01.02.2011

Auch zuviel Fruchtzucker erhöht das Risiko für Gicht

Frauen, die häufig Fructosehaltige Softdrinks oder Orangensaft trinken, laufen Gefahr an Gicht zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kommen US-Forscher in Boston.

Frauen, die oft fruchtzuckerhaltige Getränke - wie mit Fructose gesüßte Softdrinks oder auch Orangensaft - konsumieren, haben ein erhöhtes Risiko, an Gicht zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kommen US-Forscher um Hyon Choi von der Harvard Medical School in Boston, nachdem sie 78.906 Krankenschwestern über 22 Jahre hinweg beobachtet hatten (siehe JAMA 2010, Band 304(20), Seite 2314 ff.). Im Vergleich zu Frauen, die fructosehaltige Getränke meiden, erkrankten diejenigen, die ein fructosehaltiges Getränk pro Tag tranken, um 74 Prozent häufiger. Bei zwei oder mehr täglichen Getränken war das Risiko 2,4-fach erhöht.

Vor allem für Diabetiker und insulinresistente Menschen wird Fruchtzucker (Fructose) manchen Lebensmitteln wie Softdrinks und Süßspeisen als Alternative zum Haushaltszucker (Glucose) zugesetzt, wobei beide Zuckerarten denselben Kaloriengehalt haben. Dabei stellt Fructose allerdings das einzige Kohlehydrat dar, das die Konzentration von Harnsäure im menschlichen Körper ansteigen lässt und damit das Gichtrisiko erhöht. Denn Fructose wird im Stoffwechsel durch das Enzym Fructokinase zu Fructose-1-Phosphat abgebaut. Die dabei freiwerdende Energie in Form von ATP wird zu AMP abgebaut, das einen Baustein bei der Harnsäuresynthese darstellt. Wenn sich Harnsäure im Körper ansammelt und nicht mehr ausreichend über die Nieren ausgeschieden werden kann, kristallisiert sie in Form von Nadeln aus, die sich in einzelnen Gelenken ablagern und dort heftige Schmerzen (das heißt einen Gichtanfall) verursachen können.

Dass der häufige Genuss von fructosehaltigen Süßgetränken auch bei Männern das Gichtrisiko erhöht, haben Hyon Choi und seine Kollegen bereits vor zwei Jahren aufgezeigt: Bei einem Getränk am Tag stieg das Risiko der Männer um 45 Prozent, bei zwei Getränken um 85 Prozent (siehe BMJ 2008, Band 336, Seite 309 ff.).

„Wir finden insbesondere gesüßte Softdrinks sehr bedenklich, deren Konsum in den letzten Jahrzehnten in den USA stark angestiegen ist“, meint Hyon Choi. „Es ist gut möglich, dass dieser Anstieg dazu beigetragen hat, dass sich die Häufigkeit von Gichterkrankungen in unserer Gesellschaft im selben Zeitraum verdoppelt hat. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Gichtrisiko durch fructosehaltige Getränke mit demjenigen, bereits bekannten von alkoholischen Getränken vergleichbar ist. Ärzte und Patienten sollten diesen Zusammenhang auch kennen, zumal bisherige Empfehlungen zur Vorbeugung von Gicht ausschließlich auf die Reduktion von Purinen und Alkohol abzielen.“ Verbraucher sollten besser auf die Zutatenlisten von Lebensmitteln achten und möglichst nur geringe Mengen der mit Fruchtzucker gesüßten Lebensmittel verzehren, rät auch die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Erika Fink.

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