Was ist eine chronische Nierenschwäche?

Eine chronische Nierenschwäche bzw. Niereninsuffizienz ist eine langsame, in der Regel über Jahre fortschreitende Abnahme der Entgiftungsfunktion der Nieren. Verschiedene Erkrankungen können dabei zu einem dauerhaften Verlust von funktionsfähigem Nierengewebe führen. In der Regel sind beide Nieren betroffen.

Von einer chronischen Nierenschwäche spricht man, wenn die Nierenfunktion auf unter rund 50-60 % vom Normalwert (für Kreatinin, Harnstoff, GFR) absinkt und diese Unterfunktion über mindestens 3 Monate anhält. Medizinisches Personal erwähnt oft die Filterrate der Nieren: ab einer glomerulären Filtrationsrate (Abkürzung: GFR) von unter 60 ml/min spricht man von Nierenschwäche. Bei einer vollständigen Niereninsuffizienz mit komplettem Funktionsausfall spricht man von terminalem Nierenversagen. Eine chronische Nierenschwäche beeinträchtigt vor allem im fortgeschrittenen Stadium auch die Funktion anderer Organe und schädigt so den gesamten Organismus. So wirkt sich eine Nierenschwäche z. B. negativ auf Blutdruck, Blutbildung, Knochenfestigkeit, Gefäßverkalkung und Hormonsysteme aus. Zwar liegt die Hauptaufgabe der Nieren darin, das Blut zu filtern und überschüssige Stoffwechselprodukte und Schadstoffe über den Urin auszuscheiden. Darüber hinaus bilden sie aber auch Hormone (z. B. Aldosteron), die den Blutdruck und die Blut- und Knochenbildung steuern und unseren Salz- und Wasserhaushalt konstant halten.

Die chronische Nierenschwäche wird je nach Schwere in fünf Stadien eingeteilt. Je höher das Stadium, umso höher ist der Funktionsverlust der Nieren, z. B. funktionieren die Nieren im Stadium 5 fast nicht mehr, im Stadium 3 zu etwa 30 bis 60 %. Eine chronische Nierenschwäche führt ohne Behandlung oft über Jahre hinweg zu einem völligen Versagen der Nieren. Durch die fehlende Entgiftungsfunktion der Nieren werden nahezu alle Organe geschädigt (urämisches Syndrom). In diesem Stadium, dem Stadium 5 der chronischen Nierenschwäche, kann ein Nierenversagen nicht mehr mit Medikamenten behandelt werden. Die fehlende Entgiftung und Wasserausscheidung durch die Nieren müssen dann durch eine künstliche Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation (Verpflanzung einer neuen Niere) ersetzt werden.

Experte: Wiss. Beratung & Ausarbeitung: Prof. Dr. med. Johannes Mann, München

Literatur:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. et al. (Hrsg.) Elsevier, 11/2021 Leitlinie der KDIGO zur chronischen Nierenschwäche: https://kdigo.org/guidelines/ckd-evaluation-and-management/ S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. "Versorgung von Patienten mit chronischer nicht-dialysepflichtiger Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis": https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-048l_S3_Versorgung-von-Patienten-mit-nicht-dialysepflichtiger-Niereninsuffizienz__2021-01.pdf

Letzte Aktualisierung: 16.02.2022

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