Patienten konnten solche Antikörper nachgewiesen werden. Diese Patienten berichteten über Zeckenstiche in der Vergangenheit und lebten in Gebieten, wo die sog. Lone-Star-Zecke heimisch ist. Ein konsequenter Verzicht auf rotes Fleisch führte bei allen Patienten zur Beschwerdefreiheit und es traten auch keine weiteren anaphylaktischen Reaktionen mehr auf.

Die Diagnose „Fleischallergie“ kann schwierig sein, da klassische Symptome wie Herzrasen, Magen-Darm-Beschwerden, Nesselsucht, Atemnot und Ödeme erst 3–6 h nach dem Konsum von Fleisch auftreten. So unterscheidet sie sich von anderen Nahrungsmittelallergien, bei denen Symptome schon 5–30 Minuten nach Verzehr auftreten. „Wir brauchen diagnostische Tests, die eine verlässliche Diagnose der ?-Galaktose-Sensibilisierung ermöglichen“, so Taube.

Quelle: Springer Medizin

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