Morbus Crohn: Weitere Auswirkungen & Schwangerschaft

Darm

Sehr selten kann die Entzündung die Darmwand so schädigen, dass sie aufreißt und der Darm in die Bauchhöhle durchbricht. Bei einem Durchbruch kann Darminhalt in die Bauchhöhle gelangen und dort eine Entzündung des Bauchfelles verursachen. Manchmal ist die Darmwand durch den Entzündungsprozess so verdickt und verbacken, dass sie den Darm verengt. Im schlimmsten Fall kann der Darm komplett verschließen.

Eine weitere Komplikation sind Blutungen aus dem Darm. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa kommt dies jedoch selten vor. Ebenfalls seltener als bei der Colitis ulcerosa ist das so genannte toxische Megakolon: Erweiterte und aufgeblähte Darmschlingen, die platzen und eine Entzündung des Bauchfelles verursachen können. Durch den chronischen Entzündungsprozess können sich die Zellen der Darmschleimhaut in Krebszellen umwandeln (Darmkrebs). Das Risiko für Darmkrebs ist jedoch geringer als bei der Colitis ulcerosa.

Bei etwa 40 % der Patienten bilden sich Verbindungsgänge zwischen dem Darm und anderen Organen oder der Hautoberfläche (Fisteln). Solche Gänge können zum Beispiel zwischen zwei Darmabschnitten entstehen oder von Darm zu Haut, Blase oder Scheide führen. Eine weitere unangenehme Begleiterscheinung der Krankheit sind Abszesse.

Andere Organe

Manchmal befällt der Morbus Crohn nicht nur den Darm, sondern auch andere Organe. Mögliche Komplikationen sind:

  • Leber-Verfettung, Abszess in der Leber,
  • Ablagerungen von Eiweiß in verschiedenen Organen (Amyloidose)
  • Gallensteine, Entzündung der Gallengänge
  • Hautveränderungen durch Zinkmangel, bräunliche Knoten an den Unterschenkeln, schmerzhafte Geschwüre auf der Haut
  • Geschwüre der Mundschleimhaut
  • Gelenkentzündungen, Gelenkschmerzen,
  • Entzündungen der Regenbogenhaut, Lederhaut, Hornhaut oder Bindehaut
  • Blutarmut (Anämie)
  • Thrombosen
  • Entzündungen der Blutgefäße
  • Lungenfibrose: Umbau des entzündeten Lungengewebes mit Vermehrung des Bindegewebes zwischen den Lungenbläschen
  • Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis)
  • Steine in der Niere

Psyche

Eine chronische Krankheit mit immer wiederkehrenden Entzündungsschüben ist eine große Belastung für die Patienten. Der Leidensdruck ist bei Morbus Crohn daher sehr hoch. Viele Patienten ziehen sich von ihren Mitmenschen zurück oder haben depressive Verstimmungen. Manche leiden unter psychischen Störungen wie Angstzuständen oder zwanghaftem Verhalten. Oft fühlen sich die Patienten darüber hinaus von ihren Angehörigen nicht richtig verstanden oder alleine gelassen.

Schwangerschaft

Mit Morbus Crohn ist das Risiko während einer Schwangerschaft höher als bei nichtschwangeren Frauen, dass ein Schub auftritt. Etwa 25 % der schwangeren Frauen mit Morbus Crohn erleiden während ihrer Schwangerschaft einen akuten Schub. Bei schweren Entzündungsschüben, Fisteln (Verbindungsgängen zwischen dem Darm und anderen Organen oder der Hautoberfläche) oder wenn große Teile des Dickdarmes der Mutter entzündet sind, kommt es öfters zu Früh- oder Fehlgeburten. Wie häufig dies auftritt, ist in Studien noch nicht genügend untersucht worden.

Die gute Nachricht: Erfolgt die Zeugung in einer beschwerdefreien Phase (Remission) und die Schwangerschaft beginnt ebenfalls ohne aktive Erkrankung, kann mit einer normalen und meist komplikationslosen Schwangerschaft gerechnet werden.

Für werdende Mütter sollte daher das wichtigste Ziel sein, während der Schwangerschaft möglichst beschwerdefrei (Remission) zu bleiben und auftretende Schübe zu behandeln. Welche Therapie dazu geeignet ist, sollte gemeinsam mit dem behandelnden Arzt entschieden werden.

Schwangere erhalten Kortison oder Salizylate. Wenn diese Medikamente nicht helfen, kommen andere Medikamente wie z.B. Biologika zum Einsatz, die das Immunsystem an bestimmten Stellen hemmen. Diese Therapie sollte von spezialisierten Gastroenterologen verordnet und überwacht werden.

Schwangere mit Morbus Crohn werden nur operiert, wenn schwerwiegende Komplikationen auftreten, beispielsweise bei einem Darmdurchbruch, bei einem Darmverschluss oder bei einer Entzündung des Bauchfelles.

Experte: Wissenschaftliche Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Siegen

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. et al. (Hrsg.); Elsevier 11/2022
S3-Leitlinie der DGVS „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ (8/2021):
https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2022/04/ZfG_Leitlinie-LL-MC_05.04.22.pdf
https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/morbus-crohn/

Letzte Aktualisierung: 23.01.2023

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