16.05.2022

Darm und Mikrobiom – wer beeinflusst wen in dieser außergewöhnlichen Wohngemeinschaft?

Am 19. Mai 2022 richtet die Gastro-Liga den Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen 2022“ aus, um über das Krankheitsbild und die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.

Der Darm und die Gesamtheit seiner Mitbewohner (das Mikrobiom) stehen beim diesjährigen Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ der Gastro-Liga im Mittelpunkt. Das Darmmikrobiom spielt nämlich eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und ist Gegenstand der Forschung nicht nur im Rahmen der Krankheitsentwicklung (Pathogenese) der CED sondern auch bei der Entwicklung neuer Therapien. Der Aktionstag findet wie immer um den 19. Mai 2022 anlässlich des „World Inflammatory Bowel Disease Day“ statt. Auf Informationsveranstaltungen, in Webinaren und über speziell eingerichtete Expertenhotlines können sich Betroffene und deren Angehörige um diesen Tag herum bundesweit über Krankheiten, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, und deren Behandlung informieren.

Häufigkeit der CED

In Deutschland sind Schätzungen zufolge mehr als 400.000 Menschen an den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt. Weltweit sind es sogar mehr als zehn Millionen Betroffene. Neuere epidemiologische Untersuchungen weisen auf eine Zunahme der Erkrankungshäufigkeit hin – nicht nur in den alten Industrieländern, sondern auch zunehmend im asiatischen und südostasiatischen Raum.

Krankheitsbild der CED

Beide Erkrankungen – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – sind durch eine Entzündung der Darmschleimhaut beziehungsweise der gesamten Darmwand charakterisiert. Bei Morbus Crohn kann die Entzündungsaktivität im gesamten Magen-Darm-Trakt von der Mundhöhle bis zum After abschnittsweise auftreten. Bei der Colitis ulcerosa beginnt die Entzündung im Enddarm und kann sich kontinuierlich unterschiedlich weit bis hin zum Befall des gesamten Dickdarms ausweiten. Die Symptome reichen von Müdigkeit und mangelndem Appetit bis hin zu massiven Durchfallbeschwerden, Erbrechen, Fieber und krampfartigen Bauchschmerzen. Sie können in akuten Schüben auftreten oder einen chronisch aktiven Verlauf nehmen. Ohne Behandlung können diese Entzündungsprozesse langfristig zu strukturellen, irreversiblen Veränderungen des Darms führen.

Über das Mikrobiom

Unser Darm beherbergt nahezu eine Billion Mikroben. Dazu gehören Bakterien, Pilze, Viren und andere Mikroorganismen. Diese sind größtenteils sehr nützlich: Sie unterstützen unter anderem die Verdauung und sind wichtig für die Funktionsfähigkeit unseres Immunsystems, so Prof. Eduard F. Stange von der Eberhard Karls Universität Tübingen. Die Zusammensetzung des Mikrobioms kann unter anderem sowohl durch unsere Umwelt, unsere Ernährung und unseren Lebensstil als auch durch die Einnahme von Medikamenten beeinflusst werden. Typisch für ein gesundes Darmmikrobiom ist eine hohe Biodiversität und die Fähigkeit, sich an veränderte Bedingungen anzupassen. „Je höher der Grad der Diversität von Bakterienarten mit positiven Eigenschaften ist, desto geringer ist das Risiko für chronisch entzündliche Darmleiden“, erklärt Professor Max Reinshagen, Gastroenterologe am Städtischen Klinikum Braunschweig. Studien belegen eindrücklich, dass das Mikrobiom vieler CED-Patienten in seiner Menge und Diversität stark eingeschränkt ist.

Das Mikrobiom positiv beeinflussen

Über die Ernährung kann jeder einzelne einen gewissen Einfluss auf das Darmmikrobiom nehmen. „Besonders günstig ist eine faserreiche Ernährung mit viel Gemüse und Vollkornprodukten sowie ungesättigten Fettsäuren und fermentierten Milchprodukten wie Joghurt oder Kefir“, erläutert Prof. Andreas Stallmach von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der gezielte therapeutische Einsatz von Probiotika, wie zum Beispiel Milchsäurebakterien, von Präbiotika, also Stoffen, die das Bakterienwachstum im Dickdarm fördern, oder von Synbiotika (Kombination von Pro- und Präbiotika) hat allerdings bisher noch keine überzeugenden Ergebnisse geliefert. Der fäkale Mikrobiomtransfer (FMT, auch „Stuhltransplantation“) ist eine andere Möglichkeit, das Mikrobiom zu verbessern. Hier wird Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm einer erkrankten Person mittels Endoskopie oder Kapseln übertragen. Bei der Behandlung von CED ist dieses Verfahren jedoch noch nicht endgültig evaluiert und weiter Gegenstand der Forschung.

Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen 2022“

Im Mittelpunkt des diesjährigen Aktionstages stehen deshalb folgende vier Fragen, die den Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und CED beleuchten: Was ist ein gesundes Darmmikrobiom? Welche Bedeutung hat das Mikrobiom für den Verlauf und die Prognose einer CED? Welche anerkannten Analysemöglichkeiten des Darmmikrobioms gibt es? Welche Therapien sind in diesem Zusammenhang sinnvoll?

Wer mehr zu diesen Themen erfahren möchte, hat in der Zeit um den 19. Mai 2022, dem Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen 2022", die Möglichkeit dazu. Die Gastro-Liga organisiert unter dem Motto „CED und Darmmikrobiom – wer beeinflusst wen in dieser außergewöhnlichen Wohngemeinschaft?“ rund um dieses Datum bundesweit Veranstaltungen mit Vorträgen, Webinaren und einem breiten Informationsangebot zu diesem Thema. Außerdem können sich Betroffene hier auch mit anderen Veranstaltungsteilnehmern austauschen.

Darüber hinaus richtet die Gastro-Liga telefonische Expertenhotlines für Betroffene und Angehörige ein, bei denen sich Anrufer bei Fachärzten für Verdauungskrankheiten rund um das Thema chronisch entzündliche Darmerkrankungen informieren können.

Alle Informationen zum Aktionstag und den Veranstaltungsorten finden Sie auf www.gastro-liga.de.

Quelle: Gastro-Liga e. V.

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