Borreliose: Prognose, Vorsorge & Zeckenentfernung

Prognose & Verlauf

Die Lyme-Borreliose ist keine lebensbedrohliche Erkrankung, wenn man von fraglichen Einzelfallberichten über Todesfälle bei Herzmuskelentzündungen absieht. Wird eine Borreliose rechtzeitig und ausreichend behandelt, heilt sie meist folgenlos und vollständig aus. Wird die Erkrankung erst sehr spät erkannt, treten jedoch vermehrt „therapieschwierige" bis nahezu therapieresistente Fälle auf. Späte chronische Formen sind aber selten und beruhen meist auf Schäden am Nervensystem oder an den Gelenken, die trotz Ausheilung der Infektion fortbestehen. Mehrfach wiederholte oder langdauernde Antibiotikatherapien, wie sie von manchen (selbsternannten) Borreliose-Spezialisten oder -Zentren angeboten werden, sind daher nicht sinnvoll. Es besteht nach einer durchgemachten Borreliose keine zuverlässige Immunität, das heißt, eine neuerliche Infektion ist durchaus möglich.

Vorsorge & Zeckenentfernung

Im Frühjahr und Sommer ist bei Aufenthalten im Freien (insbesondere in Wald, Wiesen und Gärten) auf das Vorkommen von Zecken zu achten. Sinnvoll ist es, möglichst hautbedeckende Kleidung zu tragen (z.B. lange Hosen, langärmelige Hemden und festes Schuhwerk mit langen Strümpfen), wobei helle Kleidung das Auffinden von Zecken erleichtert. Durch eine Imprägnierung der Kleidung mit Pyrethroiden kann der Schutz wesentlich verbessert werden. Die Imprägnierung hält bis zu zwei Wochen an bzw. bis zur nächsten Wäsche. Mücken-abwehrende Repellentien, die auf die Haut aufgetragen werden und DEET oder Icaridin enthalten, wirken in gewissem Umfang auch gegen Zecken; nach etwa 2-3 Stunden lässt ihre Wirkung allerdings nach.

Nach Aufenthalten in Gebieten mit potenziellem Zeckenvorkommen sollte der Körper (vor allem auch bei Kindern) sorgfältig nach Zecken abgesucht werden. Insbesondere bei Kindern können die Zecken am Haaransatz sitzen. Da die Zecken häufig nicht sofort stechen und zudem mehrere Stunden nach Beginn des Saugakts vor der Übertragung von Borrelien vergehen können, ist es durchaus von Nutzen, nach einem möglichen Zeckenkontakt den Körper auf Zecken abzusuchen. Bevorzugte Stellen sind Regionen mit zarter Haut wie Achseln, Kniekehlen, Genitalbereich, Ohren und Rumpf. Duschen alleine hilft nicht, da sich die Zecken mit ihren Beinen sehr fest halten. Der Stich der Zecke ist übrigens schmerzlos und der Saugakt kann eine ganze Woche dauern.

Die festgesaugte Zecke sollte am besten mit einer feinen Pinzette oder einer im Handel erhältlichen Zeckenzange am Zeckenkopfbereich direkt über der Haut gefasst und langsam, ohne Drehen, herausgezogen werden. Besonders geeignet ist eine am Ende L-förmig gebogene Pinzette. Alternativen sind die Entfernung mit einer Zeckenkarte (eingekerbte Kunststoffkarte im Scheckkartenformat) oder einem dünnen Bindfaden (mit Hilfe einer Schlinge) oder einem Skalpell bzw. feinem Messer, notfalls auch mit den Fingernägeln. Versuchen Sie dabei so wenig wie möglich zu drücken, damit nicht der Mageninhalt der Zecke in die Stichregion gedrückt wird. Auch Manipulationen mit Öl, Klebstoff, Alkohol und Ähnlichem sind nicht zu empfehlen, da sie dazu führen können, dass die Zecke borrelienhaltigen Mageninhalt im Todeskampf in die Haut erbricht. Verbleibt das Stichorgan der Zecke bei der Entfernung in der Haut, so hat dies keinen Einfluss auf eine Borrelien-Infektion und kann ggf. auch später mit einer geeigneten Pinzette oder vom Arzt entfernt werden. Die Stichstelle sollte mit einem Desinfektionsmittel oder hochprozentigem Alkohol gesäubert werden. Die Desinfektion verhindert jedoch keine Borrelien-Infektion.

Ein vorbeugender Impfstoff steht gegen die Borreliose im Gegensatz zu FSME nicht zur Verfügung. Der vor mehreren Jahren in den USA entwickelte Impfstoff war nur gegen die dortige Borrelienart (B. burgdorferi) wirksam und ist überdies wegen verschiedener Probleme schon wieder zurückgezogen worden.

Wichtige Hinweise

Eine Zeckenentfernung muss richtig und sofort nach Entdecken der Zecke von statten gehen! Warten Sie nicht bis zum nächsten Tag, wenn der Arzt wieder Sprechstunde hat. Je länger die Zecke in der Haut verbleibt, desto höher ist das Risiko einer Infektion mit Borrelien. Achten Sie besonders auf die kleinen Larven und Nymphen. Diese sind sehr klein, hellbraun und können leicht übersehen werden, da sie fast wie ein Leberfleck aussehen. Larven und Nymphen sind etwa so groß wie der Kopf einer Stahlstecknadel.

Eine Zecke sollte möglichst nur am Kopf und mit einer spitzen, L-förmig gebogenen Pinzette gefasst und herausgezogen werden. Wegen der Größenverhältnisse erfordert dies bei Larven und Nymphen allerdings fast mikrochirurgisches Gerät und ist mit den üblich zu erwerbenden Geräten kaum zu leisten. Die so genannten Zeckenzangen aus Kunststoff sind in der Regel zu grob und zerquetschen daher Larven und Nymphen, was die Wahrscheinlichkeit einer Infektion eher erhöht.

An Borreliose erkrankte Menschen sind nicht ansteckend für ihre Umgebung! Die Ansteckung erfolgt über die Zecken, eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nicht beobachtet. Die Isolierung erkrankter Personen ist daher nicht erforderlich.

April bis Oktober ist Zeckensaison! Bitte informieren Sie sich auch zum Thema Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), da auch diese Krankheit von Zecken übertragen wird. FSME ist zwar allgemein seltener als Borreliose, es gibt aber regelrechte Risikogebiete, vor allem im Süden Deutschlands, in Österreich und weiten Teilen Osteuropas.

Experte: Wissenschaftliche Beratung und Ausarbeitung: Prof. Dr. Thomas Löscher, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. et al. (Hrsg.); Elsevier 5/2017

Letzte Aktualisierung: 18.08.2017

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